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Schnell im Schlitten. Bruno Banani mit seinem liebsten Sportgerät. Foto: dapd

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Sport: Ein-Mann-Nationalteam

Bruno Banani ist der einzige Rodler der Insel Tonga und hat sich für seinen ersten Weltcup qualifiziert.

Berlin - Bruno Banani will Weihnachten in Tonga unter Palmen verbringen. In der pazifischen Heimat wird der einzige Rodler des Inselstaates einiges zu berichten haben – nicht nur von den Minusgraden im Eiskanal. Im kanadischen Wintersportort Calgary feierte der 24-Jährige in der Nacht zu Freitag mit deutscher Hilfe den größten Erfolg seiner Karriere. „Das ist der glücklichste Moment meiner Rodel-Laufbahn“, sagte er über seine erste Qualifikation für ein Weltcup-Rennen.

Banani ist nicht nur ein Exot unter den Rodel-Sportlern, sondern genießt auch in seiner Heimat Ausnahmestatus. Der Sohn eines Kokosbauern hat sich gegen den Volkssport Rugby entschieden und bildet nun alleine das Rodel-Nationalteam des Königreichs Tonga. „Eine große Verantwortung spüre ich deshalb aber nicht, es ist vielmehr ein Gefühl von Ehre“, sagt er. Für ihn und den Inselstaat ist die Qualifikation für den Weltcup in Calgary am Samstag der Höhepunkt einer kuriosen Geschichte. Die tongaische Prinzessin hatte einen Traum: Sie wollte einen Rodler ihres Königreichs bei den Olympischen Winterspielen sehen und rief eine Art einwöchiges Casting ins Leben. Deutsche Scouts halfen bei der Suche und entschieden sich schnell für Banani, der mit über 20 Jahren ein Späteinsteiger im Rodeln war.

Der damalige Informatikstudent hatte sich schon an vielen Sportarten versucht. Doch der Gedanke an Eis, Schlitten und Geschwindigkeiten von mehr als 130 Kilometer pro Stunde ließ ihn nicht mehr los. Für Banani war klar: „Mich reizt die Geschwindigkeit nicht nur, ich liebe sie.“ In seiner Heimat gab es mit Durchschnittstemperaturen von 25 Grad allerdings weder Eis noch Eisbahnen. So trainierte er anfangs in einem Bob mit Rollen auf einem Sandberg, bevor er in Deutschland Rodelbahnen kennenlernte. Auf dem Weg dahin hat ihn die ehemalige deutsche Rodlerin Isabel Barschinski unterstützt, die ihn seitdem Casting coacht. Im Rahmen einer Patenschaft mit der deutschen Nationalmannschaft trainiert er sogar mit Spitzenrodlern wie Felix Loch, erhält Tipps vom dreimaligen Olympiasieger Georg Hackl und Bundestrainer Norbert Loch.

Sein Vorhaben sorgte schnell für Aufsehen. So stattete ihn der gleichnamige Unterwäscheproduzent mit einem Sponsorenvertrag aus. Auch sportlich machte er schnell Fortschritte. Bereits nach wenigen Monaten Training erhielt Banani die Chance, seinen Traum von den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver zu verwirklichen. Doch er stürzte im Qualifikationsrennen und musste mit einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus. Ein Schock, ans Aufhören dachte er aber nicht: „Das kam nicht infrage. Mein großer Traum sind die Olympischen Spiele und ich werde alles dafür tun.“

Nun landete er im Nationencup-Rennen sensationell auf Platz 18. Es ist zwar noch nicht Sotschi 2014, aber Banani sagte: „Nach meinem Lauf stand mein Herz für fünf Minuten still.“ dapd

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