zum Hauptinhalt

Sport: Ein bisschen Hoffnung

Es wird wieder über Fußball geredet: Der 1. FC Union empfängt heute Bayer Leverkusen im DFB-Pokal – und will mit den Einnahmen neue Spieler holen

Berlin. Natürlich hat Ralf Büttner tolle Argumente, um den 1. FC Union in der Wirtschaftsbranche als „starke Marke“ zu verkaufen. Der Verein stehe für ein „Pfund Ehrlichkeit“, sei einer von nur vier Profiklubs aus dem Osten, „und trotzdem nicht zu ostlastig“. Das spreche doch für sich. Für Union.

Büttner muss so reden, er ist der Marketingchef des Fußball-Zweitligisten und Präsidiumsmitglied. Doch so gut seine Argumente auch sein mögen, Büttner erkennt die Grenzen: Im Stadion an der Alten Försterei sind noch vier Werbebanden zu verkaufen. Sehr lukrativ, im Schwenkbereich der Fernsehkameras. Kosten: 6500 Euro.

Vielleicht werden auch diese bald verkauft. Heute Abend (19 Uhr) spielt der Klub in der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen den Bundesliga-Spitzenreiter Bayer Leverkusen. „Das wird eines unserer schönsten Spiele“, sagt Büttner. Das Pokalspiel ist für Union Werbung und Imagepflege. Und kurzfristig bringt es auch noch Geld in die Kasse.

Vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) erhält jeder Klub für das Erreichen der zweiten DFB-Pokal-Runde 125 000 Euro an Fernsehgeldern. In der dritten Runde würde sich dieser Betrag verdoppeln. Und da für das Pokalspiel gegen Leverkusen schon 13 500 Karten verkauft wurden, sagt Unions Präsident Jürgen Schlebrowski, dass diese Einnahmen „neue Gedankenspiele erlauben“.

Unions Trainer Mirko Votava wünscht sich seit Wochen „zwei gestandene Profis für meine Mannschaft“. Das hat er auch nach dem 1:0-Sieg gegen Arminia Bielefeld am Sonntag noch einmal wiederholt. Bielefeld war Tabellenerster, Union Letzter – trotzdem sollte das Ergebnis nicht überbewertet werden. „Wir haben im zehnten Saisonspiel das erste Mal richtig Glück gehabt haben“, sagte Votava. „Der Sieg war eine tolle Sache fürs Selbstvertrauen, aber wir haben noch nichts erreicht.“

Intern werden noch andere Gründe genannt, nicht nur sportliche. Viele der im Sommer verpflichteten Fußballspieler würden doch nur absoluten Kennern der Liga ein Begriff sein. Union müsse wieder an Profil gewinnen und die Mannschaft mit echten Typen auftreten, so wie es früher war, als Ronny Nikol, Sven Beuckert oder Steffen Menze bei Union unter Vertrag standen.

Sie waren die Spieler in der erfolgreichsten Zeit des Klubs. 2001 stand der 1. FC Union – als Regionalligist – im Endspiel des DFB-Pokals und durfte trotz der 0:2-Niederlage später sogar am Uefa-Cup teilnehmen, weil Finalgegner Schalke schon für den Europapokal qualifiziert war. Auf etwas mehr als zwei Millionen Euro beliefen sich die Einnahmen damals. Von diesem Geld ist heute genau so wenig übrig geblieben wie vom frechen Image.

Die Verbindlichkeiten liegen immer noch bei fast neun Millionen Euro. Und wegen der schlechten Tabellensituation wird Union am Jahresende viel Geld fehlen. Zu der wirtschaftlichen Situation kamen jetzt noch die Streitereien in der Führung hinzu, die darin gipfelten, dass zunächst Präsident Heiner Bertram entlassen wurde und die beiden Vorstandsmitglieder Bernd Hofmann und Armin Friedrich zurücktraten. Viele Sponsoren waren daraufhin verunsichert und wollten ihr Engagement überdenken. Gestern Abend lud Unions Aufsichtsrat deshalb zu einer Gesprächsrunde. Eines wolle man deutlich machen, sagt Marketingchef Büttner. Die Sponsoren unterstützen nie einen Präsidenten, „sondern immer eine Marke“. Nur hat sich für die zuletzt kaum mehr jemand interessiert.

André Görke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false