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Sport: Ein moralisches Angebot

Michael Meier, der Manager von Borussia Dortmund, ist seit mehr als 20 Jahren in leitender Funktion für verschiedene Fußball-Bundesligavereine tätig. Bei seinem aktuellen Arbeitgeber hat er sich im Umgang mit großen Geldbeträgen ein gewisses Geschick angeeignet, und auch der Aufstieg des BVB zum Börsenverein Borussia ist eng mit seinem Namen verbunden.

Michael Meier, der Manager von Borussia Dortmund, ist seit mehr als 20 Jahren in leitender Funktion für verschiedene Fußball-Bundesligavereine tätig. Bei seinem aktuellen Arbeitgeber hat er sich im Umgang mit großen Geldbeträgen ein gewisses Geschick angeeignet, und auch der Aufstieg des BVB zum Börsenverein Borussia ist eng mit seinem Namen verbunden. Man sollte ihn also nicht als weltfremd verspotten. Das ist Meier bestimmt nicht.

Die Medien bezeichnen ihn gelegentlich als ehemaligen Klosterschüler. Das Attribut brav soll man sich dann vermutlich dazudenken. Vom braven Klosterschüler zum knallharten Manager. In der Tat hat Meier vor 30 Jahren an einer jesuitischen Klosterschule sein Abitur gemacht, und vielleicht hat ihn das mehr geprägt, als es ihm für seine derzeitige Tätigkeit zuträglich ist. In der Fußballwelt ist nur wenig Platz für christliche Nächstenliebe, und deshalb erscheinen Meiers jüngste Vorschläge als wenig praktikabel. Die gut verdienenden Fußballprofis, so hat Meier gesagt, hätten eine "moralische Verpflichtung", auf einen Teil ihrer Gehälter zu verzichten, falls das Imperium des Rechtehändlers Leo Kirch zusammenbricht und die Vereine vom unerschöpflich scheinenden Geldfluss aus München abgeschnitten werden.

Moral, werden die jungen Männer mit den dicken Konten und den findigen Beratern jetzt sagen, was ist denn das? Sie werden sich auf ihre Verträge berufen, die sie abgeschlossen haben, als noch alles möglich schien. Das wird sich nun unter Umständen ändern. Selbst wenn Kirchs Konzern die Krise noch einmal überleben sollte, wird nichts mehr so sein, wie es bisher war: Davon, dass der überdrehte Bundesligabetrieb mit den Wahnsinnsgehältern irgendwann zusammenbricht, war schon oft die Rede. Geglaubt hat es so recht niemand. Jetzt aber ist einer ganzen Branche erstmals vor Augen geführt worden, dass das stete Mehr-Mehr-Mehr kein gottgegebenes Gesetz ist. Auch die Gehälter der Fußballprofis unterliegen marktwirtschaftlichen Grundsätzen. Bisher haben die Spieler immer davon profitiert. Jetzt könnte es erstmals umgekehrt sein.

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