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Sport: Ein Punkt für das nächste Jahr

Nach dem 0:0 bei Sampdoria Genua hat Hertha BSC gute Chancen, im Uefa-Cup zu überwintern

Mit Stolz erzählen die Einwohner Genuas, der Kulturhauptstadt Europas 2004, von ihrem Friedhof. Es ist nicht irgendein Friedhof, sondern der drittgrößte der Welt. Und ganz in der Nähe des riesigen Friedhofs steht das Stadion Luigi Ferraris, auf dessen Rängen gestern Abend die Genuesen ein Paradebeispiel italienischer Lebensfreude boten. Die Fans von Sampdoria Genua unter den 20 000 Zuschauern sangen 90 Minuten lang wie aus einem Guss. Dabei spielte ihre Mannschaft nicht gerade berauschend. Der Tabellensiebte der italienischen Serie A brachte nicht ein Tor zu Stande. Weil aber auch Hertha BSC nicht traf, endete das Uefa-Cup-Spiel zwischen Genua und dem Berliner Bundesligisten 0:0. Auch wenn Hertha im siebenten Europapokalspiel in Italien sieglos blieb, hilft der Punkt den Berlinern mehr als dem Gegner. Hertha empfängt im letzten Gruppenspiel am 15. Dezember Steaua Bukarest und kann bereits mit einem Unentschieden den Einzug in die Zwischenrunde im Februar 2006 perfekt machen. „Wir sind mit dem Ergebnis zufrieden, obwohl mehr drin gewesen wäre“, sagte Trainer Falko Götz.

Ashkan Dejagah hatte davon nicht so viel mitbekommen. Vor dem Spiel war der 19 Jahre alte Stürmer der Berliner mit Verdacht auf akute Gastritis ins Krankenhaus gefahren worden. Den Rückflug nach Berlin direkt nach dem Spiel aber sollte Dejagah antreten. Obwohl Manager Dieter Hoeneß „den Mut, nach vorne zu spielen“ von seiner Mannschaft eingefordert hatte, startete Hertha eher defensiv – mit einer Viererabwehrkette und nur einer Sturmspitze. Nando Rafael mühte sich im gegnerischen Strafraum nach Kräften, blieb aber weitgehend wirkungslos. Der momentan erfolgreichere Marko Pantelic ist bekanntlich für den Uefa-Cup gesperrt.

Falko Götz hatte aber noch weitere Veränderungen in der Aufstellung im Vergleich zum vergangenen Bundesligaspiel vorgenommen. Für Dick van Burik spielte Alexander Madlung in der Innenverteidigung und für Ellery Cairo durfte Thorben Marx ran. Der Mittelfeldspieler hatte nach zehn Minuten auch die erste große Torchance. Doch da sein linkes Bein nicht das stärkste ist, hatte Genuas Torwart Castellazzi keine Mühe, den Ball zu halten.

Knapp eine Woche nach dem tor- wie trostlosen Uefa-Cup-Spiel der Berliner gegen den französischen Vertreter RC Lens, bestimmte Hertha gestern Abend die erste halbe Stunde gegen einen bisweilen biederen Gastgeber, bei dem elf Italiener in der Anfangsformation standen. Doch der Feldüberlegenheit entsprang zu selten Torgefahr. Im Gegenteil, die Italiener blieben bei ihren wenigen Gegenstößen meist druckvoller als die Berliner. Auffällig war, dass sich vor allem Madlung ein-, zweimal überlaufen ließ und im Zweikampf gegen die viel kleineren Stürmer des Gegners ungewöhnlich zauderhaft wirkte. Die beste Gelegenheit für Hertha im ersten Abschnitt vergab Yildiray Bastürk mit einem Schuss von der Strafraumgrenze Sekunden vom dem Halbzeitpfiff.

In der zweiten Halbzeit hatten die Berliner Mühe, ihre Linie beizubehalten. Das Mittelfeld um Spielmacher Marcelinho war längst nicht mehr so präsent, so geriet die Abwehr stärker in Bedrängnis. Nach einer Stunde hatte Hertha großes Glück, dass Genuas Stürmer Flachi nach einer Flanke den Ball zu ungenau traf. Flachi kam ungedeckt vor Christian Fiedler zum Schuss, Herthas Torwart wäre wohl machtlos gewesen. Die Herthaner aber steckten nicht auf, das Überwintern im internationalen Wettbewerb ist ihr gemeinsames Ziel. Allerdings hatte sie die Fantasie und der Mut zur Offensive aus der ersten Hälfte so ziemlich verlassen. Wenn sie angriffen, dann meist zu zaghaft. Da Marcelinho blass blieb, wurde er ausgewechselt.

In der Schlussphase ging es den Berlinern nur noch darum, kein Gegentor zu fangen. Die Genuesen, die zehn Minuten vor dem Abpfiff mit einem eingewechselten dritten Stürmer noch einmal alles riskierten, wurden am Ende nicht mehr belohnt.

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