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Sport: Ein Erfolg, der keiner ist

Stefan Hermanns über das Vertrauensvotum für Giovanni Trapattoni Man soll anderen Menschen ja nichts Schlechtes wünschen, vor allem nicht den Verlust ihres Arbeitsplatzes in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Aber aus journalistischer Sicht wäre es natürlich sehr reizvoll gewesen, wenn die Sache gestern in Rom anders ausgegangen wäre: wenn der italienische Fußballverband seinen Nationaltrainer entlassen hätte.

Stefan Hermanns über das Vertrauensvotum für Giovanni Trapattoni

Man soll anderen Menschen ja nichts Schlechtes wünschen, vor allem nicht den Verlust ihres Arbeitsplatzes in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Aber aus journalistischer Sicht wäre es natürlich sehr reizvoll gewesen, wenn die Sache gestern in Rom anders ausgegangen wäre: wenn der italienische Fußballverband seinen Nationaltrainer entlassen hätte. Reizvoll wäre es vor allem wegen der schönen Überschriften gewesen, die dann in den deutschen Zeitungen gestanden hätten: „Trapattoni hat fertig.“

Aber „Trapattoni hat noch nicht fertig“ (Deutsche Presseagentur). Das hatte er ja auch nicht, als er in Diensten des FC Bayern München seine berühmte Rede hielt, in der er über leere Flaschen philosophiert hatte und die er mit den Worten beendete, dass er jetzt fertig habe. Drei Monate durfte er noch bei den Bayern bleiben, bevor sein Vertrag aufgelöst wurde.

In drei Jahren in München hat Giovanni Trapattoni zwei Titel geholt. Das war zu wenig für die verwöhnten Bayern, aber auch zu wenig für einen, der den Beinamen „erfolgreichster Vereinstrainer der Welt“ trägt. Vor allem deutete Trapattonis Münchner Bilanz bereits darauf hin, dass sich sein erfolgreiches Arbeitsleben dem Ende zuneigte. Er ist jetzt 63, und schon damals bei den Bayern wurden seine Methoden von den Spielern milde belächelt.

Den Italienern ist das Lachen in Sachen Trapattoni längst vergangen. Zuletzt verlor ihre Nationalmannschaft 1:2 gegen Wales, die Qualifikation für die Europameisterschaft ist in Gefahr, und schon bei der WM scheiterte Trapattonis Elf viel früher, als es der Volksseele angemessen erschien. Trapattoni verteidigte sich mit dem berechtigten Verweis auf einige seltsame Schiedsrichterentscheidungen. In Wirklichkeit lenkte er damit nur von den fußballerischen Problemen seiner Mannschaft ab. Dass Trapattoni Nationaltrainer bleiben darf, ist auch nur auf den ersten Blick ein Erfolg für ihn. In Wirklichkeit darf er bleiben, weil die Wunschtrainer des Verbandes leider nicht verfügbar waren.

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