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Sport: Ein Fall für Veit

Es war ein nettes Gespräch unter Männern. Völlig unkompliziert.

Es war ein nettes Gespräch unter Männern. Völlig unkompliziert. Sixten Veit, der Fußballprofi, suchte einen Job, und Klaus Berge, der Manager des Zweitligisten 1. FC Union, hatte gerade einen Arbeitsplatz frei. Wie so eine Verhandlung dann abläuft? Manager Berge sagt: "Wir haben ein bisschen herumgeblödelt, über Gott und die Welt gequatscht, naja, und dann hat Veit bei uns einen Vertrag bis zum 30. Juni 2002 unterschrieben." So einfach sei so etwas.

Ganz so einfach war es wohl doch nicht. Aber angenehm. "Wir haben nicht gepokert", sagt Berge. "Veit kannte unsere Vorstellungen und wir seine. Die Forderungen, die er gestellt hat, sprengen nicht unser Gehaltsgefüge, der Verein geht nicht konkurs." Fünf Minuten habe das Gespäch gedauert. Sixten Veit reist bereits am Montag mit dem 1. FC Union ins Trainingslager nach Zypern.

Die Verhandlung war auf den Donnerstagabend angesetzt worden. Da war längst alles klar. "Die Sache wurde im Vorfeld durchleuchtet", sagt Berge. Veit habe eine Affinität zur Region und passe vom Spielertyp in die Mannschaft, sagt Berge. "Außerdem ist er in Berlin ein Begriff." Schließlich hat Sixten Veit sechs Jahre lang für Hertha BSC gespielt. Seine Wohnung in Charlottenburg besitzt er immer noch.

Am Nachmittag hatte Sixten Veit bereits am Auftakttraining des 1. FC Union teilgenommen. Er hatte gerade als letzter Spieler den Platz betreten, da ergriff Präsident Heiner Bertram das Wort. "Spontane Pressekonferenz." Klare Sache, Bertram würde Vollzug in Sachen Sixten Veit melden. Doch es kam anders. Der Präsident nutzte die Gelegenheit und plauderte über eine groß angelegte Aufräumaktion. Pressesprecherin Martina Schulz muss gehen. Begründung: keine. Es stimmte wohl die Chemie zwischen ihr und Bertram nicht. Auch die Spieler Müller, Tredup, Fährmann, Zechner und Benthin müssen einen neuen Arbeitgeber suchen. Zechner ist beim Regionalligisten Paderborn 07 im Gespäch, Benthin trainiert in den nächsten Tagen bei Rot-Weiß Essen vor.

Unions prominentester Abgang ist ein ehemaliger Nationalspieler. "Der Vertrag mit Emil Kremenliew wurde in gegenseitigem Einvernehmen aufgelöst", sagte Bertram. Der Bulgare Kremenliew hatte tags zuvor seinen Landsleuten von der Sportzeitschrift "Meridian Match" erzählt, dass er den Verein gerne verlassen würde. Die Sache kam dem 1. FC Union nicht ungelegen. In den Planungen von Trainer Wassilew spielte der 32-jährige Mittelfeldspieler ohnehin keine wichtige Rolle mehr. Beim Auswärtsspiel in Unterhaching nahm ihn Wassilew schon vor der Halbzeit vom Platz. Gegen Bochum durfte Kremenliew immerhin noch die letzten Minuten mitspielen, in Mainz und Hannover saß er nicht einmal mehr auf der Ersatzbank. Kremenliews Vertrag wäre zum 30. Juni ausgelaufen.

Kremenliew hatte mit Bulgarien bei der WM 1994 in den USA gekickt, er stand auf der Gehaltsliste weit oben. Eine Abfindung muss Union nicht zahlen, sagt Manager Berge. "Beide Seiten haben keine Forderungen gestellt." Sollte Kremenliew einen neuen Verein finden, bekommt Union keine Ablösesumme. Das war Kremenliews Forderung. Berge kann seine sechs Monatsgehälter nun in Sixten Veit investieren. Der ist nicht die billigste Lösung. Einer, der vor zwei Jahren mit Hertha in der Champions League spielte, hat seinen Preis. "Erfahrung und Erfolg sprechen für ihn", sagt Georgi Wassilew. Immerhin kam Veit ablösefrei, seinen Vertrag mit Besiktas Istanbul hatte er schon vor der Reise nach Berlin aufgelöst.

Am Montag wird Sixten Veit 32 Jahre alt. "Ich will nicht noch einmal umziehen", sagt er. "Ich will meine Karriere in Berlin beenden." Veit wird bei Union auf der defensiven Mittelfeldposition spielen. Nicht etwa auf der rechten Außenbahn, der Position von Kremenliew. Dort könnte eher Ivan Kozak spielen. Steffen Menze, der zuletzt im Mittelfeld spielte, rückt dann wieder auf die Liberoposition. Mark Rudan von Alemannia Aachen spielt erst einmal keine Rolle. Er wird die nächsten Tage mittrainieren. Verpflichtet wird er aber nicht. Rudan war die Alternative zu Veit. Bis gestern Abend.

André Görke

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