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Der rasende Russe. In Australien wurde Witali Petrow überraschend Dritter, in Malaysia startet er von Rang acht. Foto: AFP

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Sport: Ein Held auch ohne Geld

In Malaysia will der Russe Witali Petrow erneut zeigen, dass er mehr zu bieten hat als Sponsorenkontakte

An seine neue Rolle als gefragter Mann in der Formel 1 hat er sich immer noch nicht gewöhnt. Der Medienrummel rund um seine Person vor dem Großen Preis in Malaysia (Samstag ab 10 Uhr, live auf RTL und Sky) schien Witali Petrow zu überraschen. Nach seinem dritten Platz in Australien ist der Russe auf einmal ins Scheinwerferlicht gerückt. Jetzt wollen alle mehr wissen über ihn, der bis dahin nur als einer galt, den Sponsorengeld und politische Beziehungen in das Formel-1-Cockpit von Lotus-Renault gebracht haben.

Dieses Image wird er trotzdem nicht los. So lautete eine der ersten Fragen an ihn auch gleich, ob er denn schon persönliche Glückwunsche von Wladimir Putin erhalten habe. „Das nicht“, antwortete Petrow, „aber ansonsten hat das Telefon dauernd geklingelt, bei mir und bei meinem Vater. Der hat es dann irgendwann einfach ausgeschaltet.“

Mit seiner Leistung am Australien-Wochenende zum Saisonauftakt überraschte Petrow sehr viele – sein eigenes Team wohl eingeschlossen. Denn auch dort hatte man lange Zweifel, ob aus Petrow wirklich ein erfolgreicher Formel-1-Fahrer zu machen sei. Teamchef Eric Boullier führte Ende letzten Jahres lange Gespräche mit ihm, bevor er der – aus kommerziellen Gründen notwendigen – Vertragsverlängerung zustimmte. Da ging es vor allem um Fragen der professionellen Einstellung, auch des entsprechenden Lebensstils, der Anpassung an die Anforderungen der Formel 1. Petrow beschäftige sich an den Rennwochenenden zu sehr damit, ständig telefonisch in Kontakt mit seiner Familie und Freunden in Russland zu sein, das müsse in Zukunft unterbleiben, die Konzentration allein der Arbeit an der Strecke gelten, das war eine der Forderungen. Außerdem verlangte Boullier, dass der Russe seinen Wohnsitz nach England, zum Team, verlege, um die englische Mentalität besser kennen- und verstehen zu lernen.

In Melbourne schien das alles gefruchtet zu haben, Petrow lieferte ein fehlerfreies Wochenende ab, gekrönt von einem wirklich starken Rennen. Auch in Sepang lieferte der 26-Jährige bisher eine recht gute Leistung ab, schaffte es im Qualifying als Achter wieder in die Top 10, blieb allerdings doch ein bisschen hinter seinem Teamkollegen Nick Heidfeld zurück.

Zwei Fragen sind freilich noch nicht endgültig beantwortet. Erstens, ob Petrow diese Leistungen auch wirklich konstant bestätigen kann. Denn den ein oder anderen guten Moment hatte er ja auch 2010 schon – nur wurde das halt immer wieder durch unnötige Fehler überschattet.

Zweitens, und das spielt auch eine große Rolle in der Beurteilung darin, ob er es tatsächlich einmal zum Teamleader in einem der guten Teams schaffen kann: Wie entwickeln sich seine technischen Fähigkeiten? Denn da, in der Abstimmungsarbeit, fehle doch noch einiges, war aus Renault-Kreisen immer wieder zu hören.

Was für diese These spricht: Erst als Nick Heidfeld im Laufe der Wintertests das Auto für Renault aussortiert und auf den richtigen Weg gebracht hatte, kam auch Petrow in die Gänge. Dass er dann in Australien ein Top-Wochenende erwischte, während bei Heidfeld alles schiefging, verfälschte da das Bild ein bisschen.

In einer Beziehung hat Lotus-Renault freilich massiv von Petrow profitiert – genauer gesagt von seiner Managerin Oksana Kosachenko. Dass die Piloten in Malaysia statt in den gewohnten schwarzen in goldenen Overalls antreten, war ihre Idee. „Ich habe vorgeschlagen, sich was zu überlegen, weil die Hitze in den schwarzen Dingern ja unerträglich sein muss. Wir Frauen denken eben praktisch!“

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