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Sport: Ein Fall für den Patron

Wir sind nicht in der Traumfabrik Hollywood, vielmehr in einer realen Seifenoper. "Die unendliche Geschichte eines Eishockey-Klubs und seines Eigentümers" - so oder so ähnlich könnte der Titel des Dramas lauten, das die Berlin Capitals und ihr Hauptgesellschafter Egon Banghard aufführen.

Wir sind nicht in der Traumfabrik Hollywood, vielmehr in einer realen Seifenoper. "Die unendliche Geschichte eines Eishockey-Klubs und seines Eigentümers" - so oder so ähnlich könnte der Titel des Dramas lauten, das die Berlin Capitals und ihr Hauptgesellschafter Egon Banghard aufführen. Vergebens wartete der finanziell angeschlagene Klub aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) am Freitag auf eine Erklärung vom Chef. Die Gesellschafterversammlung fand ohne Egon Banghard statt. Der 60-jährige Unternehmer ließ sich entschuldigen mit dem Hinweis, er habe eine Herzattacke erlitten und liege im Krankenhaus.

Reinhard Hofmann wirkte nach dem 6:5-Sieg über Adler Mannheim ein wenig irritiert. "Ich habe erfahren, dass der Herr Banghard gar nicht mehr im Krankenhaus ist", sagte der Geschäftsführer. Schon am Donnerstag hatte der (mittlerweile geschasste) Generalmanager Andreas Hahn gesagt: "Herr Banghard lässt sich bei der Gesellschafterversammlung von einem Anwalt vertreten." Ein Szenario, das treffend die Konfusion bei den Capitals illustriert.

Banghards Anwalt kam zwar mit allen Vollmachten, doch es passierte herzlich wenig auf der Gesellschafterversammlung - abgesehen vom Abgang des Andreas Hahn. Vor wenigen Wochen war der Intimus von Banghard auf der Bühne Deutschlandhalle erschienen. Der neue Mann wollte als Generalmanager Sponsoren und "Ehrlichkeit" (Hahn) bringen. Schnell hatte sich Hahn mit Hofmann angelegt, dem Geschäftsführer Inkompetenz unterstellt. Hofmann konterte, "wenn der Egon Banghard einen Fehler begeht, dann nur deshalb, weil ihm dritte Leute etwas ins Ohr pfeifen".

Nun wurde Hahn zurückgepfiffen, nachdem er zuvor noch trompetet hatte, es herrsche Chaos im Klub, die Bücher würden ernorme Schulden offenbaren. Hofmann wundert sich, denn "der Herr Hahn hat keinen Einblick in unsere Bücher". Den hat dafür Hofmann: 600 000 Euro Schulden haben die Capitals, eine Millionen Euro müssten sie aber noch von Sponsoren bekommen. Unter den Schuldnern ist laut Hofmann eine Bank und, na ja, wohl auch Egon Banghard. Der Hauptgesellschafter ist zugleich Trikotsponsor der Capitals. Hofmann blockt ab: "Dazu sage ich nichts." Dann aber verrät sich der Geschäftsführer doch: "Nicht nur Herr Banghard, auch andere Sponsoren haben noch offene Rechnungen bei den Capitals."

Am Freitag wollte Hofmann seinen Posten bei den Capitals zur Verfügung stellen. Daraus wurde nichts, denn sein designierter Nachfolger Axel Kreitz will nicht mehr. "Er hat mir mitgeteilt, dass er für den Posten nicht zur Verfügung steht", sagt Hofmann. Also weiter mit Reinhard Hofmann, und der denkt schon mal laut über einen Insolvenzantrag nach. "Die Insolvenzordnung erfordert zwei Kriterien", erklärt Hofmann. "Entweder eine Überschuldung des Klubs oder eine Zahlungsunfähigkeit. Eine Überschuldung ist nicht gegeben. Sollte aber eine Zahlungsunfähigkeit festgestellt werden, kann binnen drei Wochen ein Insolvenzantrag gestellt werden."

In diesem Zusammenhang ist es wohl eher unglücklich, dass die Capitals nach ihrem heutigen Spiel in Essen wie alle anderen Klubs in der DEL wegen der Olympischen Winterspiele bis zum 22. Februar pausieren. Sollte der finanzielle Kollaps in dieser Zeit erfolgen, könnten die Berliner das Saisonende dennoch erleben. Schließlich mussten die Capitals der DEL für den Konkursfall eine Garantie bieten. Egon Banghard hat für diesen Fall eine Patronatserklärung über 1,28 Millionen Euro garantiert.

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