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Sport: Ein Dämpfer zum Auftakt

125 Stimmen gegen Vizepräsident Gienger

Frankfurt am Main - Christa Thiel drückte die Hand des Gewählten. Danach drehte sie sich weg und sagte leise: „Das Ergebnis spricht für sich.“ Sein Ergebnis: 259 Ja-Stimmen, 125 Nein-Stimmen, 18 Enthaltungen. Mehr als 60 Stimmberechtigte hatten sich gar nicht erst beteiligt. Eberhard Gienger, einst Weltklasseturner und heute CDU-Abgeordneter im Bundestag, hat bei der Gründung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) die wenigsten Stimmen im neuen Präsidium erhalten. Dabei hatte der neue Vizepräsident für Leistungssport gar keine Konkurrenz. Thiel, Präsidentin des Deutschen Schwimmverbandes, hatte zuvor dem Druck nach einem Einheitsvorschlag zum DOSB-Start nachgegeben und ihre Kandidatur zurückgezogen. Gienger ging allein zur Wahl. Und musste seinen schwachen Start allein verkraften.

„Der Posten ist nicht gut besetzt. Mit dieser Mehrheit ist es schwer, ein solches Amt auszuüben“, prophezeite Manfred von Richthofen, der scheidende Präsident des Deutschen Sportbundes. Es werde sich noch erweisen, „welche Fähigkeiten jedes einzelne Präsidiumsmitglied mitbringt“. Mit unbedachten Äußerungen zum Doping hatte Gienger Schlagzeilen gemacht, in einem FAZ-Interview hatte er zugegeben, in den siebziger Jahren nach einer Krankheit Anabolika genommen zu haben. Viele Funktionäre zweifeln zudem hinter vorgehaltener Hand Giengers Kompetenz im Leistungssport an. Vor der geheimen Wahl bedurfte es daher eines flammenden Appells des einflussreichen Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes, Theo Zwanziger, der der DOSB-Findungskommission vorgestanden hatte. „Wir sollten Herrn Gienger nicht zum Dopingsünder machen. Wenn jemand meint, dass er besser ist, sollte er kandidieren.“ Das tat niemand.

Gienger kündigte an: „Ich möchte mit Taten überzeugen statt mit Worten.“ Der 54-Jährige will eine bessere Medaillenausbeute des deutschen Sommersports fördern, eine Trendwende erwartet er erst bei Olympia 2012 in London. Mit seinen Äußerungen habe er einen Fehler gemacht, den er nun bezahlt habe. Es könnte auch eine Debatte aufkommen über seine Doppelrolle im Bundestag und im organisierten Sport. „Dieser Interessenkonflikt muss gelöst werden“, forderte von Richthofen. „Er kann ja nicht im Bundestag Beschlüsse einbringen, und dann darüber befinden, womöglich noch eingebunden in die Fraktionsdisziplin.“ Auch innerhalb des Sports muss der Turner erst überzeugen. Am Vorabend seiner Wahl ließ sich seine Rivalin Christa Thiel als Sprecherin der Spitzenverbände wählen. „Man könnte sie auch als Oppositionschefin bezeichnen“, sagte von Richthofen. Angesichts dieser Widerstände gab sich Gienger lernwillig: „Ich werde trainieren, wie sich das für einen Sportler gehört.“

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