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Sport: Ein Hufeisen für Wowereit

Die Trabrennbahn Mariendorf feiert ihren 90. Geburtstag

Hufeisen sollen Glück bringen. Wer weiß das besser als Alwin Schockemöhle? Der Goldmedaillengewinner mit der Springreiter-Equipe in Rom (1960) und im Einzel in Montreal (1976) wird ein solches Hufeisen dabeihaben, wenn er am Freitag bei den Jubiläumsfeierlichkeiten auf der Trabrennbahn Mariendorf erscheint. Die Bahn feiert mit einem Festakt ihren 90. Geburtstag, nicht gar so sehr in alter Frische, sondern mehr mit einem Rucksack voll finanzieller Sorgen. Das von Schockemöhle angeschleppte Hufeisen ist ein Geschenk für den ebenfalls als Ehrengast geladenen Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit. Das Präsent soll Wowereit auf die Nöte im Berliner Trabrennsport hinweisen.

Wowereit bekommt keineswegs ein x-beliebiges Hufeisen. Es ist eines von Abano As. Der stand vor rund zehn Wochen als gefeierter Sieger da. Der Hengst hatte in Paris den Prix d’Amérique, das wichtigste Trabrennen der Welt, gewonnen. Besitzer von Abano As ist Alwin Schockemöhle, zusammen mit seinem holländischen Partner Paul Wals. Das wiederum erklärt, warum der ehemalige Springreiter Schockemöhle mittlerweile in der Traberszene ein- und ausgeht.

Schockemöhle hat sich nach Beendigung seiner Springreiterkarriere intensiv mit der Aufzucht von Trabern beschäftigt. Auch in diesem Metier ist die Erfolgsstatistik des heute 65-Jährigen lang, sie wurde gekrönt durch den Triumph in Paris. „Dieser Sieg war für mich genauso wichtig wie die beiden Goldmedaillen“, sagt Schockemöhle. Der temperamentvolle Abano As, der eine Gewinnsumme von 1,8 Millionen Euro eingebracht hat, bäumte sich in seiner Sternstunde fast symbolisch auf: Sein Erfolg wurde schnell umgedeutet in eine Trotzreaktion, eine Anklage gegen das Missmanagement der Funktionäre. Während nämlich die einheimischen Fahrer und Pferde im internationalen Vergleich von Woche zu Woche besser werden, driftet die finanzielle Situation bei den Trabrennvereinen ins Negative. Allein in der Saison 2002 gab es Umsatzeinbußen in Höhe von 25 Millionen Euro.

Gerade Alwin Schockemöhle weiß, wie wichtig in dieser prekären Situation die Hilfe von außen ist. Offene Worte scheut er nicht. „Jahrelang wurde der Trabrennsport in Deutschland von den verkehrten Leuten gemanagt. Anstatt das Wohlergehen der Bahnen hatten sie ständig ihre eigenen Interessen im Sinn.“ Schockemöhle hat auch schon mal vor zwei Wochen mit Klaus Wowereit im Roten Rathaus die Lage im Trabrennsport erörtert. Der Regierende Bürgermeister hat durchaus ein Herz für die bedrohte Sportart. „Ich bin ja quasi direkt neben der Trabrennbahn aufgewachsen. Da lassen einen diese Belange natürlich nicht kalt“, sagt Wowereit. In seiner Zeit als Tempelhofer Stadtrat hatte er sogar zweimal selber die Fahrleine in die Hand genommen. Seine Versuche im Prominentenrennen waren allerdings wenig erfolgreich. „Da besaß ich wohl nicht so ganz das richtige Händchen", sagt Wowereit

Am Freitagabend besitzt er dann immerhin ein Hufeisen.

Heiko Lingk

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