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Sport: Ein Jubiläum mit Tücken, denn eigentlich findet er erst zum elften Mal statt

Die Sache mit dem Jubiläum ist ein wenig kompliziert. Denn eigentlich findet der 20.

Die Sache mit dem Jubiläum ist ein wenig kompliziert. Denn eigentlich findet der 20. Berliner Halbmarathon am Sonntag erst zum elften Mal statt - zumindest in seiner jetzigen Form. Aus zwei Läufen, Friedenslauf und SCC-Halbmarathon, wurde im Jahr nach der Wende einer. Und passend zur Geschichte dieser Stadt, war es ein Zusammenschluss aus Ost und West. Nachdem 1981 im Westteil der Stadt mit den 25 km de Berlin das erste große Cityrennen stattgefunden hatte und die Vorbereitungen für die Premiere eines durch die Innenstadt verlaufenden Berlin-Marathons im Gange waren, fand im östlichen Bezirk Lichtenberg auf Nebenstraßen ein Marathon statt. Dies war 1981 der erste Vorläufer der heutigen Veranstaltung. Ein Jahr später wurde daraus der Friedenslauf.

"Als es für eine Hauptstadt zum guten Ton gehörte, einen Citylauf zu veranstalten, gab man auch im Roten Rathaus und beim Deutschen Turn- und Sportbund grünes Licht. Vorher waren im Osten alle Bemühungen um einen Straßenlauf gescheitert", erzählt Wolfgang Weising, der heute die Berliner Laufzeitschrift "Laufzeit" herausgibt und damals selbst beim Friedenslauf startete. Das Rennen wurde zum größten und wichtigsten Laufereignis der DDR. Angeblich starteten über verschiedene Strecken 1982 bereits 20 000 Läufer. "Allerdings hatte man als Zeitzeuge immer den Eindruck, hier werden Füße statt Menschen gezählt", sagt Weising. Nur einer kleiner Teil von ihnen lief über die langen Strecken, 20 km oder Marathon. Für Fassungslosigkeit bei den Kampfrichtern, erinnert sich Weising, sorgten damals die Berliner Klaus Goldammer und Roland Winkler, die beim Marathon nach 2:23:47 Stunden Hand in Hand ins Ziel liefen. "Das war nicht vorgesehen, schließlich hatte man nur je einen Berliner Teddybären für Sieger und Siegerin eingeplant."

1985 erlebte der Friedenslauf seinen Höhepunkt. Damals wurde das Rennen auf einen Donnerstag verlegt, weil das Internationale Olympische Kommitee (IOC) in Ost-Berlin tagte. "Kosten und Aufwand wurden nicht gescheut. 70 000 Teilnehmer sollen dabei gewesen sein - zumindest waren sie nicht an ihren Arbeitsplätzen", berichtet Wolfgang Weising. Damals gab IOC-Präsident Juan-Antonio Samaranch den Startschuss ab. Der sportliche Wert blieb allerdings zum Teil auf der Strecke. Während der Marathongewinner Klaus Goldammer einen Wanderpokal und sechs holzgeschnitzte Eierbecher als Sieggabe erhielt, bekamen die Gewinner der kurzen Strecken wertvolle Preise wie Mountainbikes. Hintergrund dieser kuriosen Vergabe war, dass Samaranch nicht die Zeit hatte, auf die Sieger des 20-km-Rennens und auf die des Marathonlaufes zu warten.

Nach der Wende war es vorbei mit der staatlichen Förderung des Friedenslaufes. Der damalige Cheforganisator Stefan Senkel fand im SCC jedoch den rettenden Partner für seine Veranstaltung. Der Charlottenburger Klub hatte bereits 1984 den ersten Halbmarathon veranstaltet. Dieser Lauf hatte zu West-Berliner Zeiten jedoch nur lokalen Charakter und galt als Vorbereitung für den Berlin-Marathon. Heute ist der Berliner Halbmarathon dabei, zu einem echten Gegenstück des Marathons zu werden.

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