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Sport: Ehrenhafter Abschied

Werder glaubt nach dem 0:3 gegen Lyon nicht mehr ans Weiterkommen in der Champions League

Frank Baumann erinnert sich noch an den nasskalten Dezemberabend des Jahres 1999, an das nicht einmal zu einem Viertel gefüllte Weserstadion und an die ausweglose Situation. 0:3 war Werder Bremen im Uefa Cup bei Olympique Lyon untergegangen, doch dann ereignete sich im Rückspiel wieder einmal das, was über Jahre häufig oft als „Wunder an der Weser“ tituliert wurde. 4:0 fegten die Bremer die Franzosen vom Feld, Baumann schoss dabei ein Tor, „es war ein einmaliges Spiel“, sagt der heutige Werder-Kapitän.

Fünf Jahre später taugt dieses Spiel nicht mal mehr als Mutmacher – obwohl die Bremer den ersten Vergleich mit Lyon erneut 0:3 verloren. Als Werder gestern vom Bremer Flughafen Richtung Lyon abhob, haben sich einige zwar wieder die Geschichte vom Dezember 1999 erzählt, doch für das heutige Aufeinandertreffen in der Champions League (20.45 Uhr/live auf Premiere) herrscht eher Ernüchterung vor. Tenor: Wunder lassen sich nicht beliebig oft wiederholen.

Zu groß war vor zwei Wochen die technisch-taktische Überlegenheit des Gegners, zu klein ist die Zuversicht selbst in Kreisen der Verantwortlichen. „Wir müssen eine bessere Leistung zeigen“, fordert Trainer Thomas Schaaf, „einfach besser Fußball spielen“, verlangt Manager Klaus Allofs. Zu leicht mache es Werder dem Gegner, „wir sind in entscheidenden Situationen oft nicht bei der Sache“. Eine Erkenntnis, die den Frankreich-Kenner Allofs nach dem Hinspiel gegenüber französischen Journalisten zum Ausspruch veranlasste: „C’est fini!“ Es ist vorbei.

Vom Weiterkommen reden die Bremer nicht. Selbst wenn Schaaf erwägt, mit dem genesenen Ivan Klasnic gar einen dritten Stürmer aufzubieten: Es geht heute vor allem darum, sich ehrenwert von der europäischen Bühne zu verabschieden. Wirtschaftlich waren die Auftritte allemal ein Erfolg: Die 13 Punkte in der Vorrunde und die Qualifikation fürs Achtelfinale haben Bremen mehr als zehn Millionen Euro eingebracht, doch sportlich fehlt es dem Deutschen Meister noch an Klasse. „Wir müssen auf diesem Niveau noch lernen“, sagt Abwehrchef Valerien Ismael, „das reicht gegen Gegner der zweiten Kategorie, aber nicht gegen Bayern oder Lyon.“ In Lyon könnten die Bremer ein zweites Mal an ihre Grenzen stoßen – es wäre der schmerzliche Abschied aus der Champions League und irgendwie die Gewissheit, dass inzwischen schon viel vom Ruhm und von der Reputation des Double-Gewinns verflogen ist.

Eine kleine Hoffnung bleibt den Bremern: Das ist die Schwäche ihres Gegners. Zweimal in vier Tagen hat Lyon zuletzt in Pokal und Meisterschaft gepatzt. „Wenn wir ein frühes Tor schießen, werden die nervös“, sagt Ismael. Kein Feldspieler Lyons war im Dezember 1999 dabei. Wohl aber Präsident Jean-Michel Aulas, der sich noch gut an Werders 4:0 erinnert. Schon vor zwei Wochen in Bremen sagte Aulas: „Dieser Abend ist erst perfekt, wenn wir eine Runde weiter sind.“

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