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Sport: Ein Knick in der Entwicklung

Herthas Thorben Marx kommt nicht richtig voran

Berlin - Vermutlich wird Thorben Marx vergeblich auf ein Gespräch mit seinem Trainer warten. Das Gespräch hat es schon gegeben, sagt Falko Götz, gleich nach Herthas Spiel gegen den VfL Wolfsburg. „Wahrscheinlich war er da noch so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass er das nicht mitbekommen hat“, sagt Herthas Trainer. Verwunderlich wäre das nicht. Marx musste gegen Wolfsburg schon nach 45 Minuten vom Platz, weil ihm so gut wie gar nichts gelungen war. Wenn er überhaupt auffiel, dann negativ: Einmal stand Marx an der Seitenlinie, wollte einen Pass über zwei Meter spielen und schoss den Ball ins Aus. „Ich weiß selbst, dass ich scheiße gespielt habe“, sagt der 23-Jährige.

Falko Götz findet, dass ein solcher Auftritt jedem einmal zugestanden werden müsse, „insgesamt hat Thorben eine ganz ordentliche Saison gespielt“. Allerdings sind bei dieser Beurteilung die besonderen Umstände zu berücksichtigen. Wegen eines Kreuzbandrisses hat Marx fast die komplette Vorsaison verpasst, jetzt, zum Ende der Spielzeit, macht sich bei ihm die kontinuierliche Belastung noch deutlicher bemerkbar als bei den meisten seiner Kollegen. „Die Kraft lässt langsam nach“, sagt Marx.

Im günstigsten Fall wird das Jahr 2004/ 05 in der Karriere des Thorben Marx einmal den Status einer Übergangssaison einnehmen. Im schlimmsten könnte es das Ende einer hoffnungsvollen Entwicklung sein. Als Götz vor drei Jahren erstmals Trainer bei Hertha war, stieg Marx zum Stammspieler auf. Einen weiteren auffälligen Qualitätssprung hat die Rückkehr seines Förderers allerdings nicht ausgelöst.

Es ist ein bisschen paradox: Götz kam mit dem Ruf nach Berlin zurück, ein radikaler Förderer der Jugend zu sein. Doch Herthas Aufschwung in dieser Saison verantworten eher die erfahrenen Spieler: Niko Kovac, Marcelinho oder Josip Simunic. Von den Nachwuchskräften, die im vorigen Jahr großen Anteil an Herthas Klassenerhalt hatten, ist keiner in seiner Entwicklung entscheidend vorangekommen. Weder Alexander Madlung noch Malik Fathi oder Nando Rafael sind zu unangreifbaren Stammspielern aufgestiegen, am ehesten trifft das noch auf Marx zu, der immerhin 24-mal in der Anfangself stand.

Götz hat sich mehrmals enttäuscht darüber geäußert, dass sich viele junge Spieler zu schnell mit frühen Erfolgen zufrieden geben. Von dieser Kritik hat er Marx nicht ausgenommen. Eigentlich schätzt er dessen dynamisches Spiel. Davon aber war zuletzt wenig zu sehen. Marx hofft trotzdem, dass er am Samstag bei Borussia Mönchengladbach wieder von Anfang an spielen darf. „So schlecht wie gegen Wolfsburg kann es ja nicht immer sein“, sagt er. Allerdings kann Götz im Kampf um die Champions League nur Spieler brauchen, die „bereit sind, noch mal großen Aufwand zu betreiben“, was bedeutet, dass der eine oder andere überstrapazierte Spieler auch mal eine Pause bekommen könnte. Thorben Marx hat sich zuletzt nachhaltig für eine Pause empfohlen.

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