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Sport: Ein Foul wird verhandelt

Wegen der Sperre von Erik Cole verklagen die Berliner Eisbären die Deutsche Eishockey-Liga

Berlin - Erik Cole gilt an sich nicht als besonders unfairer Spieler. Übermäßig viele Strafminuten hat der 26 Jahre alte Stürmer in seiner Karriere als Eishockey-Profi nicht angehäuft. Daher streiten sich die Betrachter darüber, was Cole vorhatte, als er Donnerstag vergangener Woche den Augsburger Arvids Rekis mit einem Check attackierte. Nach langem Sprint des Eisbären-Spielers wurde der überraschte Rekis so hart getroffen, dass er mit einer Gehirnerschütterung für zwei Tage ins Krankenhaus musste. Der Lette darf vier Wochen lang kein Eishockey spielen. Da geht es ihm fast so wie Cole, mit dem Unterschied, dass dessen Arbeitgeber sich inmitten der Play-offs in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) befindet. Während die Saison für Augsburg beendet ist, spielen die Eisbären ab Freitag im Halbfinale – ohne Cole. Denn der ist von der DEL für sechs Spiele gesperrt worden und reichte nun Klage dagegen ein.

Die juristische Abteilung der Berliner hat nach langer Diskussion die Formalien für Cole erledigt, der nun nachweisen muss, dass sein Check nicht zum Kopf von Rekis ging. Laut Regel 540 des Internationalen Verbandes IIHF wäre für seine Attacke dann nicht eine Matchstrafe auszusprechen gewesen (siehe Kasten). Für die DEL hat Cole den Kopf des Gegners angegriffen, deshalb entschied der Disziplinarausschuss der Liga darauf, Cole zu sperren. Die Bilder betrachtete der Ausschuss auf einem Großbildschirm einer Sportsbar. „Die allerdings geschlossen war“, wie DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke sagt. Zudem habe man „nur auf Wunsch der Eisbären“ die Szene in der Vergrößerung angeschaut.

Das Schiedsgericht in München unter Vorsitz von Klaus Schillings wird über Coles Klage entscheiden. Die Eisbären sehen der Entscheidung gelassen entgegen. „Dort sehen andere Leute das Video, das eröffnet uns eine Chance“, sagt Manager Peter John Lee. Der DEL-Ausschuss führt in seinem Urteil an, dass Cole schon in anderen Fällen mit Checks gegen den Kopf aufgefallen sei. Er wurde dafür aber nicht gesperrt. „Und eine Nichtbestrafung kann nicht strafverschärfend sein“, sagt Klaus Sturm, Anwalt der Eisbären. Tripcke kann die Aufregung im Fall Cole nicht verstehen. „Die Regel 540 gibt es seit 2002, die Schiedsrichter sind angehalten, sie seit dieser Saison verstärkt zu beachten.“ Aus gutem Grund, findet Tripcke. „Ist es denn so schlecht etwas zu ahnden, wenn ein Spieler in der Klinik landet?“

Das kann keiner wollen, zumal es in den Play-offs der DEL bisher nicht nur einmal passiert ist. Der Hamburger Matthias Forster musste nach einer Attacke des Frankfurters Francois Bouchard wie Rekis mit einer Gehirnerschütterung in die Klinik. Bouchard wurde nicht gesperrt. „Der Unterschied zu Cole ist, dass Bouchard keine Matchstrafe gekriegt hat und dass er sich vor einem Check schützen wollte“, glaubt Tripcke. Es soll aber eine Aufzeichnung geben, die Bouchards Foul klar zeigt. Sollte er gesperrt werden, käme es zu spät für die Freezers: Bouchard schoss nach dem Foul das Siegtor in Spiel fünf gegen Hamburg und war in Spiel sechs der Serie dabei, in dem Frankfurt durch ein 1:0 ins Halbfinale einzog.

Für die Eisbären käme ein neues Urteil im Fall Cole nicht zu spät. Anwalt Sturm hofft, dass die Sperre reduziert wird. Die Antwort darauf gibt es Donnerstag. Dann entscheidet das Schiedsgericht, ob Cole seinen Gegner am Kopf getroffen hat – oder nicht. Das wird letztlich die maßgebende Meinung sein.

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