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Sport: Ein kapitaler Capitalist - Der sonst so konstante Schwede Johan Norgren war nur einmal unsortiert

Gleich bei der ersten Dienstreise mit seinem neuen Arbeitgeber unterlief Johan Norgren ein Fauxpas. Als sich der Schwede im August 1998 mit den Capitals zum Trainingslager nach Finnland aufmachte, hätte für ihn die Reise beinahe an der Passkontrolle des Flughafens Tegel geendet.

Gleich bei der ersten Dienstreise mit seinem neuen Arbeitgeber unterlief Johan Norgren ein Fauxpas. Als sich der Schwede im August 1998 mit den Capitals zum Trainingslager nach Finnland aufmachte, hätte für ihn die Reise beinahe an der Passkontrolle des Flughafens Tegel geendet. Statt des eigenen Ausweispapiers hatte Norgren das seiner Freundin eingesteckt.

Doch von wegen stramm-deutsche Bürokratie - es gab nur freundliches Gelächter, der Führerschein reichte den Zollbeamten. Eine harmlose Anekdote, die dem Schweden trotzdem peinlich war. "Eigentlich versuche ich immer, alles am rechten Platz zu haben, so korrekt wie möglich zu sein."

Anderthalb Jahre sind seit der Flughafen-Episode vergangen, weitere Norgrensche Nachlässigkeiten hat man seitdem in Berlin nicht beobachten dürfen. Keines der 58 Spiele der Capitals hat der Verteidiger in dieser Saison verpasst. Unauffällig, aber im eigenen Drittel meist ohne Fehl und Tadel, bei den Capitals ist der 28-Jährige stets einer der Zuverlässigsten. So sieht es auch sein Trainer. "Von 58 Spielen hat der 50 auf dem gleichen Niveau bestritten", sagt Michael Komma, "er spielt unspektakulär, aber konstant. In der Defensive hervorragend, in der Offensive nicht schlecht - Johan ist ein ganz wertvoller Mannschaftsspieler."

In den Play-offs, so scheint es, wächst Norgren - der in der Hauptrunde nur drei Treffer erzielte - über diese Rolle hinaus. Schon beim ersten Spiel in Krefeld tauchte der Schwede ungewohnt häufig vor des Gegners Tor auf, vergab seine größte Chance allerdings. Anders verhielt sich dies am Sonntag, da erzielte Norgren nach einem nicht alltäglichen Solo das 5:1 für die Capitals. "Die Vorlage kam von Niklas Hede", erinnert sich Norgren, "ich hatte das Tor meines Lebens geschossen."

Woher kommt der plötzliche Offensivdrang? "Ich bin eben der Joker für die Play-offs", lacht Norgren. "Nein, im Ernst, in den letzten Spielen bin ich noch mehr gelaufen, habe mich mehr um das Spiel nach vorne bemüht und dabei hat vieles geklappt. Das gibt Selbstvertrauen." Seitdem er seinen Landsmann Fredrik Stillman als Verteidigungs-Partner habe, laufe es für ihn noch besser. Die Kommunikation zwischen beiden sei blendend. Wenn einer die Chance habe, in der Offensive etwas zu bewegen, dann müsse er sie nutzen - so laute die Absprache. Gehörte Norgren in den ersten Play-off-Spielen unter den Verteidigern zu den auffälligsten Akteuren der Capitals, so lässt sich in der Offensivabteilung ähnliches über Robert Guillet sagen. Am Freitag, beim 1:2 in Krefeld, erzielte der Frankokanadier das einzige Berliner Tor, am Sonntag, beim 5:4-Erfolg, brachte der 28-Jährige die Capitals mit seinem Treffer zum 2:1 erstmals in der Serie gegen die Pinguine in Führung. Genugtuung für Guillet, der in der regulären Saison nicht immer das Glück auf seiner Seite hatte. Im Vorjahr war er noch der Torjäger (26 Treffer) beim Vorletzten, in dieser Spielzeit traf er 13 Mal in der Hauptrunde.

Trotzdem schätzt Michael Komma die Fertigkeiten des in Montreal geboren Kanadiers. Ähnlich wie Norgren könne Guillet in den Play-offs zu einer wichtigen Figur werden, glaubt der Trainer: "Obwohl er ein ganz anderer Spielertyp als der Johan ist. Guillet hat viel Potenzial, ist individuell sehr gut. Aber er spielt nicht so gerne in einem System, will lieber seine Freiheiten."

Norgren und Guillet, bislang zwei der besten Spieler der Capitals in den Play-offs, trotzdem könnten sich die Wege trennen: Der Schwede hat schon einen Kontrakt für die kommende Saison, der Kanadier nicht. "Meine ersten und letzten Play-offs für die Capitals", lacht Guillet. Sein Engagement würde trotzdem nicht leiden. Norgren hingegen freut sich hingegen auf ein weiteres Jahr in Berlin. "Das ist eben eine Super-Stadt." Und über die Führerschein-Geschichte am Flughafen Tegel lacht der Schwede inzwischen selbst: "Es ist doch gar nicht so schlecht, wenn es über mich auch einmal etwas lustiges zu berichten gibt."

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