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Sport: Ein Coach für die letzten Geheimnisse

Wie die Formel 1 nach Verbesserungen fahndet.

In vielen Sportarten ist es völlig normal, dass Spitzensportler ihren eigenen Coach haben. Als Mentor, Betreuer, Mentaltrainer, Ansprechpartner in schwierigen Situationen, was auch immer. Auch im Top- Management sind solche Coaches heute gang und gäbe. Nur in der Formel 1 haben viele erst einmal die Nase gerümpft, als Williams jetzt den Österreicher Alexander Wurz als Mentor für die beiden noch relativ unerfahrenen Piloten Pastor Maldonado und Bruno Senna verpflichtet hat.

Wurz, ein ehemaliger GP-Pilot bei Benetton, lange Testfahrer für McLaren und zum Ende seiner Karriere für Williams unterwegs, hat schon Coaching-Erfahrung in Nachwuchsserien im Motorsport, aber auch in anderen Sportarten. Zum Beispiel führte er ein eigenes Mountainbike-Team an die Spitze. Er kann den Spöttern, die fragen, warum junge Formel-1-Piloten noch einen Fahrlehrer brauchen, nur kopfschüttelnd entgegenhalten: „Die haben überhaupt nicht begriffen, worum es geht. Die heutige Formel 1 ist so komplex, die Aufgaben sind so vielschichtig, dass ein Ansprechpartner, der das alles kennt, der viele Details selbst erlebt hat, die Fahrer wirklich weiterbringen kann.“ Er selbst habe das in der Langstrecken-WM gesehen, „wo wir drei Fahrer eines Autos uns gegenseitig gecoacht haben. Da sind dann oft in den Gesprächen ganz wichtige und interessante Verbesserungen herausgekommen.“

Auch McLaren-Pilot Jenson Button, der immerhin schon Weltmeister war, hält das Konzept für ausgesprochen interessant und könnte sich einen Coach wie Wurz auch für sich selbst gut vorstellen. Button komplettierte im ersten Qualifying des Jahres in Melbourne übrigens die erste Startreihe für McLaren, hinter seinem Teamkollegen Lewis Hamilton und vor Überraschungsmann Romain Grosjean im Lotus, der Michael Schumacher auf Platz vier verdrängte. Weltmeister Sebastian Vettel wurde nur Sechster.

Wurz kommt bei seinem neuen Job sein Technikinteresse zugute. Schon in der Schule gehörte Physik zu seinen Spezialfächern, Fahrdynamik und Fahrverhalten von Rennautos sind seine Spezialität. „Hinzu kommt meine analytische Herangehensweise. Dem Team ging es nicht nur darum, dass ich ein erfahrener Formel-1- Pilot bin, sondern dass ich genau diese Punkte weitervermitteln kann.“ In der Praxis sieht das dann so aus, dass sich Bruno Senna, der sich in Melbourne mit den weichen Reifen im Qualifying schwertat, nach eigener Aussage „auf jeden Fall zu diesem Thema mit Alex noch mal ganz detailliert austauschen will. Ich würde am liebsten sein Gehirn sezieren, um alles zu kriegen, was da drin gespeichert ist.“

Dass Außenstehende unterstellen, das Konzept zeige nur, dass die Fahrer eben nicht gut genug seien, hält er für Unsinn: „Sollen die Leute doch reden“, sagt Senna. „Was ist denn falsch daran, wenn man versucht, alle Möglichkeiten zu nutzen, seine Leistung zu optimieren?“

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