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Sport: Eifersucht und Neid

Bei Bayer Leverkusen wird der Ton immer rauer

Leverkusen. Geschockt von dem, was er eben erlebt hatte, versuchte Klaus Augenthaler gar nicht erst, das brutale Déjà-vu zu kaschieren. Zuvor hatte das Team des Leverkusener Trainers mit einem kläglichen Auftritt aufgewartet. Die 1:3-Niederlage gegen den VfL Bochum kam einer Demontage gleich. „Ich hatte das Gefühl, dass wir elf Einzelkämpfer auf dem Platz hatten“, sagte Augenthaler. Die in den letzten Wochen nach Niederlagen stereotyp abgegebene Erklärung, der Mannschaft fehle lediglich die Durchschlagskraft vor dem gegnerischen Tor, sie griff nach dieser Partie jedenfalls nicht mehr. „Die alten Symptome sind leider wieder aufgebrochen“, sagte Augenthaler. Das Bild, das die Mannschaft am Samstag abgegeben hatte, erinnerte in der Tat in vielen Details an die Karikaturen der letzten Saison, in der Bayer Leverkusen beinahe abgestiegen wäre.

Dann holte Augenthaler richtig aus und schlug wild um sich, verbal, versteht sich. Seitdem er in Leverkusen arbeitet, beobachtet er Eifersucht und Neid in seiner Mannschaft. „Man kriegt da sehr viel mit“, sagt Augenthaler. Die Gründe mag er nicht nachvollziehen. „Vielleicht geht es um schnellere Autos oder um hübschere Frauen, ich weiß es nicht“, sagt Augenthaler schulterzuckend. Ungewohnt offen verurteilte er, dass viele Spieler in seinem Kader versuchen würden, „die eigene Leistung in ein besseres Licht zu stellen“, es also an Selbstkritik und auch an Einstellung mangeln lassen. Das sind nun Dinge, die mit Augenthalers Philosophie vom Fußball nur schwer zu vereinbaren sind. „Jeder Spieler muss bei sich selbst anfangen“, findet Augenthaler, „seitdem ich hier bin, versuche ich zu predigen, dass Fußball ein Mannschaftssport ist“. Diese Predigten verfehlten jedwede Wirkung.

Aber Augenthaler musste sich ebenfalls Vorwürfe gefallen lassen. Alle im Stadion sahen, dass Jens Nowotny angeschlagen war – nur Augenthaler nicht. So wurde Nowotny viel zu spät ausgewechselt.

Kein Frage ist, dass das Verhältnis Augenthalers zu etablierten Nationalspielern gespannt ist. Durch seine harsche Kritik dürften sich die Fronten noch mehr verhärtet haben.

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