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Sport: Ein bisschen Weltmeister

Rustam Kasimdschanow gewinnt die Schach-WM

Rustam Kasimdschanow ist neuer Weltmeister des Weltschachbundes Fide. Der 24-jährige Usbeke besiegte gestern Nachmittag in Tripolis/Libyen den Briten Michael Adams im Stechen mit 1,5:0,5 Punkten. Kasimdschanow gewann die erste Schnellpartie, die zweite endete remis. Nach sechs regulären Partien hatte es 3:3 gestanden. In der ersten Stichpartie stand der Usbeke, der für Solingen in der Bundesliga spielt, zunächst auf Verlust, doch Adams konnte seinen Vorteil nicht nutzen. Schon am Vortag, in der sechsten regulären Partie, fehlte dem Briten nur ein Zug zum Titelgewinn (siehe Analyse).

Die wegen der Absagen vieler Stars umstrittene WM war allerdings nur ein Schritt auf der Suche nach dem wahren Weltmeister. Der nächste folgt im September, dann ermitteln Wladimir Kramnik und Peter Leko in Brissago/Schweiz den Champion im klassischen Schach. Anschließend soll der Weltranglistenerste Garry Kasparow gegen Kasimdschanow spielen. Die Analyse der sechsten Finalpartie Kasimdschanow – Adams:

1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 4. La4 (Kasimdschanow variiert gerne die Eröffnungen. In der vierten Partie hatte er mit 4.Lxc6 Erfolg, mit der Abtauschvariante der spanischen Partie.) 4...Sf6 5. 0–0 Le7 6. Te1 b5 7. Lb3 0–0 8. d4 (Umgeht 8.c3 d5, Adams’ bevorzugtes Marshall-Gambit.) 8...d6 9. c3 Lg4 10. Le3 exd4 11. cxd4 Sa5 12. Lc2 c5 13. h3 cxd4 14. Lxd4 Lh5 15. g4 Lg6 16. Sc3 Tc8 (Während Kasimdschanow bisher à tempo zog, investierte Adams allein für diesen Zug fast eine halbe Stunde Bedenkzeit. Es galt, einen Plan zu entwerfen; Schwarz entscheidet sich, das befreiende ...d5 vorzubereiten. Die gute Alternative war 16...Sc4, z.B. 17.b3 Sa3 18.Ld3 b4 19.Sd5 Sxd5 20.exd5 Lxd3 21.Dxd3 Sb5.) 17. Tc1 Sc6 18. Le3 Sb4 19. Lb1 d5 20. e5 Se4 21. Se2 Sc5 (Nun muss sich Weiß von seinem Läuferpaar trennen, denn ins Loch auf d3 sollte sich kein schwarzer Springer setzen dürfen.) 22. Lxc5 Txc5 23. Txc5 Lxc5 24. Sf4 Db6 25. Tf1! (Scheinbar bescheiden, in Wirklichkeit stärker als 25.Te2?! Le4! Adams’ Aufgabe ist nun, nach 25.Tf1, nicht so leicht, wie es auf den ersten Blick erscheint. Mit 26.a3 Sc6 27.Sxd5 droht der d-Bauer zu fallen. Zwar könnte er diesen schützen, z.B. mit 25...Lxb1 26.Dxb1 Td8, dann würde es aber nach 27.Sg5 g6 28.e6 ungemütlich für den Briten. Deswegen entschließt er sich, den Bauern zu geben und führt eine Stellung mit ungleichfarbigen Läufern und Remischancen herbei.) 25...Le4 26. a3 Sc6 27. Sxd5 Lxd5 28. Dxd5 Sd4 29. Kg2 Sxf3 30. Dxf3 g6 31. b4 Ld4 32. De4 Lb2 33. Td1 Td8 34. Txd8+ Dxd8 35. La2 De7 36. e6?! (Etwas genauer war 36.Da8+ Kg7 37.e6 fxe6 38.Dxa6 Kf6 39.Dc6.) 36...fxe6 37. Da8+ Kf7 38. Dxa6 Dd7 39. g5 Ke7 40. Da8 Ld4! (Nun muss Weiß mit dem Einschlag auf f2 rechnen.) 41. Dg8?? (Ein schlimmer Fehler. Mit 41.De4 hätte Kasimdschanow weitere Gewinnversuche unternehmen können.) 41...Dc6+ 42. Kg3 Lxf2+?? (Adams übersieht seine Zufallschance und wickelt zu einem ewigen Schach ab. Stattdessen hätte er mit dem kräftigen Damenmanöver 42...De4! die Partie und zugleich den WM-Titel gewinnen können; denn nach 43.Dxh7+ Kf8! würde 44...Le5+ drohen und ein baldiges Matt, dem der weiße König kaum hätte ausweichen können, z.B. 44.Dh6+ Lg7 45.Dh4 Le5+ 46.f4 De1+ 47.Kg4 De2+ 48.Kg3 Lc3 49.Dh6+ Ke7 50.Dh7+ Kd6 nebst 51...Le1+. Oder 44.Kh2 Df4+ und 45...Dxf2+ nebst matt.) 43. Kxf2 Dc2+ 44. Ke3 remis.

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