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Sport: Ein Ende ist nicht in Sicht

Tennisprofi Thomas Haas wird immer wieder von Verletzungen geplagt, trotzdem will er nicht aufgeben

Nicht immer muss ein runder Geburtstag zwingend eine Zäsur im Lebenslauf bedeuten und Anlass sein, über Vergangenes zu reflektieren und Ziele neu auszurichten. Doch Thomas Haas ist deutlich anzumerken, dass sich für ihn mit seinen nun 30 Jahren Grundlegendes geändert hat. „Früher dachte ich, mit 30 bin ich alt, da spiele ich sicher nicht mehr“, sagt Haas und grinst dabei verschmitzt. „Jetzt fällt es mir aber wirklich schwer, einfach aufzugeben.“

Ans Aufgeben hat Haas in den vergangenen Jahren immer wieder denken müssen, zuletzt Ende November, als er zum dritten Mal an der rechten Schulter operiert wurde. Nach den ersten beiden Eingriffen hatte sich Haas mühsam wieder in die oberen Regionen der Weltrangliste gekämpft, doch die Schmerzen kehrten stets zurück: „Immer wenn es richtig gut lief, zwickte es wieder in der Schulter. Das war wirklich brutal“, sagt Haas. Die ständigen Rückschläge belasteten ihn. Aber aufgeben, das kam auch in den schwersten Momenten für den gebürtigen Hamburger nicht infrage. Doch gerade diese Momente haben Haas in den Wochen der Rehabilitation weiter reifen lassen.

Er sieht sein sportliches Schicksal nun gelassener, will nichts mehr unnötig forcieren: „Ich habe inzwischen so viel mitgemacht. Ich stecke es auch dieses Mal weg. Ich bin einfach froh, überhaupt noch spielen zu können“, sagt Haas. Mit genau dieser Einstellung tritt er in dieser Woche auch bei den BMW Open in München an. Dort muss sich der Weltranglisten-36. heute in der ersten Runde mit dem Stuttgarter Michael Berrer auseinandersetzen, doch auch das ist eigentlich nebensächlich für Haas. Denn der langsame Sandplatz, dazu kühle Temperaturen, das sei „der totale Albtraum“ für seine malade Schulter. Schon deshalb habe er bei seinem Lieblingsturnier nichts zu verlieren. Seine Familie ist in München ansässig, für Haas immer der wichtigste Grund, sein Heimspiel fest im Turnierkalender einzuplanen. Auch wenn er sich dort meistens schwertat, gute Ergebnisse abzuliefern. In den vergangenen beiden Jahren setzte es bittere Auftaktniederlagen.

„Es ist immer noch ein großer Traum von mir, in München einmal den Titel zu holen. Aber daran brauche ich jetzt nicht zu denken“, sagt Haas. Momentan entscheide er völlig spontan, bei welchen Turnieren er antritt, und oft liege es dabei nicht am Tag, sondern eher daran, wie er in der Nacht zuvor geschlafen habe. „Manchmal schmerzt die Schulter, wenn ich darauf liege. Ich kann nie sagen, wie sie sich am nächsten Morgen anfühlt.“

Die eher ungeliebten Sandplatzturniere stünden für ihn auch nur deshalb auf dem Plan, weil er diese im vergangenen Jahr verletzungsbedingt auslassen musste und daher keine Weltranglistenpunkte zu verteidigen hat: „Vielleicht finde ich ja zu meinem Spiel und mache so noch ein paar Plätze gut. Stehe ich wieder unter den Top 32 der Welt, bin ich bei den Grand Slams wieder gesetzt.“ Bereits jetzt blickt er in Richtung Wimbledon und US Open, die seinem Spiel mehr entgegenkommen. Ein Sieg dort ist der große Traum, der Haas immer noch antreibt und der ihn zögern lässt, seine Karriere zu beenden. Dafür hat er mit Dean Goldfine einen neuen Trainer verpflichtet, der schon mit Andy Roddick und Todd Martin gearbeitet hat. Im März dann erweiterte Haas sein Team noch um den Osteopathen Rolf Schaf, der seiner Schulter wieder zu Höchstleistungen verhelfen soll.

Haas vertraut ihnen, und es ist ihm besonders wichtig, dass sie an ihn glauben. Das gibt ihm die nötige Kraft, ein weiteres Mal den Angriff auf den „vorderen Teil der Rangliste“ aufzunehmen: „Wenn alles passt, bin ich immer noch extrem gefährlich. Es kam bisher oft etwas dazwischen in meiner Karriere, aber ich habe das Gefühl, dass noch einiges Positives bei mir passieren kann.“

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