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Sport: Ein Schmerzensschrei geht um die Welt

Ronaldo droht nach einer schweren Knieverletzung das Karriereende

Eigentlich hatte Ronaldo schon seit langem ungeduldig auf diesen Moment gewartet – betreut von einem Stab von medizinischen Koryphäen, die sich der AC Mailand seit 2002 leistet. Behutsam sollte er auf seine volle Einsatzkraft als Stürmer vorbereitet werden, nachdem ihn in den letzten Monaten eine Muskelverletzung immer wieder zurückgeworfen hatte. Er fühlte sich zwar vom Verletzungspech regelrecht verfolgt, doch der vereinseigene Psychologe Bruno De Michelis machte ihm immer wieder Mut. So quälte und schund sich der einst weltbeste Stürmer von neuem, um sein altes Leistungspotential zu erreichen. Und gerade als ihm das halbwegs zu gelingen schien, verletzte er sich am Mittwochabend so schwer, dass gar seine Karriere auf dem Spiel steht. Beim AC Mailand herrscht Entsetzen. „Wir sind alle über diese Verletzung verzweifelt“, sagt Jean Pierre Meersman, der das vereinseigene medizinische Zentrum Milan Lab leitet.

Als es im Spiel gegen Livorno in der 59. Minute passierte, war der 31-jährige Brasilianer erst drei Minuten im Spiel. In seiner kraftvollen Art sprintete er in den Strafraum und versuchte, einen Ball einzuköpfen, den ein Abwehrspieler Livornos zuvor mit der Hand berührt hatte. Ronaldo fiel zu Boden, dabei riss seine Patellasehne im linken Knie.

Eine ähnlich schwere Verletzung zog sich Ronaldo im Jahr 2000 im Ligaspiel gegen Lazio Rom zu, ebenfalls ohne die Einwirkung eines Gegenspielers. Ronaldo spielte damals für Inter Mailand. Anderthalb Jahre dauerte es, bis er wiederkehrte. Ronaldos neuerliche Verletzung ist der Schlusspunkt einer wahren Leidensgeschichte, die der ehemalige Weltfußballer seit Juli vergangenen Jahres durchmacht. Mit einer kleinen Muskelverletzung in einem Vorbereitungsspiel im vergangenen Juli ging die Misere los. Ein halbes Jahr zuvor war Ronaldo für neun Millionen Euro von Real Madrid zum AC Mailand gewechselt, der neue Klub checkte ihn gründlich durch. Tatsächlich schienen das für ihn entwickelte Trainingsprogramm wie ein Jungbrunnen für den Brasilianer zu sein. In 14 Ligaspielen erzielte er immerhin sieben Tore.

Doch schon in der Saisonvorbereitung zog er sich eine Muskelverletzung im Oberschenkel zu. Als die Verletzung nicht heilen wollte, flüchtete Ronaldo nach Brasilien und suchte beim Mannschaftsarzt der Nationalmannschaft Rat. Nach seiner Rückkehr und anschließenden Rehabilitation brachte er es auf wenige Kurzeinsätze. Immer wieder erlitt er Rückschläge, Vereinspräsident Silvio Berlusconi spottete, Ronaldo möge sich am besten von der Wunder spendenden Madonna im französischen Lourdes heilen lassen. Um ihn aufzumuntern, bot man ihm dennoch an, seinen im Juni auslaufenden Vertrag vorzeitig zu verlängern.

Jetzt sprach der Berlusconi dem Brasilianer die besten Genesungswünsche aus. Mit einem Comeback kann er aber voraussichtlich erst nach neun Monaten rechnen. „Er ist erst 31 Jahre alt. Mit den Fortschritten der Wissenschaft ist das noch jung“, sagte der Milan-Präsident.

Vincenzo delle Donne[Mailand]

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