zum Hauptinhalt
Einsame Spitze. Raúl erzielte gegen Valencia sein 69. Champions-League-Tor. Foto: Reuters

© REUTERS

Sport: Ein Gespenst, das begeistert

Raúl lässt Schalke auf den Einzug ins Viertelfinale der Champions League hoffen

Mitternacht war bereits eine Weile vergangen und auch die Mannschaftsbusse beider Teams hatten das Estadio Mestalla in Valencia bereits verlassen. Nur Raúl war noch da in den Katakomben des Stadions – er hatte ein paar Probleme damit, seine Dopingprobe abzugeben. Vor den Toren warteten noch etwa 100 Fans auf ihn. Raúl ist schließlich eine lebende spanische Ikone und zudem war er der Mann des Abends. Der 33-Jährige hatte bei der Rückkehr in sein Heimatland den 1:1-Ausgleich für den FC Schalke 04 beim FC Valencia im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League erzielt. Mit seinem Treffer stellte er außerdem einen beachtlichen internationalen Rekord auf: Es war bereits sein 71. Tor in Europapokalwettbewerben, sein 69. allein in der Champions League. Damit hat Raúl nun auch den verletzten Filipo Inzaghi vom AC Mailand als letzten Mitstreiter in dieser Statistik abgehängt. „Der Rekord hat eine besondere Bedeutung für mich“, sagte Raúl. „Wichtiger aber ist, dass wir eine gute Chance haben, die nächste Runde zu erreichen.“

Es war ihm anzusehen, dass ihm diese Rolle im alleinigen Rampenlicht nicht sonderlich gefiel. „Der Rummel um meine Person ist mir gar nicht so lieb. Mir ist das Spiel wichtiger“, sagte er leise. Doch selbst im Teamhotel hatte er in den Tagen von Valencia kaum ruhige Momente, immer wieder musste er Autogramme geben und Glückwünsche entgegen nehmen. Überall wo Raúl auftauchte, feierten ihn die Fans. Es waren eigens 500 Anhänger von Real Madrid ans Mittelmeer gereist, um ihren Liebling von einst zu unterstützen. Und sie wurden für ihr Kommen belohnt.

Während Raúls Sturmpartner Klaas-Jan Huntelaar wieder einmal enttäuschte, setzte der Spanier seinen Aufwärtstrend der letzten Wochen fort und schlüpfte vor allem in der zweiten Hälfte in die ihm zugedachte Rolle als wichtigster Führungsspieler. Sein Einsatzwillen, seine Laufbereitschaft und seine Spielfreude an diesem Abend waren sehenswert. „Das ist eine unglaubliche Begeisterung“, staunte Mitspieler Peer Kluge, der neben Raúl der beste Schalker war. „Es war kein Zufall, dass Raúl dieses Tor erzielt hat“, fand auch Schalkes Trainer Felix Magath. „Er hat gezeigt, dass er bei uns nichts von seiner Klasse eingebüßt hat. Und er hat die ganze Mannschaft mitgezogen. Dafür gebührt ihm Dank.“

Derart mitgerissen schufen sich die Schalker mit einer geschlossenen Leistungssteigerung im zweiten Durchgang gute Voraussetzungen für das Rückspiel am 9. März in Gelsenkirchen. „Wir haben ein gutes Ergebnis erzielt. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Mannschaft“, sagte Magath.

Weniger freundliche Worte erhielt Raúl dagegen von den Anhängern des FC Valencia. Schließlich war das Ausgleichstor in der langen Karriere der Real-Legende bereits dessen 17. Treffer gegen diesen Gegner. Eine Gruppe erboster und enttäuschter Valencia-Fans hatte am Ende dann auch nur noch wüste und lautstarke Beschimpfungen für den Torschützen übrig. „Er ist so etwas wie die das Schreckgespenst von Valencia“, sagte Raúls Landsmann im Schalker Trikot, José Manuel Jurado, der den Pass zum Tor gegeben hatte.

Es passte aber zum bescheidenen Raúl, dass er diesen Umstand nicht in den Vordergrund stellen wollte. Stattdessen verwies er darauf, dass „Valencia ein gefährlicher Gegner ist, der auch auswärts gewinnen kann“. Kaum jemand wird besser wissen, wie das zu verhindern ist, als Raúl.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false