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Sport: Ehrenamt Kontrolleur

China und seine Anstrengungen gegen Doping

Manchmal hängen Zhao Jian die Vorwürfe zum Hals heraus. Alle chinesischen Sportler würden dopen und irgendwo in den Weiten des Riesenlandes würde eine Heerschar von noch unbekannten Athleten für Olympia vorbereitet, außer Reichweite internationaler Kontrolleure. Solche Gerüchte streute zuletzt der australische Schwimmverband im Vorfeld der Weltmeisterschaften von Melbourne. Als Chef der Chinesischen Anti-Doping- Agentur (Cada) hat Zhao diese Vorwürfe schon oft gehört, zu oft, grummelt er. „Es ist alles so lächerlich. Wie will man denn in der heutigen Informationsgesellschaft jemanden verstecken? Unmöglich. Sie vertrauen unseren Bemühungen gegen Doping einfach nicht. Das einzige, was wir da tun können, ist, unsere Arbeit transparent zu machen.“ Zum Beweis, wie ernst er das meint, lädt er ausländische Journalisten ein, seine Dopingfahnder zu begleiten, „wann immer Sie wollen“.

Cong Jun ist einer der 300 Kontrolleure, die im Auftrag der Cada die Olympiakandidaten selbst in den entlegenen Provinzen kontrollieren. Diesmal allerdings ist sein Weg kurz, von der Cada-Zentrale am Rande des Pekinger Olympiaparks über den Platz zum Quartier der Judoka und Ringer. Cong Jun geht gemeinsam mit seiner jungen Kollegin He Xian, denn kontrolliert werden soll eine der Sportheldinnen des Landes, Xian Dongmei, Judo-Olympiasiegerin von Athen in der Klasse bis 52 Kilogramm.

Nach wenigen Fragen finden die beiden Dopingfahnder die Gesuchte im Speisesaal und lassen sie nicht mehr aus den Augen. Kurz danach sitzen alle in einem zum Massageraum umgestalteten Hotelzimmer. Auch Mannschaftsarzt Tan Jie ist gekommen, als Zeuge und um Auskunft zu geben über verabreichte Medikamente. Dopingfahnderin He begleitet Judoka Xian auf die Toilette, um jede Trickserei bei der Urinprobe zu verhindern – internationaler Standard, weiß He: „Viele Athletinnen sind nervös, wenn sie beim Urinieren beobachtet werden. Aber es geht nicht anders. Wir müssen sicher sein, dass wir alles genau sehen können. Bei Olympia wird es deshalb in den Badezimmern Spiegel geben.“

He hat in den letzten Wochen alles gelernt, wie geschummelt werden kann. Die Fremdenführerin hatte sich genauso als ehrenamtlicher Dopingfahnder beworben wie ihr älterer Kollege Cong Jun, im eigentlichen Beruf Lehrer: „Ich habe diese Aufgabe übernommen, weil ich Sport liebe. Heutzutage wird Doping ein immer größeres Problem. Ich aber bin für faire Wettkämpfe.“

Blutproben dürfe er nicht nehmen, erzählt Cong weiter, dafür fehle ihm die geforderte medizinische Zusatzausbildung. Die Urinproben wandern nun ins neue Pekinger Dopinglabor, von dem die Welt- Anti-Doping-Agentur sagt, es sei technisch auf dem neuesten Stand. Zuletzt überführte das Labor Wang Hongni. Eine Trainingskontrolle im August ergab erhöhte Testosteronwerte. Die Triathletin ist nun für zwei Jahre gesperrt und verpasst damit die Spiele in Peking.

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