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Sport: Ein Malocher als Chef

Wie Jürgen Kohler den MSV Duisburg retten will

Ein Training unter Jürgen Kohler läuft immer ähnlich ab: Während sein Assistent Andreas Zachhuber die Übungen leitet, steht der Chef meist in der Mitte und beobachtet das Treiben. Fällt ihm etwas auf, unterbricht er die Übung und spricht. Mehr als zwei Stunden dauern die Einheiten. Schnell hat sich Kohler auf diese Weise beim MSV Duisburg ein neues Image geschaffen: Er gilt als kommunikativer Schleifer.

„Harte Arbeit und Ärmel aufkrempeln“, lauten die Schlagworte, mit denen Jürgen Kohler beim abstiegsbedrohten Bundesligisten MSV Duisburg die Nachfolge des wegen seines Kopfstoßes entlassenen Norbert Meier antritt. „Ehrliche Maloche kommt im Ruhrgebiet an“, sagt Jürgen Kohler, der frühere Profi von Borussia Dortmund. Der MSV ist die erste ordentliche Trainer-Station des Weltmeisters von 1990. Als Coach der deutschen U-21-Nationalauswahl schmiss Kohler nach einem halben Jahr hin, als Sportdirektor von Bayer Leverkusen konnte er danach bis Juli 2004 ebenfalls wenig bewirken. Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) und in Leverkusen sollen sie froh gewesen sein, als Kohler seine Verträge frühzeitig auflöste.

In Duisburg aber hält man viel vom neuen sportlichen Leiter. Der Vereinsvorsitzender Walter Hellmich erklärte, er habe mit Jürgen Kohler einen Weltklasse-Trainer verpflichtet, für den der angestrebte Klassenerhalt in der Bundesliga eine lösbare Aufgabe darstelle. „Wir haben uns mit einem Super-Typen positioniert und schaffen das“, sagt Hellmich.

Auch Kohler, der gleichzeitig als Sportdirektor fungiert, ist überzeugt davon, dass seine Mannschaft das Potenzial besitzt, den Abstieg zu verhindern. „Im Team steckt Leben und Moral“, sagt Kohler. Das war in der Hinrunde zu wenig. Bemüht haben sich die Profis des Aufsteigers stets, dennoch hat es in der Bundesliga nur zu zwölf Punkten und Tabellenplatz 17 gereicht. Es mangelte an spielerischer Klasse. Deshalb will Kohler, der als Vorstopper zur Weltklasse zählte, erst einmal hinten dicht machen. Mit Mihai Tararache und Marco Caligiuri verpflichtete er zunächst zwei Defensivkräfte. Erst danach glückte ihm der Transfer des südkoreanische WM-Stars von 2002, Jung-Hwan Ahn, der vom FC Metz kam.

In Duisburg will der 40-Jährige die Wahrnehmung seiner Arbeit als Trainer von seinen früheren Erfolgen als Spieler trennen. „Das ist lange her, ich muss mir alles neu erarbeiten“, sagt der 105-malige Nationalspieler. Einen Sportpsychologen und einen Ernährungswissenschaftler hat er dem Team vorgestellt. Maßnahmen, die neu in Duisburg sind. „Wir wollen nichts unversucht lassen, um mehr Prozente aus der Mannschaft herauszukitzeln“, sagt Kohler, der mit einem vierköpfigen Trainerstab arbeitet.

Wegen des beim DFB und in Leverkusen misslungenen Starts in seine zweite Karriere trauen viele Kohler nicht zu, die schwierige Aufgabe beim MSV zu meistern. Das könnte seine Chance sein.

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