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Aus und vorbei. Die Blackhawks haben gewonnen.

© Schreiner

Ein Besuch bei den Chicago Blackhawks: Schulternzucken in der Windstille

Am Sonntag spielen die Blackhawks bei den Eisbären. Zu Hause ist das Team in Chicago. Unser Autor erinnert sich an seinen Besuch in der Halle.

Chicago ist eine sportverrückte Stadt. In den Kneipen läuft fast jeden Abend ein Spiel von einem der lokalen Klubs und im Winter, der in Chicago besonders kalt und lang ist, bekennen sich die Einwohner am Lake Michigan durch ihre Mützenwahl zu ihrem Lieblingsverein.

Die Auswahl ist groß, denn es gibt es viele weltbekannte und erfolgreiche Vereine in Chicago. Da wären zum Beispiel die Chicago Bulls, das Basketballteam, das dank Michael Jordan in den 90er Jahren die NBA dominierte. Oder da wären die Chicago Cubs, das Baseballteam, nach dessen Sieg der World Series 2016 etwa fünf Millionen Menschen auf den Straßen der Stadt feierten. Und dann gibt es die Chicago Blackhawks, das Eishockeyteam, bei dem die Stimmung so gut ist wie bei keinem anderen Verein in der Stadt.

Das ist zumindest meine Meinung – und ich habe während eines Auslandsstudiums in Chicago so viele Stadien und Hallen ausprobiert wie möglich. 

Am Sonntag (19.30 Uhr) nun spielen sie ihr letztes Vorbereitungsspiel auf die NHL-Saison in Berlin bei den Eisbären in der Arena am Ostbahnhof, es wird bestimmt ein Erlebnis für die Zuschauer, aber ob es an Chicago herankommt? Ich habe schon ein Heimspiel der Blackhawks erleben dürfen, es war unvergesslich.

Es ist ein verregneter und kalter Abend im März 2018, als ich vor dem riesigen United Center stehe, wo die Blackhawks ihre Heimspiele austragen. Zu Gast sind die Colorado Avalanche. Für Chicago läuft die Saison schlecht, das Team steht auf dem letzten Platz der Central Division und wird einige Tage später erstmals nach neun Jahren die Playoffs der NHL verpassen.

Den Fans ist das nicht so wichtig. Sie strömen in übergroßen rot-weißen Trikots in die Arena, fahren mit den Rolltreppen in ihre Etage und nehmen, teils mit einem Hot Dog in der Hand, Platz auf ihrem Sitz. 21.508 Menschen sollen es insgesamt sein, die riesige Halle ist fast ausverkauft.

Der Klub hat den „best goal song in NHL“

Das erste Mal richtig laut wird es schon vor dem Anpfiff, gemeinsam und im Stehen singen die Fans die Nationalhymne der USA. Auf die Eisfläche wird die Landesflagge projiziert, die sich dank einer Animation sogar bewegt, als würde sie im Wind wehen. Dabei weht hier glücklicherweise mal kein Wind, die Halle bietet Schutz in der als „Windy City“ bekannten Stadt, wo ja sonst alle frieren.

Vor dem Anpfiff wird gemeinsam die Nationalhymne gesungen.
Vor dem Anpfiff wird gemeinsam die Nationalhymne gesungen.

© Schreiner

Nach der Hymne geht es los, viele Fans bleiben einfach stehen und feuern die Blackhawks an. Sie sind sowieso glücklich mit ihrem Team, das ihnen in der Vergangenheit so viel Grund zur Freude gegeben hat. 2015 gewann der Klub noch den Stanley Cup. Daran erinnern große Banner, die unter dem Hallendach hängen.

Als die Blackhawks erstmals treffen, wird auf den Rängen getanzt. Die Tormelodie ist der Song „Chelsea Dagger“ von The Fratellis. „Dödöpdödöpdödödödödöp“, singen die Fans und die Melodie bietet sich perfekt an, abwechselnd mit dem rechten und dem linken Arm in der Luft zu wedeln oder zumindest mit den Schultern hin- und herzuzucken. Mittlerweile wurde der Song von der US-amerikanischen Zeitschrift „Sports Illustrated“ sogar zum „best goal song in NHL“ gekürt.

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Das Powerplay wird präsentiert von einem Klempner-Service.
Das Powerplay wird präsentiert von einem Klempner-Service.

© Schreiner

Und in der ersten Drittelpause ehrt der Verein Veteranen, die im Zweiten Weltkrieg gekämpft haben, die Fans applaudieren begeistert. In der zweiten Drittelpause duellieren sich dann zwei Gruppen von Kindern in einem Staffellauf – oder besser Staffelskating – auf dem Eis.

Weil Colorado noch ausgleicht, geht es in die Overtime. Die dauert aber nur neun Sekunden, dann trifft Jonathan Toews zum 2:1 für Chicago. Und sofort dröhnt wieder Chelsea Dagger aus den Boxen, die Schultern zucken hin und her und wo es draußen doch so kalt und ungemütlich ist, möchte man am liebsten in der Halle bleiben – ganz egal, wie die Saison sonst läuft.

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