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Aufwärts geht’s. Durch den zweiten Platz auf dem Nürburgring baute Spengler seine Gesamtführung aus. Foto: dpa

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Sport: Ein Pechvogel im Glück

Holt Spengler endlich seinen ersten DTM-Titel?

In der vorletzten Runde jubelten Mattias Ekström und Bruno Spengler gleichzeitig. Der Schwede Ekström lag in seinem Audi beim Rennen des Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM) auf dem Nürburgring in Führung, der kanadische Mercedes-Pilot Spengler auf Rang drei. Dann verbremste sich Mike Rockenfeller, der seinem Audi-Teamkollegen lange Druck gemacht hatte und musste Ekström den Sieg und Spengler vorbeiziehen lassen. „Mike hatte Probleme mit seinen Reifen“, hatte Spengler von hinten gesehen. Rockfeller bestätigte dies: „Aber das ist keine Entschuldigung.“ Dadurch konnte Spengler seinen Vorsprung in der Gesamtwertung auf sieben Punkte ausbauen, weil sein direkter Verfolger Martin Tomczyk im Audi nach einem verpatzten Training und einer Berührung mit Jamie Green in der zweiten Kurve nur Fünfter wurde.

Derzeit läuft vieles für Spengler, und grundsätzlich wäre der 27-jährige Kanadier auch einmal dran mit dem Gewinn der DTM. Seit 2005 gehört er dem Fahrerkader von Mercedes an und wurde zweimal Vizemeister. Die vergangene Saison beendete er auf Gesamtrang drei – dabei hatte er schon wie der sichere Champion ausgesehen. Doch zwei Nullrunden in den letzten drei Rennen ließen seine Teamkollegen Paul di Resta und Gary Paffett noch an ihm vorbeiziehen.

Nun folgt also der nächste Anlauf. „Das Ziel ist ganz klar, die Meisterschaft zu gewinnen“, hatte Spengler vor der Saison sein Ziel formuliert. Und bremste sich sofort wieder ein. „Eigentlich ist es im Motorsport nicht möglich, einen Meisterplan zu haben“, sagte er. Auch eine Folge der Ereignisse des vergangenen Jahres.

Charmant, eloquent, höflich, sympathisch – so lässt sich Bruno Spengler charakterisieren. Seit er im Jahr 2002 in deutschen Rennserien unterwegs ist, lernt der Kanadier Deutsch. Durch seine gewählte Ausdrucksweise mit seinem leicht französischen Akzent sammelt er im Team und im Umfeld Sympathiepunkte.

Geboren wurde Bruno Spengler im August 1983 in Schiltigheim bei Straßburg. Zwei Jahre später siedelte Familie Spengler nach Kanada über, in die Heimat seines Vaters. Doch schon bald kehrte der hoffnungsvolle Nachwuchsrennfahrer wieder nach Europa zurück. Mittlerweile wohnt er wieder in Straßburg. „Es ist eine der spannendsten Städte Europas“, schwärmt er. Angetan haben es ihm vor allem die vielen kleinen Gassen und die elsässische Küche, aber auch die Lage der Stadt. „Straßburg liegt verkehrstechnisch sehr günstig“, sagt er, „in wenigen Stunden ist man dort, wo man als Rennfahrer hin muss.“ Zum Beispiel auch bei seinem Arbeitgeber Mercedes in Stuttgart. Trotzdem genießt er auch die Ausflüge nach Kanada, liebt die Weite und Ruhe in den Wäldern. „Ich lebe und wohne zwar die meiste Zeit in Straßburg, aber meine Heimat ist und bleibt Kanada.“

Als Rennfahrer ist Bruno Spengler durch die vielen Rückschläge gereift. Er lässt sich durch kleinere Pannen nicht mehr verrückt machen. So auch gestern, als sein zweiter Boxenstopp nicht so gut lief wie erhofft. Statt danach wütend zu attackieren, behielt er die Ruhe und wartete geduldig auf einen Fehler von Mike Rockenfeller. Dies sind Eigenschaften eines Champions: Aggressiv, wenn nötig. Aber auch zurückhaltend, wenn vernünftig.

Entsprechend zurückhaltend äußerte sich Spengler auch nach dem Rennen. „Sieben Punkte sind nicht allzu viel“, sagte er. Auch wenn nur noch vier Rennen zu fahren sind. „Bruno hat eine gute Position“, sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Bruno Spengler hätte nichts dagegen, wenn er die in seiner siebten DTM-Saison auch mal bis zum Ende behalten würde.

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