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Sport: Ein bisschen Boot und viel Spaß - 80 Nachwuchssegler aus 13 Nationen kämpften auf dem Wannsee um den Wind

Gleich kippt das Boot um. Draußen ist es ziemlich frisch, und das Wasser herbstlich kalt.

Gleich kippt das Boot um. Draußen ist es ziemlich frisch, und das Wasser herbstlich kalt. Die kleine Segelyacht bäumt sich auf, schon droht Wasser hinein zu laufen. Unbedarften Zuschauern verschlägt es die Sprache. Die jungen Kapitäne in ihren schwimmenden Badewannen hingegen können angesichts solch übertriebener Sorge nur müde lächeln. Schwups, schnell rüber auf auf die andere Schiffsseite gesprungen, und schon ist das Gefährt wieder im Lot. Schließlich sind wir hier beim "12. European Opti Team Cup 1999" des internationalen Segelnachwuchses auf dem Wannsee.

2,35 Meter lang, 1.15 Meter breit, vielleicht zwei Quadratmeter Segelfläche: In diesen "Optimisten"-Böotchen schaukelte der Sportlernachwuchs vergangenes Wochenende übers Wasser. Eingeladen hatten der Potsdamer Yacht Club und der Segler-Club Gothia, gekommen waren rund 80 Teilnehmer zwischen 12 und 15 Jahren aus 13 Nationen: Amerika und Kroatien, Polen und den Niederlanden, Norwegen und Schweden, der Tschechischen Rebulik und Slowenien. Mikhail Vaulin ist extra aus Russland angereist.

Vor dem Rennen strahlte der blonde Zwölfjährige mit dem "RUS 100" im Segel noch über beide Wangen, nach dem Ende der Vorläufe hat sich seine Miene merklich verfinstert. Dunkle Wolken über der Regattastrecke, dunkle Miene auch auf Mikhails Gesicht. "Die anderen haben sich nicht an die Regeln gehalten", brummelt er in gebrochenem Englisch da draußen auf dem Wasser. Aber die rote Protestflagge, die der pessimistische Optimist über seinem Regenzeug trägt, hat er nicht gezogen. Schließlich verfliegt die trübe Stimmung - und der Groll übers eigene Abschneiden. Das Team aus Russland belegt beim europäischen Mannschaftsentscheid schließlich den fünften Platz. Den Sieg segeln mit Abstand die Polen nach Hause, dann folgt das deutsche Team, dritte werden die Italiener.

"Beim Team-Cup zu segeln, ist was völlig anderes, als alleine an den Start zu gehen", sagt Christopher Lorenz aus der neunten Klasse des Zehlendorfer Arndt-Gymnasiums, Berliner Meister und Mitglied des Nachwuchskaders. Da gibt es allerlei List und Tücke zu See: Das "Abdecken auf der Zielkreuz" - sprich: der eine setzt sich vor den anderen und stiehlt ihm einfach den Wind. Manch einer stoppt plötzlich vorm Ziel, um seinen Kameraden vorzulassen. Denn es gibt verschiedene Gewinnkombinationen, die zum Sieg führen können.

Beim "Opti Cup" geht es aber nicht nur um Sieg und Ehre. Im Vereinshaus klingt amerikanischer Slang von der Theke herüber, draußen auf der Terrasse klönen die Dänen. Völkerfreundschaft bei fünf Windstärken. Luise Vang Christensen, eines des wenigen Mädchen, vertraut auf ihr "Didl-Maus"-Maskottchen, das in der Brusttasche Wind und Wellen trotzt. Sonst segelt die 14-Jährige "ja auf dem Meer, so richtig die Wellen hoch und runter". Die internationalen Gäste wohnen bei Familien in Berlin - und umgekehrt, wenn es zu Wettkämpfen ins Ausland geht. Christopher war schon in Italien und Belgien. "Ich bin meinen Trainern total dankbar, dass sie mir das Alles ermöglichen."

Wenn der Jugendliche nicht im Opti sitzt, spielt er Klavier. "Am Segeln macht mir Spaß, dass man draußen ist, im frischen Wetter." Im Winter allerdings muss der Gymnasiast der Temperaturen wegen wohl auf die musikalischen Fingerübungen ausweichen - der Seglernachwuchs trifft sich vornehmlich zum Konditionstraining, dann eben in der Sporthalle.

Opti-Segeln bieten viele Berliner Segelvereine (Infos: 89 38 42 0) an. Die Kinder sollten nicht jünger als sieben Jahre alt sein und müssen den Freischwimmer besitzen, sagt Cornelia Hauptmann vom Veranstalter. Die Boote sind unsinkbar, aber damit sich die Kinder zur Not selbst behelfen können, üben sie auch Kentern. Das brauchten die Kontrahenten am Wochenende nicht. Jedes Team segelt gegen jedes, insgesamt wurden 120 Vorrunden-Wettfahrten absolviert, dann kamen das kleine und große Finale, schließlich die Siegerehrung und Party.

Kein Wunder, dass den einen oder anderen kleinen Optimisten da mitunter die Kraft verlässt. Die ehrenamtliche Helferin Cornelia Mügge hat schon erlebt, "dass die Kinder uns gleich nach dem Rennen noch im Boot einschlafen, wenn wir sie abholen."

Annette Kögel

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