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Sport: Ein Löwe für die Elefanten?

Trainer Winfried Schäfer verhandelt mit Togo und könnte bei der WM dem zurückgetretenen Otto Pfister nachfolgen

Wangen - Ein Deutscher warf entnervt das Handtuch, nun soll ein anderer das Chaos beim Weltmeisterschaftsneuling Togo beenden: Winfried Schäfer steht vor einem Comeback als Trainer einer Fußball-Nationalmannschaft. Der 56-Jährige wird womöglich neuer togoischer Trainer und würde nach Kamerun 2002 ein weiteres afrikanisches Team bei einer WM betreuen. Die Chancen auf eine Einigung lägen „bei 70 Prozent“, sagte er am Sonntag. Die Verhandlungen zogen sich gestern den gesamten Nachmittag hin, bei Redaktionsschluss lag noch keine Entscheidung vor.

Schäfer würde Nachfolger von Otto Pfister, der am späten Freitagabend wegen eines Prämienstreits und des dadurch ausgelösten Trainingsboykotts das Teamquartier verlassen und fristlos gekündigt hatte. „Togo möchte mich gerne verpflichten, ich höre mir das gerne an“, sagte Schäfer auf dem Weg ins Teamquartier nach Wangen im Allgäu.

Seit 13.30 Uhr verhandelte Schäfer mit der Verbandsführung. Ein Engagement sei jedoch nur für die Dauer der Weltmeisterschaft in Deutschland und nur „zu meinen Bedingungen“ denkbar, betonte er. Schäfers Verhandlungsposition ist bestens, denn der Verband des westafrikanischen Staates steht nach Tagen des Chaos unter Zeitdruck. Bereits am Dienstag trifft Togo bei seiner WM-Premiere in Frankfurt am Main auf Südkorea. „Ich muss es nicht machen. Ich weiß, wie Afrikaner zu führen sind. Das Problem ist das Drumherum. Es muss alles stimmen, und alle Störenfriede müssen raus“, sagte Schäfer. Von seinem Verein Al Ahli Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten erhielt er bereits die Erlaubnis für dieses Engagement. „Ich habe mit meinem Präsidenten dort gesprochen, die würden sich freuen.“ Für eine Einigung spricht zudem, dass Togos Ausrüster Puma stark an einem raschen Ende der chaotischen Zustände im Verband interessiert ist. Schäfer hatte nach eigenen Angaben bereits Anfang des Jahres eine Anfrage aus Togo, lehnte damals aber wegen der laufenden Saison in den Emiraten ab. Daraufhin war Pfister verpflichtet worden.

Negative Erfahrungen mit einem Prämienstreit hat auch Schäfer bereits gemacht: Die Mannschaft Kameruns, die sich die unbezähmbaren Löwen nennt, wollte im November 2004 zum Spiel in Leipzig gegen Deutschland (0:3) wegen ausgebliebener Zahlungen zunächst nicht antreten. Gut zwei Jahre zuvor hatte er mit dem Team die Afrika-Meisterschaft gewonnen und damit seinen größten Erfolg gefeiert. Für den zurückgetretenen Pfister war nach dem mehrtägigen Trainingsboykott „die professionelle Grundlage entzogen“, wie er sagte. „Das zerstört mir einen Lebenstraum, aber ich muss den Tatsachen ins Auge sehen.“ Der 68-Jährige hatte als Trainer Saudi-Arabiens bereits die Weltmeisterschaft 1998 verpasst. Weil er eine Entscheidung des Königssohns nicht akzeptieren wollte, wurde der gebürtige Kölner zur Olympia-Auswahl des Wüstenstaats strafversetzt.

Immerhin ist der angedrohte WM-Boykott eines Teils der togoischen Mannschaft vom Tisch. „Wir bleiben, wir spielen, wir machen das für unser Land“, sagte Emmanuel Adebayor vom FC Arsenal am Sonntag nach dem Training, das von Interimstrainer Mawuena Kodjovi geleitet wurde.

Über Winfried Schäfer äußerte sich Adebayor positiv: „Er ist ein guter Trainer.“ Seit Samstag befinden sich Premierminister Edem Kodjo und Sportminister Ayouta Ouyenga im Quartier, um den seit Monaten schwelenden Prämienstreit zu schlichten.dpa

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