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Sport: „Ein Etappensieg wäre super“

Jan Ullrich reist mit bescheidenen Ansprüchen zur Tour de France

Erfurt (dpa). Trotz gesundheitlicher Probleme mischte Radprofi Jan Ullrich am Samstag in Erfurt in seinem ersten Rennen seit dem 1. Mai kräftig mit. Der 29jährige Olympiasieger, trotz einer gerade überstandenen Magen-Darm-Infektion angereist, raste nach 188,7 km beim Thüringer Klassiker „Rund um die Hainleite“ an der Spitze des Hauptfeldes über die Ziellinie. Den Sieg bei der 78. Auflage des Traditions-Rennens sicherte sich Enrico Poitschke aus Gera als Schnellster einer dreiköpfigen Spitzengruppe.

„Ich hatte einen Start versprochen, also bin ich gekommen, obwohl ich in den vergangenen sechs Tagen nicht trainieren konnte. Aber noch ein Rennen so kurz vor der am Dienstag beginnenden Deutschland-Tour war sicher ganz gut für mich, gerade weil im Mai für mich durch die erneute Sperre des Coast-Teams mein Start in Spanien bei der Asturien-Rundfahrt ausgefallen war“, sagte Ullrich, der die neuen Bianchi-Trikots seines Teams erst am Abend vor dem Start in Erfurt in Empfang nehmen konnte.

Offensichtlich hatten sich seine neuen Teamchefs vor dem Erfurter Rennen mit Ullrichs ehemaligem Arbeitgeber Günter Dahms finanziell geeinigt und damit wahrscheinlich juristische Auseinandersetzungen vermieden. Der Radsport-Weltverband UCI hatte Bianchi als Coast-Nachfolger bereits vor einer Woche anerkannt und damit auch den Weg zur Tour de France geebnet. Die am Dienstag in Dresden beginnendeDeutschland-Rundfahrt und die Tour de Suisse sind die letzten Vorbereitungsstationen für Ullrich vor der am 5. Juli in Paris beginnenden Tour. Ullrich hat sich damit abgefunden, dass er nach den Querelen um sein Team bei der Tour de France nur eine untergeordnete Rolle spielen wird. „Ich kann da ohne Stress rangehen und werde nicht rumspinnen, zu glauben, einen Toursieg zu holen“, sagte er in einem Gespräch mit der Deutschen Presseagentur (dpa). „Das habe ich mir abgeschminkt. Ich habe mir für meinen Teil was vorgenommen. Ich werde jeden Tag kämpfen. Aber wenn es nicht reicht, werde ich meine Packung kriegen. Vielleicht ein Etappen-Sieg – das wäre super.“

Auf seinen früheren Arbeitgeber Günther Dahms vom insolventen Coast-Team war Ullrich nicht gut zu sprechen: „Ich habe Wut auf Dahms. Er hat uns gezielt verarscht.“ Der Essener Textilunternehmer hatte Ullrich unter Vertrag genommen, ohne sich dessen Dienste leisten zu können. Nachdem Gehaltszahlungen ausgeblieben waren, hatte der Radsport-Weltverband dem Team Coast die Lizenz entzogen. Bis zuletzt hatte Insolvenzverwalter Venn eine Klage gegen Bianchi, die eventuell eine Einstweilige Verfügung gegen den Start der Ex-Coast-Fahrer für ihren neuen Arbeitgeber zur Folge gehabt hätte, nicht ausgeschlossen. „Das ganze Theater hat natürlich Körner gekostet“, sagte Ullrich. „Viele Fragen standen im Raum: Kann ich jetzt fahren oder nicht? Für was trainiere ich überhaupt?“ Mit Zurückhaltung reagierte er auf die Nachricht, dass Marco Pantani im Bianchi-Team an seiner Seite die Tour fahren wolle. „Davon habe ich gelesen“, sagte Ullrich. „Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass da etwas dran ist.“

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