zum Hauptinhalt

Sport: Ein Nationalspieler zu viel

Konstantinidis verlässt Hertha

Berlin. Otto Rehhagel schätzt ihn. Gerade hat er Kostas Konstantinidis für das EM-Qualifikationsspiel der von ihm trainierten griechischen Nationalmannschaft am Sonnabend in Athen gegen Spanien als Abwehrchef nominiert. Es wird sein 38. Länderspiel sein. Bei Hertha BSC schätzt man das Können des im schwäbischen Schorndorf geborenen Griechen weniger hoch ein. Am Sonntag, einen Tag nach seinem 30. Geburtstag, wurde bekannt, dass Konstantinidis zu Hannover 96 transferiert wird. Bei Hertha war er einer zu viel an Bord.

Huub Stevens, sein Trainer, hielt wohl nicht viel von Konstantinidis. Der Vertrag, nun aufgelöst, lief aber noch bis 2003. Also gab man ihn ab, weil der Kader ohnehin aufgebläht ist. Aber auch, um die laufenden Kosten für den Griechen, der 1999 für rund 1,3 Millionen Euro von Panathinaikos Athen kam, zu sparen. Das tat man schon im Vorjahr. Da wurde Konstantinidis an den abstiegsbedrohten Premier-League-Klub Bolton Wanderers ausgeliehen. „Die Zeit in England war eine Erfahrung wert“, sagte er später. Gespielt hat er freilich auch dort kaum. Gerade mal 180 Minuten. Einmal sah er die Rote Karte. Bei den Bolton Wanderers spielte auch Fredi Bobic. Mit dem kann Konstantinidis nun ein Wiedersehen feiern – bei Hannover 96.

Bei Hertha war die vergangene Saison für Konstantinidis „eine einzige Katastrophe“. Unter Jürgen Röber lange Zeit eine feste Größe, warf ihn eine schwere Knieverletzung aus der Bahn. Das Syndesmoseband, die Verbindung zwischen Schien- und Wadenbein, war gerissen. Sechs Monate lang quälte er sich, um wieder Anschluss an die Mannschaft zu finden. Als er endlich wieder so weit war, hatte Falko Götz von Röber das Kommando übernommen. Und bei Götz hatte Konstantinidis ganz schlechte Karten. So wie jetzt bei dessen Nachfolger Huub Stevens.

Noch vor dieser Saison hatte sich der Grieche, der bei Hertha mit Sebastian Deisler befreundet war und mit seiner Lebensgefährtin gerade ein Haus in Seeburg bei Spandau bezogen hat, kämpferisch gegeben. „Ich werde mich im Training hundertprozentig reinknien“, sagte er. Und: „Mir ist es egal, auf welcher Position ich spiele, Hauptsache, ich spiele.“ Das klang wie ein Hilferuf. Stevens erhörte ihn nicht. Obwohl die verletzungsbedingten Probleme im Defensivbereich beträchtlich waren: Dick van Burik, Marko Rehmer und Denis Lapaczinski waren Rekonvaleszenten. Als Nené, als Linksfüßler vor allem auf der linken Abwehrseite einsetzbar, einen Vertrag bekam, sah es für Konstantinidis noch schlechter aus. Und noch mehr, als Rehmer wieder verfügbar war und van Burik kurz davor ist, sich zurückzumelden.

Da kam es Hertha sehr gelegen, dass Hannover anfragte, ob Konstantinidis zu haben sei. In drei Spielen hatte der Neuling und Tabellenletzte acht Tore kassiert, weniger als der Tabellennachbar Cottbus (zehn), aber mehr als alle anderen. Nun soll der Grieche die Löcher stopfen. Schon am nächsten Bundesliga-Spieltag. Gegner ist dann – Cottbus.

Gestern landete Konstantinidis in Athen. Am Dienstag schart Rehhagel seine Spieler für das kommende Duell mit den Spaniern um sich. Konstantinidis wird es gut tun, wieder als vollwertiger Spieler angesehen zu werden. Da kann er das Kapitel Hertha BSC leichter abhaken. Klaus Rocca

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false