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Sport: Ein Ersatzmann steigt auf

Stabhochspringer Straub kämpft um seine Position

Berlin - Er war gerade in Rottach-Egern gesprungen, irgendein Marktplatz-Wettbewerb, nichts Großartiges, dieser Moment jetzt vor dem Fernseher war wichtiger. Im Fernsehen zeigten sie das Stabhochsprung-Finale in Peking, am Ende gewann der Australier Steve Hooker Gold mit 5,96 Meter. Aber Denis Jurschenko aus der Ukraine holte Bronze mit 5,70 Meter, das war viel bedeutender.

Dem Stabhochspringer Alexander Straub von der LG Filstal, der zu dem Zeitpunkt in einem Hotel in Rottach-Egern saß, tat das richtig weh. Seine Bestleistung steht bei 5,81 Metern.

„So einfach hat man noch nie eine Medaille bei Olympia gewonnen“, sagt er. Aber er durfte ja nicht nach Peking, er war bloß Ersatzmann, die 5,81 Meter war er zu spät gesprungen, da waren Tim Lobinger, Danny Ecker und Raphael Holzdeppe bereits nominiert.

Natürlich tut es immer noch ein bisschen weh. So hoch wie Straub ist in diesem Jahr kein anderer Deutscher gesprungen, aber seine Bühnen sind die Wettbewerbe in Paris und am Mittwoch in Lausanne. Sportlich gut, aber medial wenig beachtet. Und heute das Showspringen am Brandenburger Tor (15.30 Uhr) – eine PR-Geschichte für die WM 2009 in Berlin. „Es macht Spaß, dort zu springen“, sagt Straub. „Die Atmosphäre bei solchen Wettkämpfen ist sehr gut.“

Die Form ist noch da, Straub ist in Lausanne 5,60 Meter gesprungen. Sieben Mal in diesem Jahr überquerte er schon 5,70 Meter. Er hat neben Holzdeppe die bemerkenswerteste Entwicklung im deutschen Stabhochsprung-Lager gemacht. Nur hatte Holzdeppe die größere Bühne: Peking. Der 18-Jährige hatte bei den deutschen Meisterschaften in Nürnberg den dritten Platz belegt, Straub wurde Vierter, mit 5,70 Meter. Damit hatte er Olympia verpasst. Nur wenn der angeschlagene Ecker auf seinen Start verzichtet hätte, wäre Straub zu den Olympischen Spielen gekommen. „Aber so ein Schritt hätte großen Charakter erfordert“, sagt er. Doch Ecker verzichtete nicht. In Peking wurde er Sechster, mit 5,70 Meter.

Andererseits, Straub ist erst 24 Jahre alt, seine Bestleistung stand 2007 bei 5,71 Metern, 2005 war er sogar wegen schlechter Leistungen aus dem Bundeskader geflogen. „Ich bin erwachsener geworden“, sagt er. Der Student gestaltet das Training stärker mit als früher, er nimmt nicht mehr bloß Anweisungen entgegen. In diesem Jahr hat er auch seine Ernährung umgestellt. Im Sommer kein Alkohol, wenig Zucker, viel Eiweiß. Die Vorteile guter Ernährung hat ihm Lars Börgeling nahegebracht, der Olympiasechste von 2004. Die Beiden haben im April bei einem Trainingslager in einem Appartement gewohnt.

Börgeling ist 29, er scheiterte auch bei der Olympiaqualifikation. Er ist älter als Straub, er gibt Erfahrungen weiter, aber er ist auch einer der neun Deutschen, die in diesem Jahr 5,70 Meter übersprungen haben. Diese harte Konkurrenz ist einer der Gründe für Straubs Aufstieg. „Wir lösen nicht einfach eine andere Generation ab, die den Platz freimacht“, sagt er. „Wir müssen uns alles erkämpfen.“ Vier Wochen nach Nürnberg erkämpfte er sich mit 5,81 Meter in Wattenscheid Rang eins der deutschen Jahresbestenliste. „Willkommen in der Weltklasse“, sagte Ecker danach.

Straub hat jetzt seinen Status verbessert. Mit Brad Walker, dem Weltranglistenersten, macht er nun Small Talk bei den Wettkämpfen und im Hotel. Der US-Star Walker ist schon 6,04 Meter gesprungen, aber er ist auch nur ein Mensch. Das hat Straub vor dem Fernseher wieder erfahren: Walker schied in Peking in der Qualifikation aus. Frank Bachner

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