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Sport: Ein kleiner Junge

T-Mobile verpflichtet den Bergfahrer Oscar Sevilla

Berlin - Bei seiner ersten großen Rundfahrt haben sie sich noch über ihn lustig gemacht. „Da hat sich ein kleiner Junge einfach ins Feld geschmuggelt“, sagten die Teamkollegen bei dem Rennstall Kelme über ihren neuen Kollegen Oscar Sevilla zu den anderen Fahrern im Feld des Giro d’Italia 1998. Doch der nur 1,60 Meter große und 60 Kilogramm schwere Bergspezialist, der in Spanien wegen seines jungenhaften Aussehens „El Nino“ genannt wird, machte sich schnell einen guten Namen im Profiradsport. Einen so guten, dass er jetzt vom T-Mobile Team, das auf Platz eins der Weltrangliste steht, verpflichtet wurde.

„Wir haben ihn auf den ausdrücklichen Wunsch von Jan Ullrich geholt“, sagt T-Mobile-Teamchef Walter Godefroot. Sevilla, der einen Zweijahresvertrag erhält, wird bei T-Mobile den Platz von Santiago Botero einnehmen. Der Zeitfahr-Weltmeister von 2002 konnte in den zwei Jahren bei T-Mobile die in ihn gesetzten Erwartungen nicht annähernd erfüllen. Gerade bei den Bergetappen der Tour de France konnte er Jan Ullrich und Andreas Klöden kaum helfen. Trotzdem war, als Botero seinen Wechsel zum Schweizer Phonak-Team bekannt gab, von einer drohenden Schwächung der T-Mobile-Mannschaft die Rede. Schließlich hatten in Cadel Evans und Mario Aerts (beide zu Lotto) und dem Italiener Paolo Savoldelli, der im nächsten Jahr für Lance Armstrong im Team Discovery Channel fährt, bereits drei weitere Fahrer das Team von Jan Ullrich verlassen.

„Ich glaube nicht, dass unser Team im nächsten Jahr schlechter sein wird“, sagt Walter Godefroot. „Wir wollen die Mannschaft in der Breite stärker machen.“ Im Jahr 2001 wurde der damals 24-jährige Sevilla Siebter bei der Tour de France und gewann das Weiße Trikot des besten Jungprofis. Im selben Jahr belegte er bei der Vuelta sogar den zweiten Platz und wurde schon als Nachfolger von Miguel Indurain gefeiert. Doch hier hatte der in Spanien sehr beliebte Sevilla schon den Höhepunkt seiner bisherigen Karriere erreicht. In den folgenden Jahren hatte er mit Stürzen und den Nachwirkungen einer Operation am Gesäß zu kämpfen, die erwarteten Siege blieben aus.

In dieser Saison wechselte Sevilla zum neuen Rennstall von Botero, Phonak, der ihm jetzt aber nur eine Vertragsverlängerung mit geringeren Bezügen angeboten hatte. Bei der Tour de France wurde er 24., bei der Spanien-Rundfahrt lag er vor dem Bergzeitfahren am Sonntag auf dem 21. Platz. Ist er also doch nur ein Mann für die hinteren Plätze im Kader? „Bei den großen Rundfahrten soll Sevilla einen festen Platz neben Ullrich, Winokurow, Klöden und Co. einnehmen“, sagt T-Mobile Sportdirektor Mario Kummer. „Da wird er uns in der kommenden Pro-Tour-Saison eine wertvolle Hilfe sein.“ Die Pro-Tour löst im kommenden Jahr den Weltcup und die bisherige Weltrangliste ab.

Will T-Mobile in der Pro-Tour wie jetzt in der Weltrangliste ganz vorne liegen, muss es bei allen wichtigen Rennen eine starke Mannschaft aufbieten. Ob dazu auch wieder Andreas Klöden gehören wird, ist weiter unklar. Der Zweite der Tour de France hat immer noch nicht entschieden, ob er bei T-Mobile bleibt. „Es gibt von unserer Seite keinen Termin, bis wann er sich entscheiden muss. Das ist abhängig von seinem Manager Tony Rominger“, sagte Walter Godefroot gestern dem Tagesspiegel.

Falls Klöden doch gehen sollte, traut Godefroot dem 27-jährigen Sevilla auch eine tragende Rolle im Team zu. „Er ist nach wie vor ein Riesentalent. Wir hoffen, dass er nach seinen Verletzungen im nächsten Jahr wieder eine Klasse besser fährt.“

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