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Sport: Ein Paradiesvogel als Trommler - der Handballstar wirbt in Berlin für den Handball-Supercup

Er pflegt sein Image als Paradiesvogel. Nase und Augenbraue gepierct, Haare knallgelb, rechter Oberarm tätowiert, Ziegenbart, schreiend-buntes T-Shirt und die Zigarette in der Hand - Stefan Kretzschmar weiß, was er sich selbst schuldig ist.

Er pflegt sein Image als Paradiesvogel. Nase und Augenbraue gepierct, Haare knallgelb, rechter Oberarm tätowiert, Ziegenbart, schreiend-buntes T-Shirt und die Zigarette in der Hand - Stefan Kretzschmar weiß, was er sich selbst schuldig ist. Die belustigt-interessierten Blicke ist er gewohnt. Dass er zwischen Schlipsträgern saß, irritierte ihn nicht. Kretzschmar war gekommen, um in seiner Heimatstadt die Werbetrommel für den 11. Handball-Supercup zu rühren. Der startet am 21. Oktober in Frankfurt/Oder, findet vom 22. - 24. Oktober in der Schmeling-Halle seinen Höhepunkt.

Eigentlich rauche er nicht, höchstens fünf Zigaretten am Tag, meint Kretzschmar mit Blick auf den neben ihm sitzenden Bundestrainer Heiner Brand. "Und solange meine Kondition stimmt, kann ich es verantworten." Der 26-Jährige, seit einem Jahr mit einer Kubanerin verheiratet, weiß, dass sie stimmt. Muss sie auch, denn Kretzschmar, der Weltklasse-Linksaußen, stellt an sich selbst hohe Ansprüche. In der Nationalmannschaft, wo er neben Daniel Stephan der Star ist, und beim SC Magdeburg. Mit dem würde er in dieser Saison gern Vizemeister werden. Der Titel ist für ihn schon vergeben, an den THW Kiel.

Gestern hatte ihn also Berlin wieder, wenn auch nur für ein paar Stunden. Auch seine Eltern freuten sich. Mit seinen alten Kumpels wollte er sich, wie einst, abends in der Kneipe treffen. Einige von ihnen, meinte er mit leicht scherzhaftem Unterton, könnte er am 19. Oktober wiedertreffen - bei einem Handball-Gastspiel in der Justizvollzugsanstalt Tegel. Vor sechs Jahren, damals noch mit Blau-Weiß Spandau, hat er dort schon mal gespielt.

Ob er sich denken könne, eines Tages wieder in Berlin Handball zu spielen, wurde Kretzschmar gefragt. Gewiss, meinte er, aber dann müssten die Dummquatscher in Berlin weg sein, müssten Sponsoren angelockt werden. Er telefoniere noch heute oft mit Spandaus Manager Jürgen Kessling, "ohne den es in Berlin gar keinen Bundesliga-Handball mehr gäbe". Im Übrigen - sein Vertrag beim SC Magdeburg läuft noch bis zum Jahr 2004.

Zurück zum Supercup in Berlin. Bis auf Spanien, das abgesagt hat, ist die Weltelite am Start: Schweden, Russland, Kroatien, Frankreich, Dänemark und natürlich auch Deutschland, der Titelverteidiger. Heiner Brand, heute Bundestrainer, war schon beim ersten Turnier im Jahr 1979 dabei, damals als Spieler. 5600 Karten wurden bereits in Berlin verkauft, die Max-Schmeling-Halle fasst 7250. Die Eintrittspreise gehen von zehn bis 40 Mark.

Klaus Rocca

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