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Nicht hoch genug. Marcus Ehning leistete sich zwei Abwürfe. Foto: Reuters

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EHNING NUR ZWÖLFTER: Springreiter bleiben ohne Medaille

London - Für die Entscheidung im olympischen Springreiten musste sich Marcus Ehning Luft verschaffen. Die Chance auf eine Medaille im Einzel war für den Mannschaftsolympiasieger von Sydney nach zwei Fehlern im letzten Durchlauf vertan – und so schmiss er seine Reiterjacke in die Ecke.

London - Für die Entscheidung im olympischen Springreiten musste sich Marcus Ehning Luft verschaffen. Die Chance auf eine Medaille im Einzel war für den Mannschaftsolympiasieger von Sydney nach zwei Fehlern im letzten Durchlauf vertan – und so schmiss er seine Reiterjacke in die Ecke. Im kurzärmeligen Hemd, aufgedreht wie ein Rennpferd, lief Ehning hinter den Tribünen im Greenwich Park durch den Sand. Vom Sieg des Schweizers Steve Guerdat im Sattel von Nino bekam der 38-Jährige nichts mehr mit. Silber sicherte sich im Stechen der Niederländer Gerco Schröder mit London gegen den Iren Cian O’Connor auf Blue Loyd.

Platz zwölf für Marcus Ehning im Einzel nach Rang zehn mit der Mannschaft wirkten niederschmetternd. „Das ist bitter und hart für uns“, kommentierte Bundestrainer Otto Becker das schlechteste deutsche Olympia-Ergebnis seit 84 Jahren. Hoffnungen auf eine bessere Zukunft ruhen nach den Erlebnissen von London nicht zuletzt auf Meredith Michaels-Beerbaum. Mit ihrer erst neunjährigen Stute Bella Donna schaffte es die Mannschaftsweltmeisterin von 2010 am Mittwoch nach Platz 23 in der ersten Runde zwar nicht bis ins Finale, die zwei Fehler am Wassergraben und in der Dreifachkombination nahm die 42-Jährige mit ihrem jungen Pferd aber als Lehrgeld hin. „Den zweiten Fehler habe ich gar nicht gemerkt“, sagte die gebürtige Kalifornierin, die ihr Pferd mit Hinweis auf das pralle olympische Programm in Schutz nahm: „Meine Stute ist es nicht gewohnt, an fünf Tagen solche schweren Prüfungen zu gehen.“

Unerfahrenheit seines Pferdes war im Fall von Marcus Ehning, dem zweiten aus der deutschen Springreiterequipe, der es ins Einzelfinale von London geschafft hatte und am Ende Zwölfter wurde, nicht der Grund für die langen Gesichter im deutschen Lager: Sein Hengst Plot Blue ist 15, sehr erfahren auf großen Championaten – und noch nach seinem fehlerfreien ersten Durchlauf gab sich Ehning zuversichtlich: „Plot Blue ist einfach ein Wettkampftyp, er hat sich hier von Tag zu Tag gesteigert." Doch im entscheidenden Moment war das Steigerungspotenzial dann erschöpft.

„Das ist ärgerlich, sehr ärgerlich“, murrte Ehning, nachdem er den ersten Frust einigermaßen überwunden hatte. Doch dann schaute der 38-jährige Groß- und Außenhandelskaufmann wieder positiv nach vorne und erklärte: „Ich bin dennoch zufrieden, weil das Pferd super Umläufe absolviert hat. Nach unserem ersten Abwurf wusste ich, dass es keine Medaille wird. Das ist schade, aber das Leben geht weiter – obwohl ich heute zu den Verlierern gehöre.“

Wie sie künftig wieder häufiger gewinnen, darüber wollen Deutschlands Springreiter bald beraten. „Insgesamt war das sehr enttäuschend“, meinte Becker zusammenfassend. „Wir hatten uns ganz klar mehr erhofft.“ Seine Zukunft als Bundestrainer ließ der 53-Jährige offen. Der Verband will die Zusammenarbeit jedoch fortsetzen.Andreas Morbach

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