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Sport: Ein Neuling tobt sich aus

Carlos Sainz überrascht bei der Rallye Dakar selbst den Chef seines VW-Teams

Berlin - Erst als das Zelt von Carlos Sainz stand, war das Biwak des VW-Teams in der marokkanischen Wüste komplett. „Mittlerweile beherrscht er den Aufbau, anfangs musste ihm Jutta Kleinschmidt ein wenig helfen“, sagt VW-Sportdirektor Kris Nissen. „Ansonsten ist Carlos perfekt in sein Debüt bei der 28. Rallye Dakar gestartet.“ Drei Etappensiege des Spaniers an den ersten fünf Tagen haben selbst den Chef aus Dänemark stark beeindruckt. „Dass er auf den zwei Etappen in Portugal schnell fahren würde, hatte ich erwartet. Doch auf der langen Wüstenstrecke nach Quarzazate, wo es die ersten Sanddünen und tiefen Löcher gab, noch nicht in dieser Qualität“, sagt Nissen über den zweimaligen Straßen-Rallye-Weltmeister. Er hatte Sainz verpflichtet. „Es ist beeindruckend, dass sich ein Weltstar wie er nach vielen erfolgreichen Jahren im Motorsport mit so viel Kraft für eine neue Aufgabe engagiert“, sagt er voller Bewunderung.

Carlos Sainz ist ehrlich genug, das nicht für sich allein zu verbuchen. „Schließlich habe ich mich erst für einen Start bei der Dakar entschieden, als feststand, dass Andreas Schulz mein Beifahrer sein würde“, sagt der 43 Jahre alte Madrilene. „Ich vertraue ihm zu einhundert Prozent, Andy ist einer der besten Beifahrer.“ Das weiß auch seine Teamgefährtin Jutta Kleinschmidt nur zu gut, ihren Dakar-Sieg 2001 holte sie im Mitsubishi mit dem gebürtigen Münchner als Kopilot. 2003 führte dann der in Dubai lebende Schulz den Japaner Hiroshi Masuoka zum Erfolg.

Derzeit mehren sich im VW-Lager bereits die Glückwünsche für die schnellen Fahrten der Werksteams, vor allem für die nach fünf Etappen in Führung liegenden Sainz/Schulz. Mehr noch, im Ziel des 350 Kilometer langen Abschnitts von Quarzazate nach Tan Tan in Marokko waren unter den ersten sechs Fahrzeugen alle fünf Touaregs. Doch der Motorsportchef weiß natürlich, dass noch viel passieren kann. „Ich vergleiche die Rallye in dieser Phase mit einem vollen Glas Bier“, sagt Nissen, „bislang sind nur der Schaum und der erste Schluck weg.“ Er spricht davon, dass auch die vier weiteren Besatzungen im VW Race-Touareg mit dem Tempo der Konkurrenz sehr gut mithalten können. Zur Not können sie noch zulegen. Nur Sainz liege diese taktische Fahrweise absolut nicht. Erst ein Reifenschaden stoppte das spanisch- deutsche Team auf der fünften Etappe. Nur damit sind jene 8:59 Minuten zu erkläre, die Sainz/Schulz als Neunte auf die Tagessieger Stephane Peterhansel/Jean-Paul Cottret aus Frankreich im Mitsubishi einbüßten. „Wenn wir nach der langen siebenten Etappe nach Atar in Mauretanien immer noch vorn liegen, dann erst sehe ich sehr gute Chancen für den Erfolg in Dakar“, sagt der ehemalige Sport- und Tourenwagen-Fahrer, der auch schon in der Formel 1 Testfahrten durchführen durfte.

VW setzt auf die kompakte Einheit des Teams, während sich Sainz/Schulz zunächst „richtig austoben“ dürfen. Kommen sie gut durch, umso besser. Aber spätestens das Profil der siebenten Etappe scheint eher für die erfahrenen Dakar-Piloten im VW, Jutta Kleinschmidt, den Amerikaner Mark Miller, den Franzosen Bruno Saby oder den Südafrikaner Giniel de Villiers, geschaffen zu sein. Vor den extrem weichen Sandpassagen mit Dünenüberquerungen abseits jeglicher Wege, Steinstrecken und Kamelgras-Abschnitten hat selbst der Rallye-Star Carlos Sainz viel Respekt: „In den nächsten Tagen erwarte ich den schwierigsten Teil der Rallye in Mauretanien, wo ich noch nie gefahren bin.“

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