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Sport: Ein bisschen Versöhnung

Der glückliche 2:1-Sieg über Eintracht Frankfurt hilft vor allem Hannovers Trainer Mirko Slomka

Von Christian Otto

Der Held des Tages genoss den Sieg mit einem ernsten Gesicht. „Wir haben heute alle dafür gekämpft, dass es hier wieder ruhiger wird“, sagte Didier Ya Konan. Der Ivorer im Team von Hannover 96 hatte sein Team zu einem 2:1 (1:1)-Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt geköpft. Der entscheidende Treffer von Ya Konan in der 75. Minute sorgte vor allem dafür, dass Hannovers Trainer Mirko Slomka wieder ein wenig aus der Schusslinie kommt. Aufgrund interner Streitigkeiten und dem peinlichen Pokal-Aus beim Viertligisten Elversberg war schon vor dem ersten Spieltag der Fußball-Bundesliga über die drohende Entlassung des 42-Jährigen spekuliert worden. „Der Druck war massiv, aber wir können ihm Stand halten“, sagte Slomka.

Die ausgelassenen Jubelszenen nach dem Abpfiff, die 37 212 Zuschauer in Hannover bestaunen durften, waren verständlich. Denn der ersehnte Heimsieg für 96 war äußerst glücklich zustande gekommen. Eintracht-Trainer Michael Skibbe empfahl seinen Spielern, sich an die eigene Nase zu fassen, um die Niederlage zu ergründen. Nach einer überzeugenden ersten Halbzeit waren die Frankfurter immer lethargischer aufgetreten. Erst in der Nachspielzeit, als Marco Russ einen Kopfball an den Pfosten setzte, war wieder ein wenig Entschlossenheit zu entdecken. Auf den 0:1-Rückstand, für den Hannovers Konstatin Rausch in der 21. Minute mit einem Distanzschuss gesorgt hatte, antwortete Benjamin Köhler mit seinem Schuss zum 1:1. Aber nach dem Seitenwechsel war Gastgeber Hannover die agilere Mannschaft und ließ sich nicht beirren. „Wir mussten die Katastrophe im Pokal einfach vergessen. Dafür war dieser Sieg genau richtig“, sagte Torschütze Ya Konan.

Wie in Hannover die Leistungen auf dem Platz ausfallen, ist das eine. Was dann aber meistens hinter den Kulissen passiert, macht aus diesem Verein keinen normalen Klub. Präsident Martin Kind freute sich über den Auftaktsieg des 96-Teams, empfahl gestern aber vor allem seiner sportlichen Leitung, „in diesem Geschäft Stehvermögen zu beweisen“. Slomka liefert sich mit Sportdirektor Jörg Schmadtke seit Wochen ein hausinternes Scharmützel, das auch noch öffentlich ausgetragen wurde. Der Trainer möchte bessere Spieler, der Sportdirektor möchte bessere Arbeit des Trainers mit den vorhandenen Spielern. Dass das Bundesliga-Debüt des Portugiesen Carlitos gestern nach nur 35 Sekunden mit einem Kreuzbandriss endete, wird die Personaldebatten erneut entfachen. Dass Slomka den aus seiner Sicht im Training erneut enttäuschenden Jan Schlaudraff erst gar nicht für das erste Heimspiel nominiert hatte, natürlich auch.

Die Erkenntnis des ersten Spieltages in Hannover ist, dass sich die Mannschaft mit ihrem Ruf als ganz ernsthafter Bewerber für den Abstieg nicht abfinden will. Aber es ist auch offensichtlich geworden, dass es auf Dauer nicht reichen wird, ohne einen Mann mit Spielmacher-Qualitäten wie Schlaudraff die Konkurrenz niederringen zu wollen. Klubchef Kind hat wegen der Verletzung von Carlitos bereits seine Bereitschaft signalisiert, noch einen echten Regisseur zu verpflichten – und zwar bevor Slomka überhaupt laut danach gefragt hat.

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