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Sport: Ein bisschen Spannung

Der HSV besiegt Gladbach 2:0 und liegt nur noch vier Punkte hinter den Bayern

Von Karsten Doneck, dpa

Sascha Kirschstein drehte dem Schützen den Rücken zu. Der Torwart des Hamburger SV wollte partout nicht zusehen, wie sein Kollege Rafael van Vaart den Foulelfmeter trat. Pech für Kirschstein. Er bekam erst mit, dass seine Mannschaft im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach nach einer guten halben Stunde in Führung gegangen war, als der Jubel vor ihm auf der Nordtribüne losbrach. Den Strafstoß, verursacht von Gladbachs Torwart Kasey Keller an Sergej Barbarez, hatte van der Vaart sicher verwandelt. Kurz vor Schluss legte der eingewechselte Naohiro Takahara noch den zweiten Treffer nach. 2:0 (1:0) bezwangen die Hamburger in der mit 57 000 Zuschauern ausverkauften AOL-Arena die Gladbacher, und nun werden sie richtig frech beim HSV. „Wenn wir jetzt die letzten fünf Spiele alle gewinnen, dann werden wir Meister“, verkündete ebenso forsch wie selbstbewusst David Jarolim.

Die Hoffnung des Hamburger Mittelfeldspielers beruht nicht nur auf der eigenen Stärke, sondern auch darauf, dass der Tabellenführer aus München schwächelt. „Die Bayern, die wackeln, ganz klar“, sagt Jarolim. Und er schlussfolgert noch einmal: „Warum sollen wir nicht Meister werden – wenn alles passt?“ Thomas Doll, dem HSV-Trainer, gehen solche traumhaften Zukunftsvisionen noch nicht so leicht über die Lippen. Als er gefragt wurde, wie er die Meisterschaftschancen seiner Mannschaft beurteile, hob er zwar an: „Die sind ganz groß, wir liegen ja vier Punkte vor den Bayern ...“, hielt dann aber inne, lächelte und fügte hinzu: „Nein, Spaß beiseite. Wir wollen erst einmal unseren zweiten Platz festigen. Alles andere liegt doch sowieso nicht in unseren Händen.“

Drei Punkte vor dem Dritten Werder Bremen, gar neun Punkte vor dem Vierten Schalke 04 – zumindest die Lage des HSV im Gerangel um die Champions-League-Teilnahme ist fünf Spieltage vor Schluss vielversprechend. Dazu trug auch der Erfolg gegen Gladbach bei. Der war keineswegs meisterlich herausgespielt, aber verdient. An dem Elfmeter, der die Führung brachte, nörgelte Gladbachs Trainer Horst Köppel herum: „Den braucht man nicht zu geben. Das war doch von unserem Torwart eine ganz natürliche Bewegung zum Ball.“

Die Halbzeitführung der Hamburger war aber allemal verdient, zumal Ailton schon nach einer Viertelstunde mit einem Schuss nur den Innenpfosten des Borussen-Tores getroffen hatte, und kurz zuvor schon Benjamin Lauth am starken Keller gescheitert war. Nach der Pause ließ der HSV nach, schaltete auf Ergebnisverwaltung um. Für Doll war diese Haltung durchaus lobenswert. „Wir spielen nicht mehr durchgängig Hurrafußball, das zeichnet uns aus. Wir haben in der zweiten Halbzeit die Ordnung behalten, sehr kompakt gestanden“, sagte der Trainer. Torchancen der Borussia blieben in der Tat rar, aber auch vom HSV ging kaum noch Gefahr aus. Das 2:0 durch Takahara in letzter Minute war mehr eine Folge davon, dass die Gladbacher zugunsten ihres Drängens auf den Ausgleich die Abwehrarbeit völlig vernachlässigten.

Für Thomas Doll war das Ergebnis auch ein schönes Geschenk. Der HSV-Trainer feierte gestern seinen 40. Geburtstag. Er wolle „abends mit der Familie schön essen gehen“, sagte Doll. In die Reihe der Gratulanten reihte sich auch Gästetrainer Horst Köppel ein. Der alte Charmeur ließ Doll wissen: „40 Jahre – so jung möchte ich auch noch mal sein.“ Und sprach dann Doll direkt an: „Du hast dich gut gehalten, bist 40, siehst aber aus wie neunundreißigdreiviertel.“ Zumindest das Scherzen war den Gladbachern nicht vergangen.

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