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Sport: Eigensinn mit Teamgeist

Mit seiner Leistung in Mainz empfiehlt sich Marko Pantelic für eine Festanstellung bei Hertha BSC

Berlin - Um ein bisschen mehr Berliner zu werden, musste Marko Pantelic erst einmal nach Mainz fahren. Seine Leistung beim 2:2 von Hertha BSC beim FSV Mainz 05 war ein ausgezeichnetes Integrationsprogramm. Es wurde hinterher auch über seine Tore geredet, schließlich erzielte Pantelic beim 2:2 seine ersten beiden Auswärtstreffer für Hertha BSC, und der Ausgleich per Kopf kurz vor Schluss war ein besonders attraktives. „Weltklasse“ nannte es unter anderem sein Trainer Falko Götz. Aber das war nicht alles. „Er hat auch sehr gut für die Mannschaft gearbeitet“, sagte Götz. Mit Toren und Teamgeist führt der bisweilen eigensinnige Stürmer offenbar gerade einen Klimawechsel herbei. „Er befindet sich auf dem Weg in ein hoffentlich noch lange anhaltendes Hoch“, sagte Götz.

Der Stürmer aus Serbien weiß nur zu gut, wie wichtig er zurzeit für seinen Klub ist. „Nur ganz kurz“ wollte er daher nach dem Spiel über seine beiden Tore reden. Wichtige Leute machen sich gerne rar. „Ich hatte schon so viele Chancen, seit ich für Hertha spiele“, sagt er. „Wenn ich die alle reingemacht hätte, dann hätte ich schon 50 Tore gemacht.“ In Mainz entstanden aus fünf Torschüssen immerhin zwei Tore – eine gute Quote. Wovon seine Treffsicherheit abhängt, das kann der 27-Jährige selbst nicht so genau sagen. „Irgendwann kommt es eben von alleine.“

Über ihn selbst kann dafür ein Restaurantbesuch einiges erzählen. Pantelic unterhält mit seinem Gespräch nicht nur den eigenen Tisch, auch die Gäste im Umkreis von vier bis fünf Metern können ihn deutlich verstehen, so laut spricht er manchmal. Einige von denen, die sich dadurch gestört fühlen, werden später entschädigt. Von wem Pantelic weiß, dass er auch nur im Entferntesten mit seinem Verein Hertha BSC zu tun hat, erlebt eine angenehm Überraschung: Marko Pantelic zahlt für alle.

Auf dem Fußballplatz ist der Angreifer ein bisschen so wie im Restaurant: Lautstark fordert er beinahe jeden Ball von seinen Mitspielern. Er wirkt dabei selbstverliebt wie viele gute Stürmer. Das ist die eine Seite. Die andere ist freundlich und zuvorkommend, etwa wenn Pantelic dem Schiedsrichter bei seinen Auswechslungen stets die Hand gibt, auch wenn er sich zuvor über Entscheidungen des Unparteiischen geärgert hat.

In Kürze werden die Berliner zeigen, wie groß ihre Wertschätzung für den Stürmer ist. Bis zum 15. April wird Hertha entscheiden müssen, ob der von Roter Stern Belgrad ausgeliehene Angreifer auch weiter für sie spielen soll. 1,5 Millionen Euro kostet eine dauerhafte Verpflichtung. Hertha könnte den Angreifer auch noch einmal ausleihen, diese Option gilt aber als unwahrscheinlich. „Ich würde gern in Berlin bleiben“, hat Pantelic nach dem Spiel in Mainz noch einmal gesagt. Manager Dieter Hoeneß sagte am Sonntag: „Wir werden jetzt viele Gespräche führen.“

Die Zahlen sprechen im Moment für Pantelic. Der 27-Jährige erzielte in 22 Spielen 9 Tore, das entspricht einer Quote von 0,41 pro Spiel. Michael Preetz hatte eine Quote von 0,43, er erzielte in 195 Bundesligaspielen 84 Tore für Hertha. Nicht erst seitdem Preetz seine Karriere 2003 beendete, suchten die Berliner erfolglos nach Ersatz. Nur der Brasilianer Alex Alves schaffte mit 0,31 eine ähnlich gute Torquote, er traf in 81 Spielen 25-mal. Alle anderen Angreifer, ob Fredi Bobic, Artur Wichniarek oder Luizao, setzten sich in Berlin nicht durch – obwohl sie bei anderen Klubs ihre Qualitäten gezeigt hatten. Sie scheiterten unter anderem am hohen Erwartungsdruck in Berlin und klagten über zu wenig Flanken. Pantelic hat das nie getan, selbst als er neun Spiele hintereinander nicht getroffen hatte. Als dann allerdings der in der Winterpause ausgeliehene Vaclav Sverkos statt Pantelic spielen durfte, beschwerte sich der Serbe und forderte öffentlich mehr Spielzeit.

Marko Pantelic kann auch unbequem werden. Seine größte Schwäche auf dem Feld ist, dass er nicht mit links schießen kann. Schon in der Winterpause hatte Manager Hoeneß erzählt, „dass wir ihm gesagt haben, er soll auch in seinem Alter noch daran arbeiten“. Gegen Mainz vergab er eine gute Möglichkeit mit dem linken Fuß. Aber Pantelic verzieht das Gesicht und wird laut, sobald er darauf angesprochen wird. „Natürlich kann ich mit links schießen“, sagt er. „Das letzte Tor, dass ich in Serbien und Montenegro erzielt habe, war mit links, und die Leute waren begeistert davon.“ Kritik hört er nicht gerne. Seine größte Stärke auf dem Platz ist sein unerschütterliches Selbstbewusstsein, er hadert nicht. Dafür strahlt er zu jeder Zeit Gefahr für das Tor aus, seine Körpersprache zeugt von Siegeswillen. In Serbien und Montenegro war Pantelic in der vergangenen Saison mit 21 Treffern Torschützenkönig.

Innerhalb der Mannschaft wird der Serbe manchmal als Diva bezeichnet. Weil er während der Hinrunde in der Woche gern mit dem Training aussetzte, für die Spiele am Wochenende aber wie durch ein Wunder wieder fit wurde. Weil er von sich nur in den höchsten Tönen spricht. Nach seiner Leistung in Mainz hat das sein Trainer für ihn übernommen.

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