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Sport: Ein Oldie kehrt zurück

Der frühere Formel-1-Weltmeister Mika Häkkinen gewinnt in Spa sein erstes DTM-Rennen

Es war fast wie in den alten Zeiten. Es gab Champagnerduschen aus Magnumflaschen, und immer wieder wurde ein lange nicht mehr gehörter Oldie aufgelegt. Das Mitgröl-Liedchen „Mika Number One“ begeisterte in der Mercedes-Box in Spa-Francorchamps wie Ende der Neunziger, als Mika Häkkinen sich packende Duelle mit Michael Schumacher geliefert und zweimal den Formel-1-WM-Titel gewonnen hatte. Jetzt sind die großen finnischen Zeiten offenbar zurück im Motorsport. Vor einer Woche gewann Häkkinens Landsmann Kimi Räikkönen das Formel-1-Rennen in Barcelona, am Sonntag dann schlug der 36-Jährige selbst zu. In seinem erst dritten Rennen beim Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM) nach seiner Babypause gelang ihm der erste Sieg. Damit hatte Häkkinen die Vorgabe seines Chefs Norbert Haug schneller als erwartet erfüllen können. Der Mercedes-Sportchef hatte unmissverständlich Siege von seinem neuen, alten Star gefordert.

Bereits während der Qualifikation hatte sich angedeutet, dass Norbert Haug an diesem Wochenende bekommen könnte, wonach er verlangte. Bei typischem, sprich: nassem Ardennenwetter holte sich Mika Häkkinen mit einer fantastischen Runde seine erste Poleposition. Und im Rennen bewies er, dass er noch immer über herausragendes taktisches Geschick verfügt: In der entscheidenden Szene, bei der Ausfahrt aus der Boxengasse, wehrte er den Angriff von Mattias Ekström im Audi mit kalten Reifen in der berüchtigten Eau-Rouge-Passage ab. „Da hat mir sicher auch die Erfahrung ein bisschen geholfen“, sagte Häkkinen.

Ein bisschen überrascht ob des schnellen Erfolges wirkte der Finne dennoch, und das ging seinem Chef nicht anders. „Ich kenne Mika schon sehr lange und weiß, was er kann“, sagte Norbert Haug. „Aber das war noch mehr, als man je erwarten durfte. Das war einfach perfekt.“

Nach seinem Sieg kehrten Häkkinens Gedanken zumindest kurz noch einmal in seine erfolgreichsten Zeiten zurück. „Zu gewinnen ist immer schön – aber dieser Sieg ist schon etwas ganz Besonderes“, gab Mika zu, „ein bisschen kann man ihn vielleicht schon mit dem in der Formel 1 hier im Jahr 2000 vergleichen.“ Damals hatte er mit einem grandiosen Überholmanöver am Ende der langen Geraden bei Tempo 340 den überrundeten Ricardo Zonta und den führenden Michael Schumacher überholt – die Aktion gilt jetzt schon als Klassiker in der Formel-1-Geschichte.

Fünf Jahre später gab sich Häkkinen am Sonntag so gelöst, wie man ihn selbst bei seinen größten Formel-1-Triumphen selten erlebt hatte. „Das war für mich eine der schönsten Wochen in meinem Leben“, sagte Häkkinen. Und zwar nicht nur in sportlicher Hinsicht: Kurz vor dem Rennen ist Häkkinen zum zweiten Mal Vater geworden. Sicherlich bedeutete das eine zusätzliche Motivation, aber beinahe hätte ihn dieses unvergleichbare Erlebnis noch den Sieg gekostet. Der Finne gab zu, gegen Ende des Rennens mit dem sicheren Vorsprung im Rücken ein wenig die Konzentration verloren zu haben, weil er oft an seine Frau und seine Tochter gedacht habe.

In der Meisterschaft liegt Häkkinen jetzt mit 17 Punkten schon auf Platz zwei – nur noch zwei Zähler hinter seinem Mercedes-Markenkollegen Gary Paffett. An den DTM-Titel will er trotzdem noch nicht denken: „Ich will hier vor allem Spaß haben“, sagte Häkkinen. „Jetzt schon in Richtung Titel zu blicken, das würde ja nur wieder Druck bedeuten. Und das will ich nicht!“ Aber er hätte wohl nichts dagegen, wenn ein bestimmter, schon etwas älterer Song in der nächsten Zeit ein wenig häufiger zu hören wäre.

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