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Sport: Ein Aufstieg erster Klasse

Drei Spieltage vor Saisonende schaffen die Handballer der Füchse Berlin den Sprung in die Bundesliga

Berlin - Als sich Bob Hanning gestern gegen vier Uhr in der Frühe im „Felix“ verabschiedete, hatte er „nicht den Eindruck, dass mir bald noch jemand folgen würde“. Während sich der Manager der Füchse Berlin in Richtung der Geschäftsstelle am Gendarmenmarkt auf den Weg begab, wo er einfach nur so noch mal vorbeischauen wollte, machten die Spieler des bisherigen Handball-Zweitligisten die Nacht zum Tag. In der Diskothek des Hotel Adlon feierten sie, wofür sie fast zwei Jahre gekämpft, gelitten und worauf sie sehnlichst gehofft hatten: den Aufstieg in die Erste Bundesliga, die stärkste Handball-Klasse der Welt.

Niemand hatte daran gezweifelt, dass der Aufstieg beim Tabellenletzten Augustdorf/Hövelhof perfekt gemacht werden würde, aber dennoch brachen nach dem 36:23 alle Dämme. Die dunkelgrünen T-Shirts mit der Aufschrift „ERSTKLASSIG“ waren schon auf der Auswechselbank verteilt worden, als das Spiel noch lief. Nach dem Abpfiff blieb keines davon trocken, so intensiv waren die Champagnerduschen. „Da war plötzlich der ganze Druck weg, den wir uns teilweise auch selbst gemacht hatten“, beschreibt Konrad Wilczynski die Minuten danach. Zu diesem Zeitpunkt wusste noch niemand, dass Stralsund in Varel 26:29 verloren hatte und damit auch theoretisch die Füchse nicht mehr gefährden kann. „Das Torverhältnis war für uns ohnehin so klar, dass es egal ist, ob wir drei Spieltage vor Saisonende nun sechs oder acht Punkte vor Stralsund liegen“, erklärt Hanning.

Dass nach dem Aufstieg in die Erstklassigkeit „die Zahl der Schulterklopfer mit jedem Tag größer“ wird, ist sich Bob Hanning sicher. Das 1,69 Meter große Energiebündel kennt das Geschäft nur zu gut, er hat auf seinen Trainerstationen Cronenberg, Solingen, Wuppertal, Willstätt/Schutterwald und Hamburg genug erlebt. Nun fungiert er offiziell als Füchse-Geschäftsführer, aber wesentlich anders ist die Situation für ihn auch nicht. Erst rettete er dem 2005 noch Reinickendorfer Füchse heißenden Verein mit Hilfe eines Hamburger Staranwalts die Lizenz, dann verhinderte er in der vergangenen Saison gerade noch den Abstieg – und letztlich sorgte er für den Aufstieg. Nach den Niederlagen gegen Schwerin und Stralsund hatte er sich wieder mit Besserwissern, Zweiflern und Neidern auseinanderzusetzen.

Er ließ sich davon ebenso wenig beeindrucken wie Füchse-Trainer Jörn-Uwe Lommel, der selbst das Spiel gegen Augustdorf/Hövelhof akribisch vorbereitete. Als die Spieler in der Woche den neuen Füchse-Song aufnahmen, fehlte Lommel mit der Begründung: „Ich muss Videos für das Spiel auswerten.“ Lommel war am Samstagabend auch anzumerken, dass ihm die Last der letzten Monate von den Schultern fiel. „Hinter uns liegen zwei Jahre härtester Arbeit, die nun belohnt wurde. Gegen alle Skepsis und Zweifel im Vorfeld haben wir uns durchgesetzt, das macht schon sehr stolz“, sagte der Aufstiegstrainer glücklich. Der 49-Jährige war vor seinem Engagement bei den Füchsen bereits vier Mal in die Erste Liga aufgestiegen, drei Mal als Spieler und einmal als Trainer in Nettelstedt.

Kapitän Daniel Brack vergaß in der ganzen Feierlaune nicht, dass es viele gab, die am Potenzial der Mannschaft gezweifelt hatten. „Aber das Team hat sich gefunden, gemeinsam für das Ziel gekämpft und am Ende alles richtig gemacht“, verkündete er stolz. Obwohl nun „die ganze Spannung weg ist“, versprach er für den 19. Mai einen großen Saisonabschluss. Schon heute gibt es kaum noch Karten für das letzte Zweitligaspiel gegen Ahlen, für das Bob Hanning eine volle Max- Schmeling-Halle mit fast 10 000 Zuschauern erwartet. Er sieht das Spiel auch als eine „Werbekampagne für die kommende Saison“ an. 15 Jahre dürstete Berlin nach einem Erstliga-Team, nun werden sie kommen – aus Kiel, Flensburg, Gummersbach oder Hamburg. Wer hätte das vor zwei Jahren gedacht?

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