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Sport: Ein Paar kämpft um den Titel

In der Satzung der Deutschen Eislauf-Union (DEU) steht, dass man einige sportliche Vorbedingungen erfüllen muss, damit man bei den deutschen Eiskunstlauf-Meisterschaften mitkreiseln darf. Zum Glück.

In der Satzung der Deutschen Eislauf-Union (DEU) steht, dass man einige sportliche Vorbedingungen erfüllen muss, damit man bei den deutschen Eiskunstlauf-Meisterschaften mitkreiseln darf. Zum Glück. Sonst hätte sich vielleicht ein gesetztes Ehepaar, das in Oberstdorf sonntags gerne beim Besucherlaufen übers Eis gleitet, kurzfristig für den Eistanz-Wettbewerb anmelden können. Es wäre Vizemeister geworden, garantiert. Um den Titel im Eistanz kämpften, bestimmt hoch motiviert, Nailya Zhiganshina und Alexander Gazsi. Mehr Teilnehmer gab es nicht. Im Paarlauf traten immerhin zwei Paare an.

Schwache Teilnehmerfelder sind schon länger ein Problem in der einstigen Spitzensportart Eiskunstlauf. Nun verschärft der Verzicht der ARD auf einen neuen Fernsehvertrag die Krise. Ob der Verband ohne neuen Fernsehvertrag ganz aufgibt, ist eine andere Frage. Es kann schließlich sein, dass der neue Präsident Dieter Hillebrand die Situation aus taktischen Gründen dramatisiert. Gleichwohl ist es schon eine Kunst, bei einem Sender, der stundenlang Wintersport live präsentiert, durch den Rost zu fallen.

Siegertypen, spannende Wettkämpfe, unterhaltsame Präsentationen – all das fehlt der DEU. Das Eislauf-Paar Szolkowy/Sawtschenko, einziger sportlicher Lichtblick, ist in den Streit um Trainer Steuer verwickelt. Die Nachwuchsarbeit wurde sträflich vernachlässigt, die Wettkampfpräsentation bei deutschen Meisterschaften wirkt bieder, attraktive Wettbewerbe entwickelt niemand. Im dreiköpfigen DEU-Präsidium sitzen zwei Eishockey-Fachleute. Präsident Hillebrand, langjähriger Eishockey-Funktionär, bezeichnete den Verband zum Amtsantritt imagefördernd als „Krebspatienten“.

Eine schockierende Diagnose kann ein Umdenken bewirken. Das ist bei der DEU dringend nötig. Wie man gegensteuern kann, ist leicht zu erkennen: Man muss an einem ARD- oder ZDF-Sportnachmittag bloß den Fernseher einschalten. An diesem Wochenende in Oberstdorf ist es noch einfacher. Ein Blick aus der Eissporthalle genügt: Gleich daneben wird der Weltcup in der Nordischen Kombination ausgetragen. Da gibt es viele Fernsehkameras und noch mehr Zuschauer.

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