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Sport: Ein Ende mit Dämpfer

Das letzte Länderspiel des Jahres endet für deutsche Elf in der EM-Qualifikation mit einem 1:1 auf Zypern

Es gibt Länderspielreisen, an die sich die Nationalspieler nur ungern erinnern, die sich aber dafür ins kollektive Fußball-Gedächtnis wie Mahnmale brennen. Das gilt insbesondere für das Weltmeisterschaftsjahr. Dieses endet so, wie es angefangen hat – mit einem Schrecken. Im ersten Länderspiel für die deutsche Elf im März stand jene 1:4-Niederlage in Florenz gegen Italien, die mit Blick auf das sommerliche Großereignis pure Panik auslöste. Achteinhalb Monate und einer rauschhaften WM später, reichte es im für die deutsche Elf letzten Länderspiel des Jahres vor 16 000 Zuschauern in der EM-Qualifikation auf Zypern zu einem 1:1 (1:1). „Wir waren heute nicht ganz so gut. Damit müssen wir leben“, sagte Bundestrainer Joachim Löw.

Die vielleicht 3000 deutschen Zypern-Urlauber, die den Weg ins „G. S. P.“-Stadion zu Nikosia gefunden hatten, dürfen zumindest behaupten, einem denkwürdigen Spiel beigewohnt zu haben. Was sie sahen, war ein Spiel, in dem der WM-Dritte von einem limitierten Gegner (Nummer 80. der Weltrangliste) unter Druck gesetzt wurde. Schon zu Beginn wirkte die deutsche Elf fahrig. Nach einer Viertelstunde war es Kapitän Michael Ballack, der mit einem Aufsetzer aus gut 25 Metern die Führung erzielte und das Spiel etwas beruhigte. Für Ballack war es in seinem 75. Länderspiel das 35. Tor. Vermutlich glaubten seine Nebenleute, dass das Spiel von nun an den gewohnten Lauf nehmen würde, sie spielten nachlässig. Als Bastian Schweinsteiger zehn Minuten später eine gute Gelegenheit zum 2:0 ausließ, war es mit der eben erlangten Sicherheit im Spiel der Deutschen dahin. Ihr Tun strahlte nicht die Dominanz und Energie der vergangenen Spiele aus. Daran, dass der Bundestrainer in Jens Lehmann, Lukas Podolski und Bernd Schneider drei WM-Stammspieler zu ersetzen hatte, kann es nicht gelegen haben.

Die Zyprer ihrerseits spürten, dass sie an diesem Abend nicht untergehen müssten. Anfang Oktober war ihnen ein kleines fußball-historisches Wunder gelungen, als sie Irland mit 5:2 abfertigten. Und kurz vor dem Halbzeitpfiff sollte die Hoffnung der Gastgeber Nährstoff erhalten. Der Kapitän der Zyprer, Ioannis Okkas, erzielte den Ausgleich. Es war das erste zyprische Tor, das eine deutsche Mannschaft in ihrer Länderspielgeschichte überhaupt hinnehmen musste. 24:0 lautete das Torverhältnis bisher. Timo Hildebrand, der in seiner Pflichtspielpremiere den erkrankten Lehmann vertrat, machte dabei nicht die glücklichste Figur. Der eigentliche Fehler aber war zuvor Schweinsteiger unterlaufen, der Okkas ungedeckt ließ. Dieser Spieler war es auch, der wenige Minuten nach Wiederbeginn die 2:1-Führung erzielte, allerdings entschied der schwedische Schiedsrichter auf Abseits – was er hätte nicht tun müssen.

Mitten in die stärkste Phase der Zyprer wäre Schweinsteiger nach einem Konter fast das 2:1 geglückt. Seinen Volleyschuss kratzte Lambrou von der Torlinie. Kurz darauf hatte auch der für den schwachen Oliver Neuville eingewechselte Mike Hanke eine Chance. Es blieb beim 1:1. Und so wurde die Dienstreise des WM-Dritten zum Jahresabschluss zu einer an Betrüblichkeiten reichen. Zwar übernimmt die deutsche Mannschaft die Tabellenführung in der Qualifikationsgruppe D, aber dieses Negativerlebnis von Nikosia wird überwintern. Zu allem Überfluss werden die Bremer Miroslav Klose und Clemens Fritz im ersten Spiel des kommenden Jahres gesperrt sein. Im März 2007 geht es in Prag gegen die in der EM-Qualifikation punktgleichen Tschechen.

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