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Sport: Ein Deutscher wurde doch noch Erster

Der Franzose Thierry Henry bleibt im Finale ohne Treffer, Miroslav Klose ist mit fünf Toren der erfolgreichste Schütze der WM

Berlin – Thierry Henry hätte sich einen anderen Beginn des WM-Finales gewünscht als diesen: Er lag auf dem Rasen und wälzte sich. Der italienische Kapitän Fabio Cannavaro hatte den französischen Stürmer allerdings nicht absichtlich gefoult, um sich Respekt zu verschaffen. Vielmehr traf er Henry mit seinem Arm unglücklich am Solarplexus. Nach einer kurzen Behandlungspause stand der Angreifer des FC Arsenal wieder auf und machte sich weiter auf die Jagd nach einem kleinen, aber nicht unwichtigen Titel dieser Weltmeisterschaft: den des Torschützenkönigs.

Leicht war dieses Unterfangen schon beim Anpfiff nicht, hatte doch ein Spieler in dieser Wertung deutlich vorgelegt, der mit dem WM-Finale zwischen Italien und Frankreich gar nichts zu tun hatte: Miroslav Klose. Der 28 Jahre alte Bremer Stürmer hatte bereits fünf Mal bei diesem Turnier getroffen, im Spiel um Platz drei gegen Portugal (3:1) konnte er diese Quote allerdings nicht mehr erhöhen. „Ich schaue mir das Finale ganz in Ruhe an“, sagte Klose am Sonntagmittag auf der Berliner Fanmeile, auf der sich die Nationalspieler von 800 000 deutschen Fans feiern ließen. „Ich hoffe mal nicht, dass Henry noch drei Tore schießt.“

Dazu ist es am Sonntag nicht mehr gekommen, die Auszeichnung „Goldener Schuh“ für den besten Torschützen der Weltmeisterschaft ging an Klose. Es war das erste Mal seit Gerd Müller 1970, dass wieder ein Deutscher am häufigsten getroffen hat. „2002 hatte ich den Silbernen Schuh für den zweitbesten Schützen, da war der Goldene natürlich mein Ziel“, sagte Klose. Bei der WM vor vier Jahren waren ihm fünf Tore gelungen, nur Ronaldo war besser. „Es war 2002 alles noch wie ein Traum, 2006 habe ich das erst richtig gelebt.“

In der Bundesligasaison hatte Klose schon angedeutet, in welcher Form er sich befindet. Auch dort hatte keiner mehr Tore erzielt als er, auf 25 hatte er es insgesamt gebracht. Am Ende der WM lobte ihn Bundestrainer Jürgen Klinsmann überschwänglich: „Miro hat eine überragende Weltmeisterschaft gespielt. Wie er auch immer wieder seine Mitspieler gesucht hat und Lukas Podolski geführt hat, war bemerkenswert.“

Es war jedoch nicht unbedingt die Weltmeisterschaft der Stürmer. Die Abwehrreihen gerade der Spitzenteams präsentierten sich so hervorragend organisiert, dass die Stürmer selten ein Durchkommen fanden. Viele Trainer setzten besonders in den Spielen der K.-o.-Runde nur einen Stürmer ein, so dass den Spitzenleuten im Strafraum zuweilen ein Partner fehlte. So war es auch am Sonntag im Finale. Thierry Henry auf der einen und Luca Toni auf der anderen Seite mussten zunächst allein auskommen. Der Franzose hatte dabei allerdings den Vorteil, mit dem immer wieder in die Offensive rückenden Kapitän Zinédine Zidane zusammenzuspielen. Im anderen Strafraum fühlte sich der Italiener Luca Toni, dem bislang nur zwei Tore gegen die Ukraine gelungen waren, zunächst etwas einsamer. In der ersten Halbzeit besaß er dennoch seine Freiräume. Einmal stand er bereit, um aus kurzer Distanz zu verwandeln. Lilian Thuram schlug den Ball vor ihm aus der Gefahrenzone – allerdings fast ins eigene Tor. Nach einem Eckball köpfte Toni sogar an die Latte.

Die frühen Tore im Spiel kamen den beiden Stürmern aber entgegen. Früh richteten sich die Mannschaften offensiv aus und zeigten ihre Klasse nicht nur im Mittelfeld, sondern auch vor den gegnerischen Toren. Das ließ den Einzelkünstlern Gelegenheit, ihr Können zu zeigen. Henry dribbelte sich in der zweiten Halbzeit gleich an drei Italienern vorbei, seine Flanke wurde allerdings von Gianluca Zambrotta abgefangen. Mit einem Schuss scheiterte er an Torhüter Gianluigi Buffon. Auf der anderen Seite machte es Toni besser – dachte er. Ein Kopfball von ihm landete im Netz, das Tor wurde allerdings wegen Abseits nicht gegeben.

Klose konnte sich das alles in Ruhe anschauen. Schließlich schritt die Spielzeit trotz des Siegeswillens beider Teams ohne Stürmertore voran. Als Henry in der Verlängerung ausgewechselt wurde, konnte sich Klose seines Einzeltitels dann ganz sicher sein.

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