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Sport: Ein Hitzkopf wird vernünftig - Die Trumpfkarte der Capitals in den Play-offs reißt sich zusammen

Acht verschiedene Arbeitgeber in fünf Jahren, dazu ein Nervenkostüm, das nicht allzu strapazierfähig schien. Als Andrej Mezin vor der Saison zu den Capitals wechselte, da eilte dem Weißrussen nicht gerade der Ruf eines unproblematischen Zeitgenossen voraus.

Acht verschiedene Arbeitgeber in fünf Jahren, dazu ein Nervenkostüm, das nicht allzu strapazierfähig schien. Als Andrej Mezin vor der Saison zu den Capitals wechselte, da eilte dem Weißrussen nicht gerade der Ruf eines unproblematischen Zeitgenossen voraus. Eines war jedoch unstrittig, der von den Nürnberg Ice Tigers kommende Torhüter zählte in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) schon damals zu den besten seiner Zunft. Laut einer Fachzeitschrift nicht nur das: Vor kurzem wurde Mezin zum Keeper der Saison gekürt. "Natürlich schmeichelt so etwas", sagt der Geehrte, "aber ich würde das sofort gegen die Meisterschaft eintauschen. Eishockey ist eine Mannschaftssportart, da zählt der Erfolg des Teams." Mezin hat mit seinen Reflexen den Capitals schon so manches Spiel über die Runden geschaukelt. Dabei ist er kein Zauberkünstler von Gottes Gnaden, sondern jemand, der sich selbst ins Zeug legt. "Immer engagiert, immer konzentriert. So einen Torhüter wie Andrej habe ich noch nie erlebt," staunt selbst sein Trainer Michael Komma.

Mezins Abwehrkünste sind in der Liga gefürchtet, der Umstand, dass es bisweilen mit den Nerven des weißrussischen Nationaltorhüters nicht zum Besten bestimmt ist, hingegen bei der eigenen Mannschaft. So hatte sich Mezin zuletzt vor zehn Tagen in Köln nicht unter Kontrolle und diskutierte nach einem Tor des Gegners allzu heftig mit dem Schiedsrichter. Eine Spieldauerstrafe war die Folge. Kein neues Bild, auch in der Vorsaison in Nürnberg musste er ein Mal vorzeitig vom Eis. Mezin sagt selbstkritisch: "Ich habe dazugelernt und werde mich zusammenreißen." Dies scheint aus Sicht der Capitals auch nötig, denn neben der Spieldauerstrafe hat Mezin noch zwei Zehn-Minuten-Strafen auf seinem Konto. Einer nächsten "Einlage" des Weißrussen würde ein Spiel Sperre folgen.

Die Gefahr eines Ausrasters von Mezin scheint heute, zum Play-off-Auftakt in Krefeld, weniger gegeben. Schließlich stellt der Berliner Viertelfinalgegner kein Team der Raubeine. Mezin sieht der ersten Partie bei den Pinguinen gelassen entgegen. "In Über- und Unterzahl wird das Spiel entschieden", glaubt der 25-Jährige. Wie weit ist der Torhüter in diesen Momenten für die Entscheidung mitverantwortlich? Es komme mehr auf andere Konstellationen an, meint Mezin. "Vielleicht hat Krefeld während des ganzen Spieles nur ein oder zwei Breaks. In solchen Momenten muss ich auf der Höhe sein, da kann ich den Spielausgang beeinflussen."

Vor der hitzigen Atmosphäre in der Rheinlandhalle fürchtet sich Mezin nicht. "Mich treibt es an, wenn die Menge verrückt spielt." Womit er nicht meine, dass er sich dann neben dem Toreverhindern auf andere Dinge konzentrieren wolle. Mangelnde Disziplin sei von ihm in den Play-offs nicht zu befürchten - und ein neuer Verein auch nicht: Erstmals seit sechs Jahren wird Mezin über eine Saison hinaus seinem Arbeitgeber treu bleiben. Der Weißrusse poliert in Berlin nicht nur seinen Ruf als guter Torwart auf.

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