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Sport: Ein Cockpit zu wenig

BMW hat drei starke Fahrer für seine zwei Autos – noch ist Nick Heidfeld die Nummer eins

In der letzten Trainingsminute in Bahrain fuhr er noch vor seinem Teamkollegen auf den fünften Startplatz, nur knapp hinter den ganz Großen von Ferrari und McLaren. Es war der neunte Sieg im zehnten Trainingsduell gegen Robert Kubica, und ein wenig Freude darüber war Nick Heidfeld schon anzusehen. Zu beweisen, wer bei BMW am schnellsten fährt, ist immer eine schöne Sache. Die Situation erscheint schließlich fast ein wenig paradox: Da liefert der 29-jährige Heidfeld im BMW-Sauber-Team eine Spitzenleistung nach der anderen ab und erfreut natürlich auch Teamchef Mario Theissen. Aber gleichzeitig bringt er den Teamchef damit in eine Zwickmühle: Denn auf welchen Fahrer soll er in Zukunft setzen?

Mit seinen beiden vierten Plätzen in Australien und Malaysia nach zwei starken Rennen hat Heidfeld seine Position im BMW-Team bestätigt – und auch seinen Anspruch auf einen Platz im Team für 2008. Aber an diesem Punkt wird es für Theissen kompliziert. Denn er möchte seine Entdeckung Robert Kubica, letztes Jahr nach seinem Debüt in Ungarn und dem Podiumsplatz von Monza vielfach schon als der nächste Superstar der Formel 1 gefeiert, auf jeden Fall im Team halten. Außer dem 22 Jahre alten Polen ist da auch noch Sebastian Vettel, ebenfalls ein BMW-Eigengewächs. Der 19-Jährige wird sich auf Dauer sicher nicht mit einem Platz als Testpilot zufrieden geben, sondern auf ein Renncockpit drängen – oder auf eine Freigabe für ein anderes Team.

Theissen spielt die Brisanz im Moment gerne herunter: „Wenn mein einziges Problem darin bestehen sollte, dass ich zu viele gute Fahrer habe, dann kann ich damit sehr gut leben.“ Er verkneift sich im Moment auch die kleinste Andeutung darüber, wie das Team 2008 aussehen könnte. Auch Heidfeld hält sich noch bedeckt, gibt aber trotzdem zu verstehen, dass er nicht ewig auf eine Entscheidung über seine Zukunft wartet. Sein Vertrag läuft bis Ende 2007, BMW hat eine Option auf ihn für 2008. „Ich glaube, ich bin in keiner schlechten Position“, sagt er. Und macht indirekt deutlich, dass er seine Zukunft bei BMW sieht – etwa, wenn er von den Perspektiven dort spricht, den Chancen, nach den großen Fortschritten nächstes Jahr vielleicht schon um den WM-Titel mitfahren zu können.

Eines ist aber sicher: Heidfeld mit seinem Potenzial, das er dank eines guten Autos jetzt auch endlich zeigen kann, wäre auch für andere Spitzenteams interessant. Bei Ferrari etwa dürfte in Malaysia aufgefallen sein, wie sicher er Felipe Massa in Schach hielt, ohne den geringsten Fehler. Im Gegensatz zu dem Brasilianer, der sich bei allem Speed offensichtlich die Fehler unter Druck im entscheidenden Moment immer noch nicht abgewöhnt hat. Massas Vertrag läuft nur bis Ende des Jahres. Nebenbei: Die Paarung Heidfeld/Räikkönen gab es in der Formel 1 schon einmal, 2001 bei Sauber. Damals fuhren die beiden ziemlich gleichwertig, manchmal hatte Heidfeld sogar leichte Vorteile.

Eigentlich müsste BMW also alles tun, um den Mönchengladbacher zu halten. Auch Theissen weiß, was er an Heidfeld hat. Heidfeld ist nicht nur der beste Techniker unter den Fahrern im Team und damit für die Weiterentwicklung des Autos sehr wichtig, er kann auch motivieren und antreiben. Während Heidfeld zudem kontinuierlich unter Druck seine Leistung bringt, unterlaufen Kubica einige Fehler mehr, oft aus Übereifer. Und bei Vettel kann man sich noch nicht sicher sein, ob er sein Talent auch unter dem Druck eines Formel-1-Rennwochenendes so umsetzen kann wie in der entspannten Position des Freitagsfahrers.

Eine Möglichkeit wäre sicher, Vettel für ein Jahr zum „Lernen“ an ein kleineres Team auszuleihen. An Toro Rosso etwa – zu Teamsponsor Red Bull hat der 19-Jährige ohnehin vertragliche Verbindungen. Allerdings hat dort Teamchef Gerhard Berger schon mal angemerkt, dass er kein großes Interesse daran habe, den Youngster nur für ein Jahr zu bekommen.

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