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Dieser eine Moment. Marius Bülter erzielte den zwischenzeitlichen 1:0-Führungstreffer.

© Odd Andersen/AFP

„Ein geiles Gefühl“: Dem 1. FC Union gelingt die Sensation gegen Borussia Dortmund

Der 1. FC Union feiert seinen ersten Sieg in der Bundesliga: Marius Bülter und Sebastian Andersson sorgen für den 3:1-Sieg gegen den BVB.

Tore gegen Borussia Dortmund sind für Marius Bülter nichts komplett Neues. Vor ziemlich genau zwei Jahren erzielte der Linksaußen einen Treffer gegen den BVB – den BVB II, in der Regionalliga West, für den SV Rödinghausen, bei einer 2:3-Niederlage. Am Samstag stand Bülter nun mit dem 1. FC Union den Dortmunder Profis gegenüber: Mats Hummels, Lukasz Piszczek, Marco Reus. Dass drei Spielklassen und ein gewisser Qualitätsunterschied zwischen diesen zwei Erfahrungen liegen, war Bülter allerdings nicht anzumerken. Der 26 Jahre alte Neuzugang brachte die Unioner unter den 22 012 Zuschauern im ausverkauften Stadion An der Alten Försterei mit zwei Toren in Ekstase und hatte damit großen Anteil am 3:1 (1:1)-Sieg. Paco Alcacer hatte zwischenzeitlich ausgeglichen, Sebastian Andersson traf zum Endstand. „Das ist schwer zu realisieren“, sagte Bülter: „Das ist ein geiles Gefühl und toppt alles.“ Im dritten Spiel war es der erste Sieg in der Bundesliga-Geschichte der Berliner, die damit auf Platz zehn klettern.

Das sah sehr nach Fußball, nach Sinn und Verstand aus. Wenn ihr das in dieser oder ähnlicher Form bis zum Saisonende eisern durchhaltet, dürften Träume wahr werden.

schreibt NutzerIn Stiller24

Unions Trainer Urs Fischer wechselte im Vergleich zum 1:1 in Augsburg vor einer Woche drei Mal. Für Grischa Prömel (Verletzung am Bein), Marcus Ingvartsen (Oberschenkelprobleme) und Keven Schlotterbeck (gesperrt) rückten Manuel Schmiedebach, Andersson und Marvin Friedrich in die Startelf. Dadurch ergab sich ein bei Union eher seltenes 4-4-2 mit zwei Stürmern. „Gegen Dortmund kannst du nicht 90 Minuten nur verteidigen, deshalb wollten wir schon mit der Aufstellung mutig auftreten“, sagte Fischer. Anfangs ließ der BVB seine große individuelle Klasse jedoch gefährlich aufblitzen. Nach einem zentimetergenauen Diagonalball von Hummels zog Julian Brandt mit einem starken ersten Kontakt in den Strafraum und verfehlte Jadon Sancho mit seinem Querpass nur ganz knapp. Anders als noch vor zwei Wochen beim 0:4 gegen Leipzig ließ sich Union davon allerdings nicht beeindrucken.

Die Berliner blieben hartnäckig an ihren Gegenspielern kleben und setzten selbst offensive Akzente. Nach einer Flanke von Christopher Trimmel fand Bülter per Kopf keinen Mitspieler und Neven Subotic verpasste das 1:0 gegen seine alten Mitspieler knapp. Dortmund hatte zwar deutlich mehr Ballbesitz – am Ende waren es 70 Prozent – und suchte geduldig nach Lücken, mehr als ein Freistoß ans Außennetz durch Reus und einen Schuss neben das Tor von Sancho sprang dabei zunächst aber nicht heraus.

So ging Union in der 22. Minute sogar in Führung – und zwar ganz typisch für einen Außenseiter: durch eine Standardsituation. Nach einer einstudierten Ecke von Trimmel traf Bülter aus dem Rückraum flach zum 1:0. Das Stadion stand Kopf. Doch nur drei Minuten später ging es zu schnell für die Berliner, über Reus und Sancho kam der Ball zu Alcacer, der ihn über die Linie grätschte.

Der BVB ließ aber jegliche Tiefe im Spiel vermissen

Dass der überlegene Gast nun aber richtig ins Rollen kommt, wusste Union zu verhindern. Julian Weigl und Reus hatten Chancen für den BVB, Union wurde zweimal durch Andersson gefährlich. Ansonsten war die Schlussphase der ersten Halbzeit vor allem von Auseinandersetzungen der beiden Fanlager geprägt.

Der zweite Durchgang begann mit einem Wechsel der Gäste und mutigen Berlinern. Bei einem Konter dribbelte Andersson Manuel Akanji schwindelig, scheiterte dann aber an Roman Bürki. Den Nachschuss platzierte erneut Bülter präzise zum 2:1 links unten im Dortmunder Tor. Union spielte die Führung natürlich prächtig in die Karten und Fischer brachte mit Christian Gentner, Joshua Mees und Felix Kroos frische Kräfte.

Der BVB blieb weiter tonangebend, ließ aber jegliche Tiefe im Spiel vermissen. „Unsere zweite Halbzeit war nicht gut“, sagte BVB-Trainer Lucien Favre. „Vielleicht haben wir gedacht, wir gewinnen das Spiel schon noch wie gegen Köln.“ Union verteidigte geschickt und versuchte durchaus, weiter Fußball zu spielen. Dieser Mut wurde in der 75. Minute belohnt. Sheraldo Becker verschaffte sich durch einen Doppelpass mit Robert Andrich Raum, flankte flach in die Mitte, wo Andersson sein zweites Saisontor erzielte.

Sofern das überhaupt noch möglich war, wurden die Union-Fans auf der Waldseite nun noch lauter, sangen schon von zukünftigen internationalen Aufgaben – und feierten ihren Matchwinner Marius Bülter bei seiner Auswechslung mit „Fußballgott“-Rufen.

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