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Bemüht im Sand. Jana Köhler (l.) und Julia Sude (hier beim Turnier in Berlin) überraschen bei der WM in Rom. Foto: p-a/Hoch Zwei

© picture-alliance / HOCH ZWEI

Sport: Ein filmreifes Duo

Bei der WM stoßen Jana Köhler aus Berlin und Julia Sude in die internationale Beachvolleyball-Spitze vor

Wer als Vielflieger auf der World Tour unterwegs ist, hat es nicht immer leicht, soziale Kontakte zu pflegen. Julia Sude hat das in diesen Tagen mal wieder erlebt. Um eine Zusammenführung ihrer Familie zu gestalten, musste sie sich nach Rom begeben. Dort finden zurzeit die Weltmeisterschaften der Beachvolleyballer statt, was ja an und für sich schon ein echtes Highlight im Leben eines Profis ist. Und nun kommt auch noch der glückliche Umstand dazu, dass die 23-Jährige die Titelkämpfe nutzen kann, mal wieder ein wenig Zeit mit ihren Liebsten zu verbringen. In ihrer Heimatstadt Friedrichshafen kommt sie eher selten dazu, so viel wie Julia Sude in der Weltgeschichte herumreist. Um so mehr genießt sie die gemeinsamen Stunden in der Ewigen Stadt, in denen sie ihre Mutter, ihren Vater und ihren Freund treffen kann. Fehlt eigentlich nur der jüngere Bruder Jakob, doch der ambitionierte Tennisspieler ist als Profi in eigener Sache unterwegs und kann der Schwester deshalb nicht bei ihren Bemühungen zuschauen.

Da verpasst er was, der Bruder. Schließlich sind Julia Sude und ihre Partnerin Jana Köhler bei der WM richtig durchgestartet: Überraschend gelang ihnen als erstes deutsches Team der Sprung ins Viertelfinale. Die Deutschen Meisterinnen besiegten am Freitag im Achtelfinale die Niederländerinnen Sanne Keizer/Marleen van Iersel mit 2:1 (21:17, 17:21, 15:11) und haben damit bereits Platz fünf sicher. Letztes Jahr bei der EM in Berlin waren die Deutschen beim Spiel um den Einzug in das Halbfinale noch ganz knapp in drei Sätzen gescheitert. „Dieses Mal“, hatte Köhler schon vorher versichert, „werden wir die Sache umdrehen.“

Die WM-Debütantin Köhler war nach dem größten internationalen Erfolg zunächst überwältigt. „Unfassbar! Jetzt brauche ich erst einmal zehn Minuten, um mich darüber zu freuen“, sagte die 25 Jahre alte Berlinerin. In der Runde der letzten Acht ging es am Freitagabend gegen die Tschechinnen Hana Klapalova/Lenka Hajeckova (nach Redaktionsschluss beendet). Der unerwartete Erfolg bringt dem Duo dazu ordentlich Punkte für die Weltrangliste und damit dem Ziel näher, sich für die Olympischen Spiele 2012 in London zu qualifizieren.

Das war nicht immer so, vor zwei Jahren gab es für Julia Sude bei der WM im norwegischen Stavanger in drei Vorrundenpartien nichts als Niederlagen und das schnelle Aus. Insofern hat die 1,85 Meter lange Blockspielerin mit ihren Siegen in Rom Neuland betreten. Ein Grund, deshalb Jubelarien zu inszenieren, ist das jedoch nicht. „Schließlich“, sagt Sude, „haben wir sehr hohe Ansprüche an uns.“ Das Duo beschäftigt mit dem Brasilianer Pablo Salles einen eigenen Trainer, der das Team immer näher an das internationale Topniveau heranführen soll.

Im Hintergrund agiert Burkhard Sude. In den 80ern sorgte der frühere Volleyball-Nationalspieler für Furore, als er bei „Wetten dass...?“ allein eine gegnerische Mannschaft mit sechs Spielern schlug. Heute sieht sich der Vater von Julia als Ergänzung zum etatmäßigen Trainer: „Ich unterstütze die beiden, wo immer ich kann. Sie dürfen mich immer anrufen, und wenn es meine Zeit erlaubt, bin ich auch da, um mit ihnen zu arbeiten.“ Zum Beispiel scheucht er seine Tochter von Zeit zu Zeit im Einzeltraining, um mit ihr wichtige Elemente wie das Blockspiel weiter zu entwickeln.

Die bisherige Krönung des gemeinsamen Schaffens war der Gewinn der Deutschen Meisterschaft 2010 in Timmendorfer Strand. Bei der WM hat Jana Köhler auch noch einiges vor: „Warten wir mal das Ende des Turniers ab, vielleicht reden wir dann von ganz anderen Relationen.“ Aber auch wenn im Viertelfinale Schluss sein sollte, bleibt das befriedigende Gefühl, dass es auch auf internationalem Terrain zügig voran geht. Auch die Gegner haben die Deutschen mittlerweile auf dem Zettel. „Die nehmen uns richtig ernst, filmen und analysieren uns“, sagt Julia Sude. Dieses Gefühl der Wertschätzung sei schön, „auch wenn es für uns natürlich schwerer wird, die Gegner zu schlagen“.

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