zum Hauptinhalt
Schalke feiert den fünften Pokalsieg. Für Torwart Manuel Neuer ein ganz besonderer Triumph, war es doch sein wohl letztes Spiel für seinen Jugendverein.

© Reuters

Update

Ein Klassenunterschied: Schalke nach 5:0 über Duisburg Pokalsieger

Der FC Schalke 04 wird seiner Favoritenrolle im DFB-Pokalfinale gegen Zweitligist MSV Duisburg gerecht. Dass es am Ende aber sogar ein Schützenfest gibt, hätten wohl nicht einmal die Gelsenkirchener erwartet.

Milan Sasic hatte sich für die bequeme Haltung entschieden. Der Trainer des MSV Duisburg stand neben seinem Stuhl, lehnte seinen Körper an das Gestänge des Wind-und-Wetterschutzes, die Arme vor der Brust, die Beine über Kreuz geschlagen. Mit erstaunlicher Gelassenheit verfolgte Sasic das DFB-Pokalfinale seiner Mannschaft gegen den FC Schalke 04. Wozu sich aufregen über Dinge, die sich ohnehin nicht ändern lassen? Nur knapp zwanzig Minuten durften die Duisburger von einer Sensation träumen, dann beendete Julian Draxler mit einem wunderbaren Tor alle Hoffnungen des MSV. Am Ende eines einseitigen Finales stand ein ungefährdeter 5:0 (3:0)-Sieg für den Favoriten. Die Schalker sicherten sich damit, neun Jahre nach ihrem vorerst letzten Triumph, zum fünften Mal den DFB-Pokal.

Für den FC Schalke 04 fand die Saison einen versöhnlichen, einen festlichen Abschluss. Schalkes Klubmanager Horst Heldt sagte: „Wir freuen uns unheimlich. Wie haben nach einer Saison mit allen Höhen und Tiefen noch einmal alles gegeben. Mit einem Titel aufzuhören ist sehr, sehr gut.“

Unterschiedlicher hätten die Voraussetzungen kaum sein können. Während der Bundesligist alle relevanten Spieler zur Verfügung hatte, musste der MSV etliche Stammkräfte ersetzen. Beim Vorprogramm standen die verletzten und gesperrten Duisburger Spieler vor ihrer Fankurve. Srdjan Baljak machte mit seinen Krücken die Welle – besser hätte man die Misere des MSV nicht illustrieren können. Immerhin waren Kapitän Ivica Grlic und Innenverteidiger Benjamin Kern wieder so weit hergestellt, dass sie von Anfang an spielen konnten, Mittelstürmer Stefan Maierhofer saß immerhin auf der Bank.

Schalkes Trainer Ralf Rangnick hatte etwas überraschend den erst 17 Jahre alten Julian Draxler für Atsuto Uchida von Beginn an aufgeboten – und damit alles richtig gemacht. Nach einer fahrigen Anfangsphase gelang dem Mittelfeldspieler die erste ansehnliche Aktion des Spiels. Nach einem Zuspiel von Jefferson Farfan nahm Draxler den Ball an der Strafraumgrenze mit links an und setzte ihn mit rechts volley ins Duisburger Tor.

Im Grunde war das Finale damit schon entschieden und der Plan des MSV hinfällig, möglichst lange das 0:0 zu halten und dann mit einem goldenen Konter vielleicht den entscheidenden Schlag zu setzen. Die Duisburger Fans, ohnehin in der Unterzahl, brauchten eine gewisse Zeit, um sich auf die neue Situation einzustellen. Als sie sich wieder gesammelt hatten, stand es bereits 2:0. Nur vier Minuten nach der Schalker Führung reagierte Klaas-Jan Huntelaar schneller als sein Gegenspieler und lenkte eine Hereingabe von Farfan an Yelldell vorbei ins Tor.Erst am Ende der ersten Halbzeit fanden die Duisburger etwas besser ins Spiel. Olcay Sahan hatte die erste Chance für den Zweitligisten. Sein Schuss ging jedoch über das Tor. Eine Minute später musste auch Manuel Neuer erstmals eingreifen. Der Drehschuss von Manuel Schäffler bereitete ihm jedoch keine Mühe. Kurz darauf hätte es für Schalkes Torhüter schon kniffliger werden können. Nach einer missglückten Abseitsfalle lief Sefa Yilmaz alleine auf sein Tor zu, der frühere Berliner Tennis Borusse aber bekam den Ball nicht schnell genug unter Kontrolle und vertändelte die Gelegenheit zum 1:2.

Für Schalkes Torhüter war es alles in allem ein recht entspannter Abend, trotzdem wird dieses Finale für Neuer vermutlich immer ein besonderes bleiben. Aller Wahrscheinlichkeit ist es das letzte gewesen, dass er nach 20 Jahren Vereinszugehörigkeit für Schalke bestritten hat. In Kürze wird der Nationalspieler wohl seinen Wechsel zum FC Bayern bekannt gegeben. Die ersten Interviews nach dem Pokalsieg wollte er noch nicht für die Bekanntgabe seiner Entscheidung nutzen, er sagte nach dem Spiel nur: „Ich genieße jetzt erst einmal den Abend, alles weitere wird man sehen.“

Dass es für Neuer kein alltäglicher Transfer ist, konnte sich jeder vorstellen. Am Samstag kostete er noch einmal jeden Moment aus – als Teil der großen Schalker Familie. Nach jedem Tor stürmte er Richtung Schalker Bank, um nicht alleine feiern zu müssen. Gelegenheiten dazu gab es genug. Noch vor der Pause traf Benedikt Höwedes zum 3:0. Nach einer Ecke von Farfan war er mit dem Kopf vor MSV-Torhüter David Yelldell am Ball.

Angesichts dieses Pausenstands wurde die zweite Halbzeit für die Schalker erst recht zum Schaulaufen. Die Duisburger versuchten es nun wenigstens mit dem Mut der Verzweiflung und beschränkten sich in der Defensive auf das Nötigste. Entsprechend groß waren die Lücken in ihrer Abwehr. Bei seinem Tor zum 4:0 stand Jose Manuel Jurado völlig frei, das 5:0 von Huntelaar begünstigte Goran Sukalo durch einen Ballverlust im eigenen Strafraum. Es war ein historisches Tor. Mit diesem Treffer hatten die Schalker einen Rekord eingestellt, den sie selbst halten. 1972 hatten sie im DFB-Pokalfinale 5:0 gegen Kaiserslautern gewonnen. Es war der höchste Endspielsieg in diesem Wettbewerb. Diesen Rekord halten die Schalker nun gleich zweimal.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false