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Mehr Mut. Albas Spieler um Torin Francis (links) müssen sich gewaltig strecken, wenn sie das Halbfinale noch erreichen wollen. Foto: dpa

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Sport: Ein Inferno Panik

Alba steht im Play-off-Viertelfinale vor dem Aus.

Berlin - Das Büfett im Vip-Raum der Arena am Ostbahnhof war schon ziemlich abgegrast, allein das Ragout vom fränkischen Lamm mit Wildpreiselbeeren war kaum angetastet. Wahrscheinlich konnte sich kein Besucher des Play-off-Spiels zwischen Alba Berlin und den Würzburg Baskets eine Spezialität aus dem Frankenland vorstellen, die nicht zäh, bitter und allgemein ungenießbar war. Schließlich hatten die fränkischen Baskets bei ihrem 91:84 (43:45) in Berlin auch keineswegs wie Lämmer gespielt – sondern wie Raubtiere, die ihre Beute in Furcht und Schrecken versetzten. „Wer Angst hat zu verlieren, wird nicht gewinnen“, sagte Albas Geschäftsführer Marco Baldi über das Spiel seiner Mannschaft. „So war’s heute.“

Die Niederlage der Berliner bedeutet, dass sie am kommenden Dienstag bei den Würzburgern gewinnen müssen, um die Best of five-Serie nicht mit 1:3 zu verlieren. In diesem Fall wäre Alba im Viertelfinale gescheitert, die Saison jäh in der ersten Play-off-Runde beendet. In Spiel zwei und drei der Serie hatten die Würzburger nicht nur die größere Leidenschaft gezeigt: Je länger die Serie dauert, desto selbstbewusster wirkt der Aufsteiger. Am Samstagabend hielten manche Berliner Spieler wie Derrick Allen und Yassin Idbihi verbissen dagegen, andere hingegen schienen zurückzuweichen, sobald der Widerstand etwas größer wurde. Die Folge: Würzburg entschied das Reboundduell mit 39:26 für sich, ergattere sich allein 15 Offensivrebounds und ging 40 Mal an die Freiwurflinie.

Einige Berliner Zuschauer pfiffen am Ende sogar, Albas enttäuschende Leistung lag laut Baldi aber nicht am fehlenden Willen. „Die Spieler wollen alle. Die Frage ist vielmehr: Kann ich? Glaube ich am Ende dran? Hundertprozentig? Mit Überzeugung?“ Trainer und Sportpsychologe Gordon Herbert hat allerdings kaum Zeit, seiner angeknacksten Mannschaft Glauben und Überzeugung einzuimpfen. Nach Baldis Ansicht kann eine flammende Ansprache oder ein taktischer Schachzug, „ein Schamane oder Medizinmann“, ohnehin kaum etwas bewirken. „Jeder der glaubt, dass es jetzt irgendeinen Kniff oder Move gibt – so etwas gibt es nicht“, sagte der Geschäftsführer. „Jetzt wird geerntet, was über die Saison gesät wurde. Die Wahrheit kommt.“

Zurzeit – nach 34 regulären Saisonspielen in der Bundesliga, 14 Europacup-Partien, einem Pokalspiel und drei Play-off-Begegnungen – lautet die Wahrheit so: Alba kann hart verteidigen und im Angriff flüssig zusammenspielen. Aber nicht an jedem Tag und zu jedem Zeitpunkt. „Ich sage es nochmal: Wer Angst hat zu verlieren, wird nicht gewinnen“, wiederholte Baldi. Seine Spieler haben am Dienstag die Chance, diese Aussage zu bestätigen oder eine andere Wahrheit über sich zu verbreiten. Lars Spannagel

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