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Sport: Ein neues Image mit dem Titel

Die Handballer siegen – auch bei der Vermarktung

In der 18. Minute brandet plötzlich großer Jubel auf in der Mannheimer SAP-Arena, viele Mädchen kreischen, dabei ist kein Tor gefallen. Aber erstmals betritt Michael Kraus das Spielfeld. Die Handball-WM, die am 4. Februar mit dem deutschen Titel zu Ende ging, hatte viele Gewinner, und dass der Spielmacher aus Göppingen zu den Shooting-Stars des deutschen Handballs gehört, bewies gestern sein erster Länderspielauftritt nach der WM. Auch seine drei Treffer und gelungenen Anspiele wurden entsprechend gefeiert, vor allem von vielen jungen Mädchen. Wie schon am Donnerstag in Stuttgart, als Portugal im ersten Länderspiel mit 38:28 distanziert worden war, dominierte die deutsche Nationalmannschaft denselben Gegner auch gestern nach Belieben, gewann 31:20 (16:10) und zeigte den 11 474 Zuschauern in der nicht ganz ausverkauften Arena einige Kunststücke.

„Ich hoffe, es hat den Fans ein wenig Spaß gemacht“, sagte Abwehrchef Oliver Roggisch hinterher. Und auch für Bundestrainer Heiner Brand hatte sich der Zweck dieser Testspiele im Hinblick auf die EM 2008 in Norwegen erfüllt: „Die Mannschaft ist müde, dennoch hat sie in einigen Phasen Spielfreude demonstriert. In der Abwehr fehlte manchmal ein bisschen der Biss“, sagte der 54-jährige Gummersbacher. „Deutschland ist momentan sehr, sehr stark, und ich bin sicher, dass dieses Team in den nächsten Turnieren ganz vorne landen wird“, sagte Portugals schwedischer Coach Mats Olsson.

Auch in wirtschaftlicher Hinsicht spürt der Deutsche Handballbund (DHB) die Effekte der WM. Unvorstellbar war es vor einem Jahr, dass 11 474 Zuschauer ein Freundschaftsspiel besuchen würden, auch eine Live-Übertragung in der ARD war bis zum WM-Finale, als knapp 21 Millionen Zuschauer für eine Rekordquote gesorgt hatten, nicht denkbar. Für die Übertragung des gestrigen Spiels kassierte der DHB nun rund 50 000 Euro. Zudem verlängerte der DHB-Partner CMA die ihr vertraglich zustehende Option um ein weiteres Jahr. Weitere Verträge werden vom DHB verhandelt, mit denen die Zukunft langfristig gesichert werden soll. Ob der Verband mit dem Ausrüster Kempa verlängert oder mit Adidas einen neuen Partner bindet, ist offen. „Da ist nichts entschieden“, sagte DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier, „aber ich kann sagen, dass Kempa uns ein sehr gutes Angebot gemacht hat.“ Nach der WM hat sich auch die Ausgangslage für den neuen TV-Vertrag entscheidend verbessert. Hier verhandelt der DHB mit Sport A, der Rechteagentur von ARD und ZDF, sowie mit dem Hamburger Sportrechte-Vermarkter Sportfive.

Nachträglicher Ärger droht dem DHB hingegen wegen der Vergabe der WM-Ticketrechte. Nach Informationen des „Spiegel“ verkaufte der DHB diese Rechte im Jahr 2005 für 300 000 Euro an die Schweizer Agentur GDM, die dafür rund 1,5 Millionen Euro vom Schweizer Anbieter Ticket-Corner kassiert haben soll.

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