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Sport: Ein Hauch von Gold

Anni Friesinger geht mit einer Weltjahresbestzeit über 1000 Meter in die olympische Saison

Berlin - An diesem Wochenende hatte Anni Friesinger erstmals eine grundsätzliche Meinungsverschiedenheit mit ihrem Heimtrainer. Markus Eicher glaubte, dass seine Läuferin nach einem Virusinfekt in der vergangenen Woche besser nicht bei den deutschen Meisterschaften in Berlin starten sollte. Die 26-Jährige aus Inzell aber sah das völlig anders. Am Sonntagmittag sagte Anni Friesinger: „Ich bin heilfroh, wie wir uns entschieden haben.“

Sie hatte sich durchgesetzt und war am Sonntag auf der 1000-Meter-Strecke angetreten. Als sie die Ziellinie der Eisschnelllaufhalle im Sportforum Hohenschönhausen überquerte , jubelte die amtierende Allround-Weltmeisterin ausgiebig. Auf der Anzeigetafel blinkte eine Zeit auf, über die Cheftrainer Helmut Kraus später nur noch als „die Sensationszeit“ sprechen sollte: 1:15,17 Minuten – Bahnrekord, Weltjahresbestleistung und schnellste in Europa gelaufene Zeit. Ihre große Rivalin Claudia Pechstein hatte ihren Lauf erst 3,43 Sekunden später beendet. Platz drei belegte Daniela Anschütz. „Das war ein wichtiger Fingerzeig für die Saison“, freute sich Anni Friesinger.

Schließlich soll es eine Saison werden, an deren Ende mindestens eine olympischen Goldmedaille stehen soll. Auf welcher Distanz ist nicht klar, die amtierende Allround-Weltmeisterin hat theoretisch fünf Möglichkeiten dazu: Auf den Einzelstrecken 1000, 1500, 3000 und 5000 Meter sowie in der Mannschafts-Verfolgung. „Alles, was Gold bringt, ist meine Lieblingsstrecke“, sagte Anni Friesinger. Es werden wohl ihre letzten Olympischen Spiele, sie hat angekündigt, 2008 aufhören und eine Familie gründen zu wollen.

Am Samstag hatte Anni Friesinger ihren Weltrekord über 1500 Meter an die Kanadierin Cindy Klassen verloren, die in Calgary 1:53,77 Minuten gelaufen war. Friesinger reagierte gelassen, sie sagte: „Der Rekord war ohnehin überfällig, ich hätte nie gedacht, dass er so lange hält.“ Wie viel Anteil die schnelle Bahn in Calgary an diesem neuen Rekord hat, kann Anni Friesinger ab Donnerstag feststellen, wenn sie sich auf diesem Eis mit den anderen Läufern von der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) auf die ersten Weltcuprennen am 12. und 13. November vorbereitet.

Die Ergebnisse vom Wochenende sollten die Grundlage der Nominierung für die Mannschaftsverfolgung bilden. Da Anni Friesinger und Sabine Völker gesundheitsbedingt nicht über die 1500 Meter antraten, ist die neue Deutsche Meisterin Claudia Pechstein für Calgary als Nummer eins gesetzt. Die Berlinerin, die sich in der vergangenen Saison noch mit Cheftrainer Helmut Kraus gestritten hatte, hat den Mannschaftswettbewerb in dieser Saison wieder lieb gewonnen. Kein Wunder, die Aussichten der deutschen Damen auf eine Goldmedaille im Teamwettbewerb stehen gut. So wird Pechstein voraussichtlich bereits in Calgary mit ihrer deutschen Dauerrivalin Anni Friesinger und Sabine Völker eine Mannschaft bilden.

Anni Friesinger verließ Berlin in freudiger Stimmung. Am Samstagvormittag hatte sie erstmals leicht trainieren können, doch vielleicht ist ihr die leichte Krankheit sogar etwas behilflich gewesen. „So konnte ich ohne Druck laufen“, sagte die in Salzburg lebende Eisschnellläuferin. Ihre Leistung hat gezeigt, dass es richtig gewesen ist, sich gegen den eigenen Trainer durchzusetzen. Friesinger sagt: „Das war gut für mein Ego.“

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